Bis Ende Januar konnten sich die Aktien des US-Autobauers Tesla über der 400-Dollar-Marke halten. Doch seither sind sie um 30 Prozent auf 282 Dollar gefallen - auf das Niveau also, das sie zuletzt Anfang November erreichten. Schwierigkeiten bereitet dem von Elon Musk geführten Unternehmen enttäuschende Quartalszahlen und ein Umsatzrückgang in Europa.

Mit dieser Performance ist Tesla die schwächste Aktie unter den «Magnficent 7», den sieben grossen US-Technologiewerten, zu denen auch Alphabet, Amazon, Apple, Meta, Microsoft und Nvidia gehören. Fast alle von ihnen haben in den vergangenen Wochen mehr oder weniger stark Federn gelassen, wie die folgende Übersicht zeigt.

Aktie Performance im Februar (%) Performance 2025 (%)
Alphabet - 17,4 (A) / - 17,2 (C) - 11,0 (A) / - 10,6 (C)
Amazon - 12,2 - 4,9
Apple + 0,6 - 5,2
Meta - 4,5 + 12,4
Microsoft - 5,4 - 6,9
Nvidia + 0,1 - 10,5
Tesla - 30,3 - 30,2

Performance der «Magnificent 7» im Februar und seit Anfang Jahr / Stand: 28. Februar, Vormittag / Quelle: Bloomberg.

Zum Vergleich: Der Nasdaq 100 hat im Februar 4,3 Prozent und seit Anfang Jahr 2,2 Prozent verloren. Demnach haben die «Glorreichen 7» überwiegend schlechter abgeschnitten als der Gesamtmarkt respektive diesen hinuntergezogen. Ausnahmen sind Meta, die den Nasdaq 100 seit Januar überflügelt haben, sowie Apple und Nvidia, deren Titel sich im Februar knapp im Plus gehalten haben.

Letzterer hat am Mittwoch die Zahlen zum vierten Quartal präsentiert - und die Erwartungen übertroffen. Der Umsatz des Chip-Herstellers stieg im Vergleich zum vierten Quartal 2023 um 78 Prozent auf 39,3 Milliarden Dollar. In Aussicht standen 36,75 bis 38,25 Milliarden Dollar.

Das Auftauchen des chinesischen KI-Start-ups DeepSeek hat Nividas Geschäftsgang offenbar nicht gebremst. Laut Konzernchef Jensen Huang hat DeepSeek sogar geholfen, indem es die Technologie weiter verfügbar und so den Chip-Bedarf angeschoben hat.

Weitere Hoffnungen ruhen auf Blackwell, der neuen KI-Plattform von Nvidia. Sie habe dem Unternehmen im vierten Quartal elf Milliarden Dollar Umsatz eingetragen, bemerkt der zuständige Experte von Cantor Fitzgerald. Für die kommenden Monate rechnet er mit sich beschleunigenden Umsätzen.

Grosse Investoren haben ihr Engagement gegenüber den «Magnificent 7» reduziert

Die Sorgen der Anleger sind damit aber nicht weggeblasen, wie sich am Donnerstag zeigte. Der Chiphersteller aus Santa Clara (Kalifornien) rutschte um 8,5 Prozent ab. Die an sich guten Geschäftszahlen fielen in eine Phase extrem nervöser Aktienmärkte, hiess es an der Wall Street mitunter. Die Anleger beschäftigt auch, dass noch härtere Einschränkungen den Verkauf moderner Nvidia-Chips nach China behindern und so das Geschäft des Konzerns bremsen könnten.

Zudem scheint sich unter grossen institutionellen Investoren eine gewisse Skepsis gegenüber den «Magnificent 7» breit gemacht zu haben: Das Engagement von Hedgefonds ist in den letzten Wochen weiter gesunken und liegt nun auf dem niedrigsten Stand seit April 2023. Die Investoren haben die Risiken stark reduziert.

Auf diesem tiefen Niveau dürfte sich nun ein Boden bilden. Auf den Februar blickend, sagt Vincent Lin, Spezialist der US-Bank Goldman Sachs: Der Rückgang in diesem Monat gehöre zu den grössten überhaupt, was darauf hindeute, dass man sich in der Schlussphase dieser Risikominderungsepisode befinden dürfte.

Was ist in drei bis fünf Jahren?

Die Technologieriesen wie Meta und Amazon wollen in diesem Jahr weiter in ihre Geschäftsentwicklung investieren, und die soliden Zahlen von Nvidia dürften den Sektor in den kommenden Monaten weiter tragen. Nicht ausgeschlossen sei ausserdem, dass Anleger die momentane Schwäche als Gelegenheit für Zukäufe sehen, heisst es im Markt.

Doch längerfristig dürften die Schatten grösser werden, wie Krishna Chintalapalli, Portfoliomanager bei Parnassus Investments, gegenüber Bloomberg sagte: «Die langfristigen Debatten sind nicht gelöst.» Es gebe Fragen zur Nachhaltigkeit der Ausgaben, zur Monetarisierung von grossen Sprachmodellen und zur Akzeptanz der Technologie bei Unternehmen. All das gehe voran, «aber wir befinden uns noch in der Anfangsphase».

Was sich demnach noch bilden muss - gerade zur Künstlichen Intelligenz: Eine Überzeugung, dass die Technologie auf Dauer Gewinne abwirft. Laut Chintalapalli muss diese Überzeugung nicht zwingend durch Nvidia genährt werden. «Sie wird von Softwareunternehmen und IT-Abteilungen von Unternehmen kommen.» Sobald diese anfingen, veritable Erträge aus der KI zu erzielen, werde wohl die nächste Etappe des Zyklus eingeleitet.

«Die wirkliche Sorge ist, wie die Dinge in drei bis fünf Jahren aussehen könnten», so der Portfoliomanager. Über die unmittelbare Gegenwart hinaus werden Anleger also zwei Fragen bedenken: Wie nachhaltig die Gewinne aus Künstlicher Intelligenz sind und welche Sektoren durch die Technologie belebt werden. Dies können auch andere Branchen als die Chipindustrie sein.

Reto Zanettin
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