Jährlich macht die britische Wirtschaftszeitung Financial Times ein Ranking der 500 am schnellsten wachsenden Unternehmen auf dem amerikanischen Kontinent. Anfang April war es wieder so weit. Dabei wurden die Unternehmen anhand ihres durchschnittlichen Umsatzwachstums zwischen 2017 und 2020 beurteilt.
Was kaum erstaunt: 90 Prozent der im Ranking erfassten Unternehmen stammen aus den USA und Kanada, 5 Prozent aus Brasilien. Der Rest verteilt sich auf Länder wie Argentinien, Kolumbien oder Mexiko. 28 Prozent der Unternehmen stammen aus dem Technologiesektor, wohingegen der Finanzsektor mit 7 Prozent und der Gesundheitssektor mit gut 6 Prozent vertreten ist.
Aus der Rangliste der Financial Times sind in der Tabelle (siehe weiter unten) die 25 am stärksten wachsenden Unternehmen aufgelistet, die börsenkotiert sind und 2020 mindestens einen Umsatz von 100 Millionen Dollar erreicht haben. Auffallend dabei ist, dass insbesondere Unternehmen aus dem Gesundheits- und dem Pharmasektor dominieren. Der Technologiesektor kommt nur auf vier Erwähnungen.
Wachstumstitel sind aktuell mehrheitlich mutige Wetten
Angeführt wird das Feld von Axonics, das zwischen 2017 und 2020 um durchschnittlich 855 Prozent gewachsen ist. Das US-Unternehmen ist auf die Herstellung von medizinischen Geräten zur Behandlung von Blasen- und Darmstörungen spezialisiert. Das Umsatzwachstum hat sich seit 2020 stark abgeschwächt. Im Vierten Quartal 2021 wuchs Axonics noch 53 Prozent gegenüber der Vorjahresperiode. Die Aktie hat seit Jahresbeginn 5 Prozent gewonnen und hält sich damit besser als der Gesamtmarkt, der gemessen am Nasdaq 19 Prozent verliert.
Dass das gegenwärtige Marktumfeld mit steigenden Zinsen einen starken Gegenwind für Wachstumstitel darstellt, zeigen die Kursverluste von Coherus BioSciences, Zoom, Bluebird Bio oder Shopify. Die zukünftigen Gewinne verlieren mit steigenden Zinsen an Wert, was die Aktienkurse stark belastet - Stichwort Abdiskontierung. Daher sind die meisten Titel noch eher mutige Wetten. Die Liste bietet aber einen guten Überblick, um für die Zukunft Kaufchancen auszuloten.
Unternehmen | Land | Sektor | Durchschnittliches Umsatzwachstum 2017-2020 | Kursentwicklung seit Jahresbeginn |
Axonics | USA | Gesundheit | 855 Prozent | +5 Prozent |
Coherus BioSciences | USA | Pharma | 574 Prozent | -40 Prozent |
Cara Therapeutics | USA | Pharma | 429 Prozent | -0 Prozent |
Ultragenyx Pharmaceutical | USA | Pharma | 370 Prozent | -11 Prozent |
Blueprint Medicines | USA | Pharma | 233 Prozent | -41 Prozent |
Rigel Pharmaceuticals | USA | Pharma | 189 Prozent | +1 Prozent |
Fulgent Genetics | USA | Gesundheit | 182 Prozent | -44 Prozent |
Zoom | USA | Technologie | 160 Prozent | -46 Prozent |
Voyager Therapeutics | USA | Pharma | 157 Prozent | +176 Prozent |
Regenxbio | USA | Pharma | 146 Prozent | -10 Prozent |
goodfood | Kanada | Nahrungsmittel | 143 Prozent | -43 Prozent |
Siga Technologies | USA | Pharma | 117 Prozent | -9 Prozent |
CrowdStrike | USA | Technologie | 95 Prozent | +0 Prozent |
Progyny | USA | Gesundheit | 92 Prozent | -20 Prozent |
Bluebird Bio | Kanada | Pharma | 92 Prozent | -61 Prozent |
Amicus Therapeutics | USA | Pharma | 92 Prozent | -32 Prozent |
