Ab 18 Jahren fängt der "Ernst des Lebens" für viele jungen Leute in Sachen Finanzen so richtig an. Denn ab diesem Alter erhält man vom Kanton die erste Steuererklärung. Obwohl es für viele Junge nicht viel auszufüllen gibt, weil grosse Einkünfte und Ausgaben noch fehlen, ist die Steuerrechnung ein erste finanzieller "Reality Check", dem man nicht ausweichen sollte. Das Gegenüberstellen von Einnahmen und Ausgaben, ein Überblick über die Sparbeträge, mögliche künftige Ausgaben - all das sind Dinge, die den Weg bereiten für eine weitgehend sorgenfreie finanzielle Zukunft.

Denn zu vermeiden gilt es insbesondere den Teufelkreis "Verschuldung". Die Anzahl überschuldeter Personen ist 2023 in der Schweiz zwar leicht gesunken. Trotzdem gibt es hierzulande immer noch 542’794 Menschen, die ihren Schuldenberg nicht mehr stemmen können. Der typische Schuldner ist dabei zwischen 30 und 49 Jahre alt. 

Damit es nicht soweit kommt und wie man vorhandene Mittel langfristig am sinnvollsten einsetzt, gilt es folgende Fehler, Stereotypen und Einstellungen im Umgang mit Geld zu vermeiden:

1. «Ich brauche kein Budget»

Eine grundlegend falsche Einstellung. Der Überblick über Einnahmen und Ausgaben ist wohl das Wichtigste. Dabei nützt ein Budget – und zwar ein ehrliches. Ein einfacher, aber wirkungsvoller Tipp: Während eines Monats strikt alle Ausgaben aufnotieren. Das tut manchem die Augen auf.

Laut dem Bundesamt für Statistik (BFS) geben Schweizerinnen und Schweizer monatlich am meisten für Versicherungen und Krankenkassen aus. Der zweitgrösste Budgetposten sind die Wohnkosten. Hinzu kommen Aufwendungen für Essen, Mobilität oder Ausbildung. Nicht zu vergessen die variablen Ausgaben für Arztbesuche, Freizeit oder Handygebrauch. 

2. Auf Pump konsumieren

Steht das Budget, muss es eingehalten werden. Wer stattdessen regelmässig über seine Verhältnisse lebt, gerät schnell in die Schuldenfalle. Besonders riskant ist das bei jungen Leuten. Das Verschuldungsrisiko steigt, wenn Leute auf die 30 zugehen.

Hauptgrund dafür sind unbezahlte Steuerrechnungen, gefolgt von Konsumkrediten. Gerade bei den Steuern kann es sich lohnen, frühzeitig Geld an den Staat einzuzahlen, zum Beispiel mittels Dauerauftrag. Das gibt auch einen attraktiven Zins auf Vorauszahlungen. Hat man Mühe mit der Verwendung von Kreditkarten, bieten sich Prepaid-Kreditkarten an.

3. Aus Faulheit keine Vergleiche einholen

Ein sträfliches Verhalten. Ob Sparkonto, Krankenkasse oder Haftpflichtversicherung: Das Internet bietet viele Vergleichsportale. Mit wenig Zeitaufwand und den richtigen Adressen lässt sich viel Geld sparen. Gerade im Umfeld wieder steigender Zinsen lohnt sich auch ein Blick auf die Zinskonditionen von Schweizer Sparkonten.

4. Kein Geld zur Seite legen

Die Ursünde aller Geldverachter. Sparen Sie lieber heute als morgen. Ein schöner Teil des Einkommens gehört auf die Seite - und zwar regelmässig und konsequent. Wer dafür zu wenig Disziplin aufbringt, dem bieten Banken Sparpläne oder Fondssparpläne an (per Dauerauftrag). 

