(Dies ist eine aktualisierte Version des Artikels vom 18. Dezember 2017)
Zum fünften Mal in den letzten zehn Jahren hat der Swiss Market Index (SMI) das Jahr mit Gewinn beendet. Nach dem Verlust von mehr als 6 Prozent im Vorjahr geht der Schweizer Leitindex mit einem Plus von 14 Prozent in die Winterpause. Der breitere Swiss Performance Index (SPI) hat mit 20 Prozent ebenfalls den grössten Jahresgewinn seit 2013 eingefahren.
Nochmals zehn Prozent besser abgeschnitten hat das Segment der klein- und mittelgrossen Aktien: Der Index SPI Extra (alle im SPI enthaltenen Aktien ausser die SMI-Titel, lila Kurve im Chart unten) ist auf den höchsten Stand seiner Geschichte geklettert. Anders als vielerorts prognostiziert hat sich somit der Boom bei den Small and Mid Caps fortgesetzt.
SMI (rot), SPI (grün) und SPI Extra (lila) im Verlauf des zurückliegenden Jahres (Quelle: cash.ch)
Auch der SPI hat im zurückliegenden Jahr einen neuen Rekordwert erreicht. Aber nicht so der SMI – ihm ist nach einem guten Jahresstart etwas die Dynamik abhandengekommen. Dennoch fehlten zum Jahresschluss bis zum Allzeithoch bei 9548 Punkten (am 4. Juni 2007) lediglich 170 Zähler. So stellt sich die Frage, ob die weit fortgeschrittene Aktienhausse auch 2018 weitergeht.
Klar ist: Die politischen Risiken sind im Allgemeinen kleiner und die wirtschaftlichen Aussichten auf globaler Ebene besser geworden. Gleichzeitig sind viele Aktien mittlerweile stolz bewertet. Verläuft das kommende Börsenjahr also deutlich holpriger, wäre das keine Überraschung.
Die Newcomer überzeugen
Zwei Aktien rückten in diesem Jahr neu in den Swiss Market Index (SMI) vor: Lonza (anstelle von Actelion) und Sika (für Syngenta). Just diese beiden Titel führen die Gewinnerliste des Leitindex mit grossem Abstand an, wie die folgende Tabelle zeigt. Die Gründe sind allerdings unterschiedlich. Lonza (+ 61 Prozent in diesem Jahr) profitiert von zunehmenden Auslagerungstendenzen bei Pharma- und Biotechunternehmen. Zudem sorgt die Übernahme des Kapselherstellers Capsugel für Zukunftsfantasie.
Bei der konjunktursensitiven Sika (+ 58 Prozent) müssen sich Anleger überlegen, ob sie das Risiko eines ausstehenden Richterspruchs nach wie vor eingehen möchten. Noch ist offen, wie der Übernahmestreit mit der französischen Saint-Gobain ausgehen wird. Auf operativer Ebene, so sind sich die Experten einig, steht Sika weiterhin vor einer erfolgreichen Zukunft – vor allem solange in der Weltwirtschaft synchrones Wachstum herrscht.
Interessantes bietet sich auch beim Blick auf die Finanztitel des SMI. Während die beiden Bankaktien Credit Suisse und Julius Bär in diesem Jahr rund 30 Prozent teurer geworden sind, haben sich die Versicherungen Swiss Re (- 5 Prozent) und Zurich (+ 6 Prozent) sowie die UBS (+ 12 Prozent) unterdurchschnittlich entwickelt. Gerade bei der CS hat sich die Anlegerstimmung in den letzten Monaten stark verändert. Bankaktien ist dank eines steigenden Zinsumfeldes durchaus weiteres Aufholpotenzial zuzutrauen.
Folgt nun ein Pharma-Jahr?
Turnaround-Charakter haben auch die Aktien der Luxusgüterhersteller Richemont und Swatch. Noch 2016 schlossen sie mit einer klaren Minus-Performance ab, heuer landen sie im vorderen Drittel der SMI-Tabelle. Getrieben wurde die Erholung der Uhrenexporte von der verbesserten Lage in den wichtigsten Absatzmärkten Hongkong, China und Japan. Und glaubt man den Exponenten der Uhrenbranche wie Swatch-CEO Nick Hayek, setzt die Schweizer Uhrenindustrie ihren Aufschwung auch 2018 fort.
