Wenig erstaunlich ist bei der schlechten Börsenlage seit Anfang Jahr, dass die weltbesten Aktienmärkte vergleichsweise moderat angestiegen sind. Die beste Börse ist – einmal mehr – Venezuela mit einem Plus von 12,1 Prozent. In der südamerikanischen Krisen-Volkswirtschaft sind angesichts gesunkener Ölpreise, einer Freifall-Währung und dreistelliger Inflation Aktien eine der wenigen Renditeversprecher für Investoren, oder sie schützen vor dem Währungszerfall des Bolivar. Die Kursgewinne sind weder ein Zeichen der Stärke, noch besonders überraschend: 2015 waren die Kurse an der Valorenbörse von Caracas um 273 Prozent angestiegen - immer in Dollar gemessen, wie alle Indices in dieser Auflistung.
Auf Platz zwei folgt der Börsenindex der Slowakei: Der Slovak Share Index (+11,2 Prozent) gehört so zu den Indices mittelosteuropäischer Länder, die immer einmal wieder Investorengelder anziehen und somit vergleichsweise hohe Zuwachsraten verzeichnen. Auch Ungarn oder Lettland lagen in früheren Ranglisten schon weit vorne. Lettland (+5 Prozent) landet diesmal auf Platz sechs, wie die Tabelle zeigt. Grundsätzlich aber sind solche eher kleinen Börsenplätze volatil und finden sich einmal unter den Top Ten, oder auch den zehn schlechtesten Börsen der Welt.
Kurssprünge in Nordafrika
Gut im Rennen liegen zwei nordafrikanische Indices: Der Tunindex der Börse von Tunis schafft es auf 6,4 Prozent Zuwachs und damit Platz drei, während der MASI Free Float Index in Casablanca auf Platz sieben mit 4,3 Prozent gewachsen ist. Tunesien ist zwar im Vergleich zu anderen arabischen Revolutionsstaaten politisch relativ stabil und hat 2015 die Ausfuhren von Landwirtschaftsgütern gesteigert, aber der Terrorismus belastet den wichtigen Tourismus.
Marokko schaffte 2015 ein BIP-Wachstum von über 4 Prozent und profitierte mit nur geringen Ölvorkommen als Importeur vom tiefen Ölpreis. Auch hier gilt: Für beide Länder sind solche Daten an der Börse nur bedingt relevant. Die Kursgewinne der beiden nordafrikanischen Börsen dürften auch damit zu tun haben, dass bei relativ tiefen gehandelten Volumina Ausschläge in beide Richtungen stark sein können. Das nicht weit entfernte Ägypten mit dem EGX 30 Index (-13,2 Prozent) rangiert diesmal unter den weltschlechtesten Börsenplätzen (siehe Tabelle).
Wie nah ist Südostasien an China?
Auf Rang fünf befindet sich der Jakarta Composite Index (+5,9 Prozent) , der damit der erfolgreichste Aktienmarkt eines grossen Schwellenlandes bildet. In Indonesien haben laut Bloomberg Investoren nach einem schwierigen 2015 seit Anfang des laufenden Jahres 181 Millionen Dollar in Aktien investiert, was das weitläufige Inselreich zu einem der wenigen asiatischen Märkten mit Nettozuflüssen macht. Die Wirtschaft des Landes wuchs im letzten Quartal 2015 immer noch um gut 5 Prozent, ausserdem sehen Investoren den Einfluss von Chinas Problemen auf das Land begrenzt. Allerdings sind auch die Bewertungen am indonesischen Aktienmarkt in die Höhe gegangen.
In derselben Weltregion hat Thailands Wirtschaft, dessen Aktienmarkt mit einem Plus von +3,5 Prozent auf Rang acht figuriert, von Stützmassnahmen der regierenden Militärjunta profitiert und ist im Schlussquartal 2,8 Prozent gewachsen. Die Exporte zeigten sich allerdings rückläufig.
Italien macht «brutta figura»
Den stärksten Kursverfall seit Anfang Jahr hat die Börse von Athen erlebt: 20,8 Prozent Rückgang spiegeln eine düstere Grundstimmung, die sich seit dem dritten Euro-Rettungpaket vom vergangenen Juli nicht gross verändert hat. Je nach Standpunkt kommt die griechische Regierung mit den von den Geldgebern verlangten Reformen voran oder auch nicht. Dass die Börsen von Shanghai (-20,3 Prozent) und Hongkong (-15,1 Prozent) zu den schlechtesten Börsen der Welt gehören, ist angesichts der onmipräsenten China-Probleme ebenfalls keine Überraschung. Die kriegsversehrte und faktisch bankrotte Ukraine (-17,9 Prozent) befindet sich nicht zum ersten Mal unter den Worst Ten.
Eher überraschend taucht hingegen der Tadawul All Share Index (-13,8 Prozent) auf: So heisst der Index von Saudi-Arabien. Das Land öffnet sich seit einiger Zeit verstärkt gegen aussen, was einige Investoren durchaus mit Hoffnungen verbanden. Allerdings leidet die Wirtschaft des Königreichs stark unter dem Ölpreiszerfall, der Kürzungen bei den Staatsausgaben zur Folge hat. Zudem verschlechtert der Konflikt mit Iran die Stabilität des riesigen Wüstenlandes.
Dann macht aber auch noch Italien eine "brutta figura": Der FTSE MIB mit den 40 führenden Titeln der Mailänder Börse ist um 17,7 Prozent gefallen und schneidet damit, zumindest in Dollar gemessen, schlechter ab als die anderen Indices grosser Industrieländer. Neben den generellen Rezessionsängsten belasten die Banken, die sich zum Teil in einer desolaten Verfassung befinden. In den Büchern der italienischen Finanzinstitute schlummern 200 Milliarden Euro faule Kredite und das Land hat sich erst kürzlich zur Bildung einer Bad Bank zum Auffangen dieser Risiken durchgerungen.
Börsenplatz | Performance in %, seit 1.1.16 |
Venezuela Stock Market | +12,1 |
Slovak Share Index | +11,2 |
Tunis SE Tunindex | +6,4 |
Kazakhstan KASE Stock Ex. | +6,3 |
Jakarta Composite Index | +5,9 |
OMX Riga OMXR | +5 |
MASI Free Float (Marokko) | +4,2 |
Stock Ex. of Thai Index | +3,5 |
Chile Stock Market Select | +3,4 |
Malta Stock Exchange Index | +3,3 |
Börsenplatz | Performance in %, seit 1.1.16 |
Athex Composite Share | -20,8 |
Shanghai SE Composite | -20,3 |
Ukrainian Equities Index | -17,9 |
FTSE MIB Index (Italien) | -17,7 |
Hang Seng China | -15,1 |
Nigeria Stock Exchange | -14,7 |
Tadawul All Share (Saudi-Arabien) | -13,8 |
EGX 30 Index (Ägypten) | -13,2 |
Argentina Merval Index | -12,7 |
S&P BSE Sensex Index (Indien) | -12,1 |
Quelle: Bloomberg, Angaben in Dollar (Stand 22.2.2016)