Die Eskalation im Nahen Osten und steigende Renditen bei Anleihen führten im Oktober 2023 zu Turbulenzen, welche auch die Märkte erfassten. Nach einem bereits schwierigen September brachte der Oktober weitere Belastungen für die Börsen. Der Swiss Market Index (SMI) verlor gut fünf Prozent im Oktober 2023, man sprach bisweilen von einem «Schocktober».

Seither ist viel passiert: Kriege halten zwar an, aber die Zentralbanken haben die Zinswende eingeläutet, die Künstliche Intelligenz hat weiter für Euphorie unter Anlegern gesorgt und wichtige Wahlen stehen bevor. Mehrheitlich haben sich die Aktienmärkte seit dem Oktober 2023 aufwärts bewegt. Der Dow Jones Index in den USA gewann in den letzten zwölf Monaten über 25 Prozent, der Nasdaq 100 fast 40 Prozent, der Swiss Market Index (SMI) immerhin 14 Prozent. 

Gewinner am SMI

Wenig überraschend steht Lonza an der Spitze des SMI in den letzten zwölf Monaten mit einem Kurszuwachs von über 60 Prozent. Die Aktie war im Oktober 2023 auf ein Vier-Jahres-Tief abgesackt, geplagt von schwindenden Umsatzbeiträgen aus der Corona-Zeit und Personalwechsel auf oberster Ebene. Von da an ging es nur noch aufwärts, dank strategischer Weichenstellungen und der Erkenntnis des Marktes, dass die Aktie zu tief gefallen war. «Lonza ist mit seinem Produktmix gut positioniert», sagt der zuständige Analyst von Kepler Cheuvreux. Lonza biete ein Komplettpaket von der frühen Entdeckung von Wirkstoffen bis zu deren kommerziellen Produktion an.

Allein seit Januar diesen Jahres konnte der Titel seinen Wert mehr als verdoppeln und hält somit seine Stellung als SMI-Anführer 2024 unangefochten. Zukunftsweisend dürfte der Biosecure Act in den USA sein, der darauf abzielt, die US-Abhängigkeit von China in der Produktion von Medikamenten und pharmazeutischen Produkten zu verringern, wodurch sich neue Geschäftschancen für andere Hersteller auf der Welt, so eben Lonza, eröffnen.

Dicht auf Lonza folgt ABB mit einer Rendite um 60 Prozent seit Oktober 2023. Dabei gehörte der Konzern im Oktober 2023 noch zu den grössten Verlieren mit über 7 Prozent Kursverlust. Dennoch konnte die Aktie des Industriekonzerns im vergangenen Jahr von mehreren positiven Entwicklungen profitieren. Vor allem im dritten Quartal 2024 stieg der Umsatz um 2 Prozent und die operative EBIDTA-Marge erreichte 19 Prozent. ABB erzielte zudem eine achtprozentige Steigerung des Gewinns pro Aktie. Strategische Übernahmen stärkten das Portfolio, insbesondere im Bereich industrielle Emissionsmessung und Anlagenmanagement. Anleger gefiel insbesondere die Entwicklung in der Sparte Elektrifizierung, der umsatz- und gewinnmässig wichtigsten ABB-Division.

Seit Januar haben die ABB-Aktien über 30 Prozent zugelegt - mit leichter Abwärtstendenz in den vergangenen Wochen. In den letzten Jahren schaffte der ehemalige CEO Björn Rosengren eine höhere Effizienz des Unternehmens und dezentralisierte stärker, was zu einer umfassenden Neubewertung durch die Börse führte. An seinen Nachfolger Morten Wierod sind hohe Erwartungen gerichtet. 

Deutlich zulegen konnten auch die Aktien von Holcim, Sonova und Givaudan mit Avancen zwischen 40 und 50 Prozent seit Oktober 2023. Insbesondere bei Holcim haben die Investoren die aktionärsfreundlichere Politik vermehrt wahrgenommen. Die aktuell geschätzte Dividendenrendite für das Geschäftsjahr 2024 beträgt fast 4 Prozent. Die Ausschüttungen sollten auch in den nächsten sechs Jahren von der Verrechnungssteuer befreit sein. "Das Unternehmen hat einen klaren Fokus auf die Free-Cash-Flow-Generierung und dürfte auch in den kommenden Jahren eine Margenverbesserung anstreben", argumentiert Omar Brem, Research-Chef bei der ZKB. Zudem führt Holcim bis Ende 2024 ein Aktienrückkaufprogramm im Umfang von 1 Milliarde Franken durch - rund 2 Prozent der Marktkapitalisierung.

Verlierer am SMI

Weniger erfreut sind die Anleger von Nestlé, deren Aktien seit Oktober 17 Prozent nachgegeben haben. Die Aktie befindet sich auch nach dem CEO-Wechsel von Mark Schneider zu Laurent Freixe ist einer äusserst labilen Verfassung und notiert auch dieser Tage bei einem Sechs-Jahres-Tief.