Erneut ein durchzogenes Jahr haben die beiden Pharmagiganten Novartis (immerhin + 11 Prozent) und vor allem Roche (+ 6 Prozent) hinter sich. Kommt nun 2018 die Wende? Zumindest Roche ist mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 16 moderat bewertet, die Pipeline an neuen Medikamenten gilt als vielversprechend.
Obere 10 | Performance seit 1.1.17 (in %) | Untere 10 | Performance seit 1.1.17 (in %) |
Lonza | +61 | Swiss Re | -5 |
Sika | +58 | LafargeHolcim | +2 |
Julius Bär | +32 | Geberit | +5 |
Richemont | +31 | Zurich | +6 |
Credit Suisse | +30 | Roche | +6 |
Swatch | +25 | Novartis | +11 |
SGS | +23 | UBS | +12 |
ABB | +22 | Adecco | +13 |
Givaudan | +21 | Swisscom | +14 |
Swiss Life | +20 | Nestlé | +20 |
Quelle: cash.ch (Stand 31.12.2017)
Ein SPI-Titel überragt 2017 alle anderen deutlich: AMS, mit einer Performance von plus 206 Prozent (siehe Tabelle unten). Der österreichische Halbleiterhersteller erwirtschaftet über die Hälfte des Umsatzes mit Sensoren für Tablets und Smartphones. Neben Grosskunde Apple könnten künftig vermehrt auch Android-Smartphones die 3D-Sensorkameramodule von AMS benutzen. Die im Kurs bereits eingepreisten Erwartungen an die Firma sind inzwischen hoch. So hoch, dass 2018 auch stärkere Korrekturen im Aktienkurs denkbar sind - vor allem wenn es zu Umsatzenttäuschungen kommen sollte.
Zwei «Penny Stocks» drehen auf
Daneben finden sich unter den Top 10 einige Unternehmen, die nach langer Durststrecke wieder vielversprechende Ansätze zeigen. Allen voran sind das der Solarhersteller Meyer Burger (plus 149 Prozent) sowie der Isolationsproduktehersteller Von Roll (plus 126 Prozent), die beide zu Jahresbeginn noch das unbeliebte Etikett "Penny Stock" trugen, da ihre Aktien weniger als 1 Franken wert war.
Mit dem neuen CEO Hans Brändle wird bei Meyer Burger - die Thuner sind seit 2012 defizitär - die Umstrukturierung vorangetrieben und etwa die Produktion von Thun nach China verlagert. Ausserdem konnte Ende Oktober in Italien ein Schlüsselauftrag an Land gezogen werden. Bei Von Roll erfreute die Anleger vor allem das erste Quartal 2017, wo erstmals seit vier Jahren ein positives Betriebsergebnis erzielt wurde. Dieses muss nun aber mit einem positiven Gesamtjahr 2017 bestätigt werden. Über dem Berg sind beide Firmen noch nicht, wobei die Wende bei Meyer Burger schon weiter fortgeschritten scheint.
Mehr als riskante Wette denn als sicheres Investment gelten Biotech-Aktien. Und 2017 gingen einige dieser Wetten nach hinten los: Mit Relief Therapeutics (- 67 Prozent), Evolva (- 49 Prozent), Newron (- 42 Prozent), Kuros (- 42 Prozent) und Santhera (- 32 Prozent) finden sich gleich fünf Biotech-Unternehmen unter den zehn schlechtesten SPI-Werten. Aber: Sollte einer dieser Firmen der grosse Durchbruch glücken, kann der Aktienkurs auch plötzlich in die andere Richtung drehen.
Top 10 | Performance seit 1.1.17 (in %) | Flop 10 | Performance seit 1.1.17 (in %) |
AMS | +206 | Myriad | -68 |
Meyer Burger | +149 | Relief Therapeutics | -67 |
Von Roll | +126 | Evolva | -49 |
SNB | +122 | Bque Cant Geneve | -45 |
Cicor | +117 | Newron | -42 |
Orascom | +115 | Kuros | -42 |
Tornos | +94 | LumX Group | -45 |
Leonteq | +85 | Santhera | -32 |
Peach Property | +84 | Kudelski | -32 |
Bobst | +83 | Air Tech | -18 |
Quelle: cash.ch (Stand 31.12.2017)