5. Alles Geld bunkern und nicht investieren

Auch wieder falsch. Wer Vermögen hat, ist gut beraten, dieses diversifiziert anzulegen. Dabei kommen momentan vor allem Aktieninvestments in Frage – allerdings mit einer dem Vermögen entsprechenden Strategie. Der Schweizer Aktienmarkt mit seinem defensiven Charakter bietet sich – zum Beispiel mittels ETF – auch für vorsichtige Anleger an. Grundsätzlich gilt: Finger weg von Produkten, die Sie nicht verstehen. 

6. Auf riskante Anlagen setzen

Das kann böse enden. Denn hinter jeder fetten Rendite steckt ein erhöhtes Risiko. Bei Anlageentscheiden müssen deshalb immer Chancen und Gefahren gegeneinander abgewogen werden. Gerade bei Kryptowährungen haben sich viele junge Leute in letzter Zeit eine blutige Nase geholt. Vorsicht also bei zwielichtigen Angeboten in den Sozialen Medien, welche "todsichere" Gewinne versprechen.

Superreiche wie Elon Musk sollten in Sachen riskante Investments ebenfalls nicht als Vorbild dienen. Der kann Verluste auch im Milliardenbereich verkraften. Die meisten anderen Leute treibt nur ein Bruchteil davon an den Rande des Ruins. Auch Glücksspiele und Casinos bringen zwar Nervenkitzel und Kick, langfristig aber Verluste. Das weiss jeder, der etwas von Wahrscheinlichkeitsrechnung versteht.

7. Die Steuererklärung vernachlässigen

Menschlich nachvollziehbar, aber wer schenkt dem Staat schon freiwillig Geld? Beim Ausfüllen der Steuererklärung müssen alle möglichen Abzüge geltend gemacht werden. Handkehrum: Wer Steuern hinterzieht, muss mit üblen Bussen rechnen.

8. Künftige Ausgaben unterschätzen

Gerade für Junge ist eine vorausschauende Finanzplanung wichtig. Kein 20-Jähriger weiss heute, wieviel ihm dereinst aus der AHV zur Verfügung steht. Ähnliches gilt für den Abschluss von Kreditverträgen: Die künftigen Kosten sollten im Zweifelsfall konservativ eingeplant werden.

Wer eine Familie gründen will, sollte frühzeitig Geld für die Ausbildung der Kinder auf die Seite legen. Direkt und indirekt kostet ein Kind bis 20 Jahre die Eltern rund eine Million Franken, fehlende Erwerbseinnahmen und der Marktwert von Familienarbeit sind dabei eingerechnet. Direkte Ausgaben für ein Kind schlagen mit fast 200'000 Franken bis zur Volljährigkeit zu Buche (mehr dazu hier)

9. Beratungsresistenz an den Tag legen

Immer alles alleine machen und selber beurteilen können? Falsch. Man vertraut oft dem Sanitär oder dem Automechaniker, in Geldfragen aber fühlt man sich als König. Das Honorar für einen unabhängigen Geldprofi ist in den meisten Fällen besser angelegt als Investments, die oft viel Geld kosten. Etwa Spekulantenaktien oder unnötige Lebensversicherungen.

10. Unbedarft einkaufen

Es sind zwar kleine Beträge, aber beim Einkaufen lauern überall Fallen. Unzählige überflüssige Produkte landen im Einkaufskorb. An der Kasse etwa, beim Anstehen, locken Süssigkeiten in Griffnähe von Kinderhänden (und Eltern).

Bei Aktionen oder Vergünstigungen wird oft kopflos zugeschlagen: Dasselbe Produkt landet zwei-, drei- oder mehrfach im Einkaufswagen. Und bitte verpflegt einkaufen gehen: Wer hungrig einen Laden betritt, kauft mehr ein, als er braucht. Das belegen unzählige Studien. Und auch hier: Bei Einkäufen immer Produkte, die im Laden auch als Aktionen angeboten werden, im Internet vergleichen. Dort gibt es online oft noch günstigere Preise.

Dies ist eine aktualisierte Version eines cash-Artikels, der zuerst im September 2014 erschien.

(cash)