28 der 32 von der Nachrichtenagentur Reuters befragten Ökonomen prognostizieren, dass die Währungshüter den SNB-Leitzins am Donnerstag um 0,25 Prozentpunkte auf 0,25 Prozent zurücknehmen werden. Und 19 von ihnen gehen davon aus, dass er dort auch Ende 2025 liegen wird. Zehn Befragte rechnen mit einem weiteren Absinken auf null Prozent, während drei eine Zinswende erwarten und zum Jahresende einen Leitsatz von 0,5 Prozent.
Seit dem unerwartet grossen Zinsschritt der Notenbank um 50 Basispunkte im Dezember ist die Inflation in der Schweiz weiter in Richtung der unteren Grenze der SNB-Zielspanne von null bis zwei Prozent gesunken. Im Februar lag die Jahresteuerung mit 0,3 Prozent auf dem tiefsten Stand seit fast vier Jahren. Die jüngste Abwertung des Frankens könnte den Preisdruck in nächster Zeit jedoch erhöhen.
«Die aktuellen Bedingungen deuten darauf hin, dass eine weitere Zinssenkung die sich abzeichnende Verbesserung der Wachstumsdynamik unterstützen würde und nützlich wäre, um die mittelfristige Inflationsrate näher an ein Prozent zu verankern», sagte Karsten Junius, Chefökonom bei der Privatbank J. Safra Sarasin.
Gefahr von Negativzinsen hat abgenommen
Weitere Zinssenkungen scheinen Ökonomen dann nicht mehr nötig. «Ich gehe davon aus, dass die SNB am Donnerstag den Leitzins noch einmal um 0,25 Prozentpunkte senkt und damit den Senkungszyklus beendet», erklärte etwa Thomas Stucki, Anlagechef der St. Galler Kantonalbank. Die Konjunktur in der Schweiz benötige keine Unterstützung durch eine Zinssenkung. Und eine andauernde Schwäche des Frankens könnte den Teuerungsdruck wieder aufleben lassen.
Der zunehmende Optimismus bezüglich der Wachstumsaussichten in der Euro-Zone, dank eines erwarteten Booms bei den Infrastruktur- und Verteidigungsausgaben in Deutschland, beflügelte zuletzt die Schweizer Hauptexportwährung Euro. Am Freitag erreichte die Gemeinschaftswährung ein Sechsmonatshoch von 0,9662 Franken, nachdem sich der wahrscheinliche künftige deutsche Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU), SPD und Grüne auf ein Milliarden-Finanzpaket geeinigt hatten.
Auch die Gefahr von Negativzinsen habe damit abgenommen. 13 von 15 befragten Ökonomen halten das Risiko, dass die SNB den Leitzins in den negativen Bereich absenkt, für gering, nur zwei für hoch.
«Die jüngsten fiskalpolitischen Ankündigungen der Europäischen Union und Deutschlands, die die deutschen Anleiherenditen in die Höhe getrieben haben, bedeuten, dass die SNB eine grössere Zinsdifferenz beibehalten kann, ohne auf weitere Zinssenkungen zurückgreifen zu müssen», erklärte Adrian Prettejohn, Volkswirt bei Capital Economics. «Zuvor schien es eine vernünftige Chance zu geben, dass die SNB die Zinsen auf null oder darunter senkt, aber diese Chance scheint jetzt gering zu sein.»
Unsicherheitsfaktor USA
Ein Unsicherheitsfaktor ist der von den USA ausgelöste Handelskonflikt, dem die Schweiz bisher weitgehend entgangen ist. Dieser könnte sich auf die Inflation auswirken, allerdings ist die Richtung unklar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte die Zinsen jüngst weiter gesenkt, sich zum weiteren Kurs aber vorsichtiger geäussert als zuvor. Die US-Notenbank Fed, deren Zinsentscheidung kurz vor derjenigen der SNB am Mittwochabend ansteht, dürfte Ökonomen zufolge ihr Pulver voraussichtlich trocken halten.
Das dreiköpfige SNB-Direktorium entscheidet in der Regel viermal jährlich gegen Ende des Quartals über die Zinsen: Die nächste geldpolitische Lagebeurteilung ist für den 19. Juni anberaumt.
(Reuters)
3 Kommentare
Dieser Meinung bin ich auch. Sie soll auch nicht unnötig morde Währungen wie EUR oder USD kaufen. Mit pysischem Gold und Bitcoin wäre die SNB viel besser bedient. Schlussendlich hilft das uns Bürgern viel mehr, wenn wir eine Währung haben, die mit harten Assets gedeckt ist und nicht mit anderen Fiat Währungen oder gut manipulierbaren Wirtschaftsdaten.
Es ist überhaupt keine Zinssenkung nötig.
Die Schweizerische Nationalbank hat nicht die Aufgabe immer eine einzige Branche, die Export Industrie, mit Zinssenkungen zu retten, welche seit Jahren nicht mit einem starken Schweizer Franken umgehen kann.
Die Export Industrie muss jetzt selbst ihre Aufgaben erledigen, indem sie die Kostenstruktur und die Beschäftigungsauslastung auf das aktuelle wirtschaftliche Niveau anpasst.
Kurzarbeit ist ein erprobtes Mittel.
Ansonsten müssen die Kosten gesenkt werden.
Da erwarte ich ganz klar, dass die Unternehmen selbständig auf das aktuelle Marktumfeld reagieren und nicht immer nach der Schweizerischen Nationalbank schreien.
Es kann nicht sein, dass immer wegen einer einzigen Branche alle anderen Wirtschaftszweige in den sauren Apfel beissen müssen.
Kurzfristige Entwicklung Devisenkurs CHF zu EUR und USD sprechen eher gegen eine weitere Lockerung.