Die Corona-Krise beherrscht noch immer das Mediengeschehen. Dabei geht eine andere, viel grössere Krise fast vergessen: Der Klimawandel. Die herumgebotenen Szenarien für die Zukunft sind nichts für schwache Gemüter. Selbst beim Erreichen des Pariser Klimaabkommens - die Klimaerwärmung wird auf zwei Grad Celsius begrenzt - wird der Ozean-Pegel laut Experten im globalen Mittel bis im Jahr 2100 um 50 Zentimeter ansteigen.

Doch die Folgen sind weitaus dramatischer und weitreichender: Extremwetterereignisse wie Starkniederschläge, Dürren oder Hitzewellen nehmen zu. Dies hat Folgen für den menschlichen Alltag - sei es unerträgliche Hitze in Wohnungen, Gefahr von Überschwemmungen oder Wasser- und Nahrungsmittelknappheit. 

Die Schwierigkeit im Umgang mit dem Klimawandel besteht darin, dass die tatsächlichen Auswirkungen und die zukünftigen politischen Massnahmen mit Unsicherheit behaftet sind. Die Verhaltensökonomie zeigt, dass je höher die Unsicherheit, desto schwieriger es ist, vernünftige Entscheidungen zu treffen. Doch Anleger sollten diese schleichende Krise ernst nehmen und sich dementsprechend für die Zukunft positionieren. cash gibt einen Überblick über die möglichen Gewinner:

Von der Verkehrsrevolution profitieren

In erster Linie gibt es Branchen und Unternehmen, die direkt von der Klimapolitik der Regierungen profitieren - und auch die Menschen werden zunehmend klimabewusster in ihren Kaufentscheidungen. Dabei gerät insbesondere der noch weitverbreitete Verbrennungsmotor unter Druck. Davon profitieren Unternehmen, die die zukünftigen Verkehrsmittel und die dazu benötigte Infrastruktur bauen. 

Dazu gehört der Elektroautopionier Tesla, dessen Aktien allein dieses Jahr 384 Prozent zulegen. Aber auch Autohersteller wie Volvo mit ihrer Elektro-Marke Polestar oder VW mit ihrem Modell ID.3 setzen den Markt unter Strom. Da der Konkurrenzkampf zwischen den Anbietern zunehmend stark ist, bieten ETFs (Exchange Traded Funds) eine gute und weniger schwankungsanfällige Alternative: Es bieten sich etwa der Global X Autonomous & Electric Vehicles ETF oder der KraneShares Electric Vehicles & Future Mobility ETF an.

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Zentral für die zukünftige strombasierte Mobilität sind auch die Aufladestationen - in der Schweiz existieren rund 2500. Hier kommt Blink Charging, ein Unternehmen aus Florida, ins Spiel. Das Unternehmen verfügt über ein Auflade-Netzwerk in den USA, der Dominikanischen Republik, Griechenland und Israel und zeichnet sich durch ein starkes Wachstum aus - es ist aber noch nicht profitabel. Nichtsdestotrotz hat sich der Wert der Aktien seit Jahresbeginn schon mehr als vervierfacht.

Die Zukunft für Aufladestationen-Anbieter ist vielversprechend. Laut Bloomberg New Energy Finance stehen derzeit weltweit fast 1 Million öffentliche Ladestationen zur Verfügung. Der wachsende Elektroauto-Markt wird jedoch in den nächsten zwei Jahrzehnten weltweit fast 290 Millionen Ladepunkte benötigen.

Politik pusht erneuerbare Energien

Ein anderes Feld, das die Politik zunehmend aktiv steuert und reguliert, ist die Energieerzeugung. Von dieser Entwicklung profitieren momentan zwei Technologien stark: Die Windkraft und Solartechnologie. China allein investiert im ersten Halbjahr 2020 allein 12 Milliarden Dollar in die Windenergie. Und der Branchenverband Solarpower Europe rechnet damit, dass Photovoltaikmarkt in der Sonnenstube Spanien bis 2023 jährlich 34 Prozent wächst.

Um an der Windkraftrevolution zu partizipieren, lohnt sich die Betrachtung der weltgrössten börsenkotierten Hersteller. Dies sind Siemens aus Deutschland, Vestas aus Dänemark und Goldwind aus China. Diese Unternehmen profitieren auch davon, dass sich viele Konzerne – unter anderem Google, Coca Cola oder Ikea - in diversen Intiativen dazu verpflichten, ihre Energieerzeugung ab einem gewissen Zeitpunkt auf einhundert Prozent erneuerbare Quellen umzustellen.

