Der erste Zusammenschluss von zwei global systemrelevanten Banken, der UBS und der Credit Suisse, kommt besser voran als geplant. Die voll mit der Integration der Erzrivalin Credit Suisse beschäftigte UBS steigerte das Ergebnis 2024 stärker als erwartet und hob die Prognose für das laufende Jahr an.

«Wir haben alle wichtigen Meilensteine für 2024 erreicht und das Integrationsrisiko deutlich verringert», erklärte Konzernchef Sergio Ermotti am Dienstag. Von den Fortschritten sollen auch die Anleger profitieren. Fast sechs Milliarden Dollar könnten im laufenden Jahr in Form von Dividenden und Aktienrückkäufen an die Aktionäre fliessen. Der Geldsegen hängt teilweise allerdings davon ab, wie weit der Bundesrat die Kapitalvorschriften verschärft.

Der bereinigte Vorsteuergewinn der UBS kletterte 2024 dank höherer Erträge auf 8,8 (Vorjahr: 4,0) Milliarden Dollar und übertraf damit die Analysten-Schätzung. Der Nettogewinn erreichte 5,1 Milliarden Dollar. 2023 hatte ein Buchgewinn durch einen Bewertungsabschlag («Badwill») bei der Credit-Suisse-Übernahme zu einem Rekordgewinn von 29 Milliarden Dollar geführt.

«Wir sind zuversichtlich, dass wir die Integration bis Ende 2026 im Wesentlichen abschliessen, unsere Finanzziele erreichen und unsere Wachstumsinitiativen umsetzen können», betonte Ermotti. Das positive Marktumfeld habe sich bis ins erste Quartal 2025 fortgesetzt. Treiber sei der zunehmende Optimismus hinsichtlich der Wachstumsaussichten in den USA.

Ermotti warnt

Die Aktionäre können sich auf höhere Ausschüttungen freuen. Die Dividende für das vergangene Jahr soll um 29 Prozent auf 0,9 Dollar je Aktie steigen und insgesamt fast drei Milliarden Dollar erreichen. Im ersten Halbjahr peilt der Konzern zudem Aktienrückkäufe von einer Milliarde Dollar an. Im zweiten Halbjahr könnte die UBS eigene Titel im Wert von zusätzlich bis zu zwei Milliarden Dollar erwerben. Bedingung sei allerdings, dass sich die Schweizer Eigenkapitalanforderungen nicht unmittelbar und wesentlich änderten, so die Bank.

Um ein Debakel wie bei der Credit Suisse zu verhindern, will die Schweizer Regierung die Regeln für die UBS verschärfen. Die neuen Vorgaben könnten dazu beitragen, dass der Konzern über die Jahre weitere 15 bis 25 Milliarden Dollar an Kapital benötige, wie Finanzministerin Karin Keller-Sutter 2024 erklärt hatte. Ermotti warnte, dass ein deutlicher Anstieg der Kapitalanforderungen die Aktien-Renditen beeinträchtigen dürfte.

An der Börse verloren die UBS-Aktien, die sich seit der Credit-Suisse-Übernahme fast verdoppelt hatten, bis 6 Prozent. Aussagen des Managements auf der Investorenkonferenz hätten die Stimmung gedämpft, erklärte Maurizio Porfiri, Anlagechef des Wertpapierhauses Maverix Securities. «Demnach könnten künftige Gewinne verstärkt für regulatorische Anforderungen zurückgehalten werden.» Zudem hätten nicht alle Bereiche gleich gut gearbeitet.

«Die UBS hat die Gewinnerwartungen klar übertroffen, der Resultat-Mix ist allerdings nicht ideal», schrieb die Deutsche Bank. Im Global Wealth Management bewegte sich die Ertragsentwicklung im vierten Quartal im Rahmen der Erwartungen. In den Geschäftsbereichen Personal & Corporate Banking und Asset Management wurden diese sogar knapp verfehlt. 

Milliardäre vertrauen der UBS mehr Geld an

Für das laufende Jahr hob Ermotti die Messlatte an. Der UBS-Chef peilt eine bereinigte Eigenkapitalrendite von rund zehn Prozent statt dem bisher in Aussicht gestellten mittleren bis hohen einstelligen Prozentwert an. Er bekräftigte die Vorgabe, die für Ende 2026 eine bereinigte Rendite auf das harte Kernkapital von 15 Prozent vorsieht, obwohl das Institut die Schätzung für die integrationsbedingten Aufwendungen bis Ende 2026 auf rund 14 Milliarden von 13 Milliarden Dollar hochschraubte.

Im Gegenzug will Ermotti bis Ende 2026 die Kosten um insgesamt rund 13 Milliarden Dollar drücken. Bis Ende 2024 schaffte der weltweit grösste Vermögensverwalter für Reiche und Superreiche 7,5 Milliarden Dollar. Teil von Ermottis Kalkül sind Stellenstreichungen, die nach Ansicht von Experten in die Zehntausende gehen dürften. Ende 2024 beschäftigte das Institut 108.648 Personen, vor der Fusion kamen die beiden Banken zusammen auf rund 122.000 Mitarbeiter.

In allen vier Divisionen verdiente die UBS 2024 mehr. Vor allem die Investmentbank spülte dem Konzern mehr Geld in die Kasse, der bereinigte Vorsteuergewinn kletterte auf 1,6 Milliarden (Vorjahr 42 Millionen Dollar). Die UBS steht mit den Zuwächsen in der Investmentbank nicht allein da. Auch der Deutschen Bank und den US-Banken hatte das wiederbelebte Geschäft mit Übernahmen und Fusionen sowie anziehende Börsentätigkeiten 2024 Rückenwind gegeben. JP Morgan Chase verbuchte mit 58,5 Milliarden Dollar den grössten Gewinn der Firmengeschichte.

Bei den Kunden geniesst die UBS offenbar hohes Ansehen. Millionäre und Milliardäre vertrauten der Grossbank im vergangenen Jahr 97 Milliarden Dollar an. (Reuters)