Die Huthi-Miliz ist Teil der sogenannten Achse des Widerstandes, die vom Iran geführt wird. Ihr gehören neben Gruppen im Irak und in Syrien auch die Hamas im Gazastreifen und die mächtige Hisbollah-Miliz im Libanon an, die sich mit dem israelischen Militär immer wieder Gefechte liefert.

Hauptarchitekt des iranischen Netzwerks aus paramilitärischen Stellvertretergruppen in der arabischen Welt war der Kommandeur der iranischen Revolutionsgarden, Kassem Soleimani. Unter Soleimanis Führung wuchs das Netz in den Jahren nach der US-Invasion im Irak im Jahr 2003. Soleimani wurde 2020 bei einem US-Drohnenangriff im Jahr im Irak getötet. Der Iran bestreitet, dass er seine Stellvertreter bei ihren Angriffen lenkt, sondern er erklärt, dass sie auf eigene Initiative handeln. Der Iran bewaffnet und bildet Gruppen aus, die in den folgenden Gebieten aktiv sind:

Gaza-Streifen

Der Iran unterstützt die palästinensischen islamistischen Gruppen Hamas und Islamischer Dschihad. Die Hamas, die im Gazastreifen regiert, griff am 7. Oktober überraschend Israel an, das mit einem massiven Vergeltungsangriff reagiert hat und sich zum Ziel gesetzt hat, die Hamas zu beseitigen. Der Iran positioniert sich als Verfechter des palästinensischen Widerstands gegen die israelische Besatzung.

Irak

Die Führung in Teheran unterstützte schiitische Militante im Irak während der US-Besatzung und hat diese Verbindungen aufrechterhalten. Die 150.000 Mann starken Volksmobilisierungskräfte (PMF), eine staatlich sanktionierte Gruppierung irakischer Paramilitärs, werden von schwer bewaffneten und kampferprobten Gruppen dominiert, die dem Iran gegenüber loyal sind und enge Verbindungen zu seinen mächtigen Revolutionsgarden haben. PMF-Gruppen haben bei Dutzenden Angriffen im Irak und in Syrien US-Stützpunkte mit Raketen beschossen. Die USA reagierten mit Luftangriffen, darunter einem Angriff, bei dem ein Kommandant in Bagdad getötet wurde.

Syrien

Syrien ist eine wichtige Transitroute für iranische Stellvertreter zwischen dem Irak und dem Libanon. Nach Beginn des syrischen Bürgerkriegs im Jahr 2011 intervenierte der Iran, um Präsident Baschar al-Assad zu stützen, und entsandte Berater seiner Revolutionsgarden und Kämpfer aus dem Irak, Pakistan und Afghanistan. Die libanesische Hisbollah kämpfte an der Seite dieser Gruppen und unterstützte Assad. Sie sind weiterhin in ganz Syrien im Einsatz.

Libanon

Die Hisbollah ist Teherans treuester militanter Verbündeter. Sie wurde in den 1980er Jahren gegründet, um israelische Truppen im Libanon zu bekämpfen. Sie verfügt über ein Arsenal von Zehntausenden Raketen und hoch qualifizierte Kämpfer, die jahrelang in Syrien gegen sunnitische Islamisten gekämpft haben. Die Hisbollah und israelische Truppen liefern sich immer wieder Gefechte an der Grenze zwischen dem Libanon und Israel.

Jemen

Die Huthi-Miliz im Jemen eroberte 2014 weite Teile des Landes und kämpfte gegen die von Saudi-Arabien unterstützten Regierungstruppen. Der Iran unterstützte zunächst die Huthi im Kampf gegen seinen Erzrivalen Saudi-Arabien. Die Huthi – oder Ansar Allah, so der offizielle Name der Gruppe – feuern Drohnen und Raketen auf Israel sowie auf Handelsschiffe und Öltanker im Roten Meer, die sie in Verbindung mit Israel bringen. Die USA und Grossbritannien haben Huthi-Ziele im Jemen angegriffen.

Die Huthi haben sich solidarisch mit der Hamas im Gazastreifen erklärt. Sie, die Hisbollah und andere Gruppen haben erklärt, dass ihre Angriffe erst dann eingestellt werden, wenn Israel den Krieg gegen die Palästinenser beendet.

Verfolgen alle Verbündeten dieselben Ziele?

Der Iran und seine Verbündeten haben das gemeinsame Ziel, die israelische Bombardierung des Gazastreifens zu stoppen und die US-Truppen ein für alle Mal aus der Region zu vertreiben. Darüber hinaus haben sie ihre eigenen lokalen Interessen.

Die Hisbollah ist die mächtigste Gruppe im Libanon, dessen Wirtschaft sich im freien Fall befindet. Sie versucht bislang, eine weitere Eskalation des Konflikts oder intensive Militäraktionen Israels zu vermeiden, die ihre Position im eigenen Land gefährden könnten.

Die Huthi bemühen sich Analysten zufolge, die Kontrolle im Jemen zu behalten und haben den jüngsten Krieg als Mittel genutzt, um ihre militärische Stärke und regionale Bedeutung zu behaupten. Das genaue Ausmass der Kontrolle des Irans über die Aktionen ist unklar.

Die PMF im Irak haben sich dadurch bereichert, dass sie weite Teile des Staates und der Wirtschaft beherrschen. Gruppen, die dem Iran gegenüber loyaler sind, befolgen die Befehle Teherans, andere streben nach Geld und Macht und gehen davon aus, dass ein regionaler Flächenbrand ihre Dominanz im Irak zunichtemachen könnte, sagen einige Experten.

Einem Bericht von Reuters zufolge überraschte die Hamas den Iran und andere Mitglieder der Achse des Widerstands mit ihrem Angriff am 7. Oktober. Sie strebt ein Ende der israelischen Besatzung an und möchte sicherstellen, dass die Palästinenserfrage nicht vergessen wird, während Israel engere Beziehungen zu den arabischen Golfstaaten aufbaut. 

(Reuters)