Im Bereich Solarenergie ist das amerikanische Unternehmen First Solar eine gestandene Grösse. Dieses bietet Photovoltaik-Systemlösungen an. Der Umsatz stieg gegenüber dem ersten Quartal um 9,8 Prozent auf 642 Millionen Dollar bei einem Profit von 0,35 Dollar pro Aktie. An der Wall Street ist die Klimabotschaft jedoch mit einem durchschnittlichen "Hold"-Rating noch nicht angekommen. Der Aktienperformance schadet dies kaum: Plus 38 Prozent seit Jahresbeginn.

Alternativ zu einem Windturbinen oder Photovoltaik-Hersteller bietet sich der weltgrösste Wind- und Solarenergieproduzent NextEra Energy an. Doch von der Transition von fossilen zu erneuerbaren Energien ist ein Anlegerprofit auch durch ETFs möglich: Wer auf Wasserkraft setzt, bietet sich der Invesco Water Resources ETF an. Für die Solartechnologie ist das Invesco Solar ETF eine gute Wahl.

Dabei geht eine Technologie vergessen: Die Nukleartechnologie könnte auch im Westen im Zuge der Klimadebatte wieder Aufwind erhalten – in China, Russland und Indien sind insgesamt 80 Reaktoren im Bau. Bei einem Umdenken würde das amerikanische Unternehmen BWX Technologies klar profitieren. Dieses ist stark in Nukleartechnologien und produziert Komponenten für Atomkraftwerke. Aber auch Uranminenbetreiber wie das kanadische Cameco könnten schlussendlich wieder einen starken Wachstumsschub erhalten.

Gebäudetechnik ist gefragt

Doch im Zeitalter des Klimawandels und Extremwetterlagen stellen sich auch neue Bedingungen an Wohngebäude. Dabei spielt die Gebäudeisolation immer eine grössere Rolle. Hierbei ist das amerikanische Owens Corning oder das deutsche BASF führend. Dies mag langweilig klingen. Das ist es aber nicht: Das Marktforschungsunternehmen Grandview Research prognostiziert, dass der Markt für Isolationen bei einem jährlichen Wachstum von 6 Prozent 2025 einen Umfang von 77 Milliarden Dollar erreichen wird.

Doch auch die Klimatechnik selbst wird wichtiger - insbesondere bei mehr Hitzetagen. Ein guter Schachzug hierbei ist ein Investment in den irischen Mischkonzern Johnson Controls International. Die Aktien stehen seit Jahresbeginn zwar nur mit knapp einem Prozent im Plus. Doch die von Bloomberg befragten Analysten sehen auf 12 Monate ein durchschnittliches Aufwärtspotenzial von 10,3 Prozent - 13 von 21 Analysten empfehlen ein "Buy".

Lebenselixier Wasser

Der menschliche Körper besteht zu 60 bis 75 Prozent aus Wasser. Das Lebenselixier gewinnt in Zeiten des Klimawandels zunehmend an Bedeutung. Betroffen sind nicht nur Kalifornien oder weite Gebiete in Afrika, sondern auch das Wasserschloss Europas: Die Schweiz. In der Zukunft muss auch hier effizient und sparsam mit dem "blauen Gold" umgegangen werden.

Das amerikanische Unternehmen Ecolab bietet Lösungen zur Wasserhygiene und -konservation. Zwar enttäuschte das Unternehmen im letzten Quartal mit einem Gewinn von 0,65 Dollar pro Aktie und drei Viertel der von Bloomberg befragten Analysten empfehlen ein "Hold". Und auch der Aktienkurs seit dem Sommer 2019 kaum vom Fleck. Doch das zukünftige Potenzial ist gegeben.

In der Wasserversorgung selbst tätig ist American Water Works. Eine einfache ökonomische Formel besagt: Wenn die Nachfrage nach einem Produkt steigt und das Angebot sinkt, dann steigt der Preis. Dies wird schlussendlich auch American Water Works zugutekommen. Nicht heute oder morgen, aber spätestens übermorgen.

Wer sich mit dem Gedanken an den Klimawandel – aus welchen Gründen auch immer – nicht anfreunden kann, sollte sich die Worte von Larry Fink, CEO des weltgrössten Vermögensverwalters Blackrock, vom Januar 2020 zu Gemüte führen: "In der nahen Zukunft – schneller als die Meisten denken – wird eine signifikante Umschichtung von Kapital wegen des sich abzeichnenden Klimawandels stattfinden."

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