Was wurde in den letzten Wochen nicht darüber spekuliert, in welche Richtung es bei der Credit Suisse (CS) strategisch künftig gehen soll. Seit dem frühen Donnerstagmorgen gibt es auf diese Frage nun eine Antwort.
Geplant sind unter anderem: Ein weltweiter Abbau von 9000 Stellen, dadurch eine deutliche Kostenentlastung sowie ein Rückzug aus grossen Teilen des Investmentbankings.
Zudem soll die Eigenkapitaldecke durch den Verkauf signifikanter Anteile am Geschäft mit "Securitized Products" an Finanzinvestoren und einer 4 Milliarden Franken schweren Kapitalerhöhung gestärkt werden. Auch bei der Dividendenpolitik will die Grossbank kurzfristig auf die Bremse treten. Die Saudi National Bank soll mit knapp 10 Prozent künftig grösste Einzelaktionärin werden.
Strategieanpassungen gehen nicht weit genug
Angesichts dieser Vielzahl von Neuigkeiten rückt das Ergebnis für das dritte Quartal in den Hintergrund. Aufgrund milliardenschwerer Wertberichtigungen auf latenten Steuerguthaben schreibt die Grossbank einen Verlust in Höhe von gut 4 Milliarden Franken. Ausserdem erleidet sie im dritten Quartal einen Abfluss von Kundengeldern in Höhe von fast 13 Milliarden Franken. Mit Blick auf die Kosten und Erträge fällt das dritte Quartal allerdings nicht ganz so schwach aus, wie man meinen könnte.
Dennoch mögen die Pläne nicht so richtig zu überzeugen, verliert die CS-Aktie mittlerweile doch 16 Prozent auf 4 Franken. Mit einem Minus von mehr als 50 Prozent seit Jahresbeginn bleibt die Aktie damit das diesjährige SMI-Schlusslicht.
Ein langer und beschwerlicher Weg beginnt
Die Kursentwicklung deckt sich denn auch mit den ersten Reaktionen aus dem hiesigen Handel. Nicht eben wenigen gehen die Pläne der Grossbank nicht weit genug. Ausserdem sorgt die Aussage für Verdruss, dass nach dem 4-Milliarden-Franken-Abschreiber über die Zeit weitere milliardenschwere Bilanzkorrekturen bevorstehen.
Wie die Bank Vontobel schreibt, decken sich die Massnahmen in etwa mit dem, was über die letzten Wochen in die Medien durchgesickert ist. Ihres Erachtens könnte das Investment Banking sogar etwas deutlicher zurückgefahren werden. Die neuen Strategiepläne seien aber bloss ein erster Schritt auf einem langen und beschwerlichen Weg, hin zur Wiederherstellung der Glaubwürdigkeit und des Vertrauens der verschiedenen Anspruchsgruppen. Vontobel stuft die Aktie wie bis anhin nur mit "Hold" und einem Kursziel von 4 Franken ein.
J.P. Morgan bedingt sich mehr Zeit aus, um sämtliche Neuigkeiten richtig erfassen zu können. Aus Sicht der US-Bank wirft insbesondere die Komplexität der Restrukturierung der Sorgensparte Investment Banking Fragen auf. Ausserdem stösst sie sich an der rechnerischen Gewinnverwässerung um rund 24 Prozent aus der geplanten Kapitalerhöhung. Dennoch gehen die Massnahmen auch für J.P. Morgan in die richtige Richtung. Sie bleibt "Neutral" für die Aktie mit einem Kursziel von 6 Franken. Dieses dürfte nun unter negativen Vorzeichen überarbeitet werden.
Umbaupläne haben ihren Preis
Verteidigende Worte gibt es hingegen seitens der Zürcher Kantonalbank. Sie begrüsst den relativ starken Rückbau der Investmentbank. Zudem hält sie die geplante Kapitalerhöhung für weitestgehend eingepreist. Die Zürcher Bank wertet die Pläne positiv, selbst wenn sie einräumt, dass gewisse Fragen zur Finanzierung und Umsetzungsrisiken bestehen bleiben. Ihr Anlageurteil lautet wie bis anhin "Marktgewichten".
Anders als hiesige Händler beurteilt die UBS die Pläne als ziemlich radikal. Nun sei jedoch Geduld gefragt, wie die grösste Schweizer Bank weiter schreibt. Für sie steht nun im Vordergrund, dass die CS das Kerngeschäft schützen und stabilisieren kann. Bei der UBS wird die Aktie mit "Neutral" und einem 12-Monats-Kursziel von 5,40 Franken eingestuft.
Bei Keefe, Bruyette & Woods heisst es, dass die Umbaupläne mit 2,9 Milliarden Franken einen hohen Preis hätten. Auch das eher tiefe Ziel einer Eigenkapitalrendite von 6 Prozent bis Ende 2025 kommt beim Finanzwertespezialisten nicht gut an. Er will das Kursziel von 4,50 Franken reduzieren und hält an der "Underperform" lautenden Verkaufsempfehlung für die Aktie fest.
1 Kommentar
Für das enttäuschende Ergebnis sind primär die Aktionäre schuld. Wer solch unfähige Leute in den VR und in die Exekutive wählt, dem kann man nicht helfen. Aktionäre: mea maxima culpa ! Die Genugtuung von aussen ist grenzenlos ! Ein Lob geht an die Headhunters !