"Nestlés Performance der vergangenen Monate und Jahre war alles andere als gut. Problematisch war vor allem die Nichterreichung der finanziellen Ziele", sagte Vontobel-Analyst Jean-Philippe Bertschy kürzlich gegenüber cash.ch. Er sieht in der anstehenden Neuorganisation eine Chance, dass das Unternehmen wieder auf Kurs gebracht wird und das Vertrauen der Investoren zurückkehrt. Die Erwartungen für das vierte Quartal 2024 bleiben aber zurückhaltend, da sich Nestlé auf eine weiterhin schwache Nachfrage und Lagerbestandsanpassungen bei den Kunden vorbereitet​. Die britischen Bank Barclays sieht 2025 ein Übergangsjahr für den Konzern, und eine wirkliche Erholung bis zum Jahr 2026 sei eher unwahrscheinlich. 

Auch Kühne+Nagel konnte in den letzten zwölf Monaten nicht überzeugen, es resultiert ein Kursverlust von rund 15 Prozent. Die Situation hat sich in diesem Jahr an der Börse sogar noch verschlechtert mit einem Kursverlust von über 20 Prozent. Im ersten Halbjahr verzeichnete das Unternehmen einen Rückgang des Umsatzes um 18 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, was auf eine Abschwächung der Nachfrage in den Bereichen See- und Luftfracht zurückzuführen war. Ebenfalls war das Jahr geprägt von Kostensenkungsmassnahmen und organisatorischen Umstrukturierungen. Der Kurs zeigt seit Mitte Jahr nach unten, der Tiefpunkt dürfte noch nicht erreicht sein. 

Gewinner am SPI

Grösster Gewinner am SPI ist das Biotechnologie-Unternehmen Kuros mit einem Zuwachs von 1000 Prozent seit Oktober 2023. Seit Jahresbeginn sind es über 600 Prozent - mit einem Mehrjahreshoch bei 26,20 Franken am 23. Oktober 2024. Analysten sehen das gute Momentum anhalten, angetrieben durch die kommerzielle Expansion und die Einführung neuer Produkte. Mit Blick auf die jüngsten klinischen Daten sei Kuros bereit, Marktanteile in der Wirbelsäulenmedizin zu gewinnen und biete damit eine Investitionsgelegenheit in ein Small-Cap-Medizintechnik-Unternehmen.

Auch der Turbolader-Hersteller Accelleron konnte in den zurückliegenden zwölf Monaten überzeugen mit einem 90-prozentigen Zuwachs. Dabei befinden sich Aktien in einem anhaltenden Aufwärtskurs: Seit Januar legten die Valoren um knapp 74 Prozent zu, davon allein 9 Prozent in den vergangenen vier Wochen.

Und die Prognosen sind weiterhin optimistisch. Gemäss dem zuständigen Analysten der Bank Vontobel profitiert Accelleron von einer aktiven Schiffbauindustrie und strukturellen Trends hin zu emissionsärmeren Lösungen. Die mittelfristigen Prognosen für das organische Umsatzwachstum sind angehoben worden, da die Einführung von Dual- Fuel-Motoren zur Emissionsreduzierung schneller als erwartet voranschreitet. Nach dynamischen Jahren erwartet Vontobel für das Geschäftsjahr 2025 eine Normalisierung des Wachstums, das am oberen Ende der mittelfristigen Prognose liegen dürfte.

Verlier am SPI

Meyer Burger steht mit beinahe 100 Prozent Verlust zuunterst am breiten Markt. Die Aktie kostet aktuell noch 1,60 Franken. Der Niedergang des Solarunternehmens schreitet mit grossen Schritten voran und das Überleben ist in Frage gestellt. Vom geplanten Geschäftsmodell bleibt weniger als die Hälfte übrig. Die ZKB betrachtet Meyer Burger als «uninvestierbar». Die US-Investmentbank Goldman Sachs zog sich von der Aktien-Analyse gar zurück.

Ursprünglich stellte Meyer Burger Fertigungsmaschinen für die Solarindustrie her. Auf einen grünen Zweig kam man damit jedoch nie. Dann sollte es ein Vorstoss in die Fertigung von hochwertigen Solarzellen und -module richten. Doch chinesische Billiganbieter machten dem Unternehmen mit seinen Premiumprodukten in Europa das Leben schwer und auch aus der deutschen Politik gab es entgegen anders lautenden Hoffnungen keine finanzielle Unterstützung. Also entschied man sich im Rahmen eines weiteren «Plan-B» für eine Produktionsverlagerung in die USA. Mangels Finanzierungsmöglichkeiten verkommen die dortigen Expansionspläne de facto zu Makulatur.