Datadog | USA | Technologie | 82 Prozent | -34 Prozent |
Quidel | USA | Pharma | 82 Prozent | -22 Prozent |
Guardant Health | Kanada | Gesundheit | 79 Prozent | -34 Prozent |
Exact Sciences | USA | Pharma | 78 Prozent | -22 Prozent |
Aterian | USA | E-Commerce | 72 Prozent | +7 Prozent |
Tandem Diabetes Care | USA | Gesundheit | 67 Prozent | -30 Prozent |
SmileDirectClub | USA | Gesundheit | 65 Prozent | -14 Prozent |
Twilio | USA | Technologie | 64 Prozent | -53 Prozent |
Shopify | Kanada | E-Commerce | 63 Prozent | -66 Prozent |
Gerade Zoom ist ein Unternehmen, das 2020 überdurchschnittlich stark von den wegen Corona verhängten Lockdowns profitierte. Im Ende Januar abgeschlossenen vierten Geschäftsquartal stieg der Umsatz noch um 21 Prozent und für das gegenwärtige Geschäftsjahr rechnet das Unternehmen mit einem Wachstum von 11 Prozent. Die Wachstumsfantasien haben sich in Luft aufgelöst, sodass die Aktie seit Jahresbeginn 46 Prozent verloren hat.
Das kanadische Unternehmen Shopify, das eine E-Commerce-Software anbietet, ereilte ein ähnliches Schicksal wie Zoom. Die Analysten erwarten im Durchschnitt, dass der Umsatz von Shopify in diesem Jahr um fast 30 Prozent steigen wird. Vor allem im aktuellen Klima ist das nicht genug Wachstum, um die Bewertungen, zu denen Shopify gehandelt wird, zu rechtfertigen. Das durchschnittliche Wachstum von 63 Prozent aus den Jahren 2017 bis 2020 ist in weite Ferne gerückt. Als Folge hat die Aktie seit Jahresbeginn 66 Prozent an Wert eingebüsst.
Voyager Therapeutics überzeugt auch an der Börse
Auch die Aktien von Twilio, dem Marktführer für In-App-Kommunikationslösungen, hat in diesem Jahr mit einem Kursminus von 53 Prozent deutlich abgegeben. Die cloudbasierten Tools von Twilio helfen vielen der beliebtesten Apps, effektiver zu sein, indem sie eine Zwei-Wege-Kommunikation mit den Nutzern ermöglichen. Im Gegensatz zu Zoom oder Shopify wächst das Unternehmen immer noch rasant. Im Jahr 2021 stieg der Umsatz um 61 Prozent, im letzten Quartal um 54 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Eine gegenteilige Börsenentwicklung ist beim Pharmaunternehmen Voyager Therapeuctics, das auf Gentherapien spezialisiert ist und zwischen 2017 und 2020 auf ein durchschnittliches Umsatzwachstum von 157 Prozent kam, zu beobachten. Die Aktie hat in diesem Jahr bereits 176 Prozent hinzugewonnen. Zu den Partnern von Voyager Therapeutics gehört auch der Pharmakonzern Novarts. Dieser hat Anfang März Lizenzoptionen für Gentherapie-Vektoren der nächsten Generation zur Behandlung neurologischer Erkrankungen vereinbart.
Mit dem Krieg in der Ukraine hat die IT-Sicherheit an Bedeutung gewonnen. Nachdem die Aktien von CrowdStrike zu Jahresbeginn stark korrigierten haben, hat sich der Titel wieder komplett erholt. Das Unternehmen bleibt auch zuletzt sehr wachstumsstark und steigerte zuletzt seine Erlöse im Vorjahresvergleich um 63 Prozent.
Aktuell macht CrowdStrike noch keine Gewinne und investiert unter anderem viel in den Ausbau seiner stark nachgefragten Falcon-Plattform, die eine sichere Nutzung von Endgeräten ermöglicht. Dabei setzt Cybersecurity-Spezialist zur Analyse von Bedrohungslagen moderne KI (künstliche Intelligenz)- und Big-Data-Algorithmen ein.