Die Dividenden-Saison ist in vollem Gang. Bei guten Dividendenzahlern kommt der Geldregen noch. Dazu gehören Swiss Re, APG, Banque Cantonale Vaudoise, Cembra Money Bank oder Nebag, allesamt mit Dividendenrenditen zwischen 5 und 6 Prozent.
Die Aussicht auf eine saftige Ausschüttung treibt die Kurse. Gerade in Zeiten ultratiefer Zinsen versuchen Anleger damit, an ein Quäntchen Zusatzrendite zu kommen. Cembra zum Beispiel ist als Dividendentitel ins Gespräch gekommen, weil die auf Kleinkredite spezialisierte Bank ihren Aktionären mit der Ausschüttung 4,9 Prozent Rendite ermöglicht. Cembra, seit 2013 an der Börse, ist derzeit auf Rekordhoch. Der Kurszuwachs seit Mitte Februar beträgt 15 Prozent.
Doch es wartet der "Dividendenknick". Das Datum für die Zahlung der Gewinnbeteilung der Aktionäre ist der 3. Mai, und kurz davor wird die Aktie ex-Dividende gehandelt. Das heisst, an diesem Tag sinkt der Kurs beim Handelsbeginn zunächst um die Höhe der Ausschüttung. Bei Cembra sind dies 3,35 Franken.
Die Anleger lauern
Die Aktie der Banque Cantonale Vaudoise (BCV) zeigt einen ähnlichen Verlauf wie die Cembra-Aktie und hat seit den Erholungstendenzen im Februar fast 18 Prozent zugelegt. Die BCV beschert eine Dividendenrendite von 4,8 Prozent und wird am Ende dieses Monats mit dem Dividendenabschlag gehandelt.
Dividendenstarke Titel finden sich vor allem auch unter den Versicherern. Swiss Re mit 5 Prozent Rendite richtet die Dividende am 28. April aus, Swiss Life - 3,3 Prozent Rendite - am 2. Mai und Bâloise mit 4,1 Prozent Rendite am 6. Mai. Die drei Aktien zeigen seit Februar Kursanstiege von 8 bis 15 Prozent. Bei solchen deutlich bis stark angestiegenen Renditeperlen müssen sich die Anleger jeweils fragen, ob das Kurspotenzial nicht bereits ausgereizt ist und nach dem Ex-Dividende-Tag der Absturz droht.
Dividendenknick hält an
In den letzten Wochen konnte genau dies mehrfach beobachtet werden. Der Pharma-Riese Roche wurde am 3. März unter Abzug der Dividende gehandelt, bei einem Aktienkurs von 264 Franken. Im Nachgang fiel der Genussschein nicht nur um die Höhe der Dividende von 8,30 Franken. Einen Monat später stand er gar bei 230 Franken – ein Minus von 13 Prozent. Dieser Kursrückgang war nicht nur der Dividende geschuldet. Er fiel in eine Zeit, in der Pharmaaktien allgemein Mühe hatten. Auch die Novartis-Aktie kommt in den letzten Monaten nicht auf Touren.
Dasselbe gilt auch für die Swisscom-Aktie, die seit dem Ex-Dividende-Tag am 8. April mehr als 6 Prozent verloren hat, während es mit dem Gesamtmarkt nach oben ging. Die Aktie von Julius Bär wurde am vergangenen Freitag Ex-Dividende um 1,10 Franken gestutzt gehandelt. Bis zum Ende des Handels fielen Julius Bär aber um 1,65 Franken beziehungsweise 4 Prozent zurück. Am Montag ging der Rückgang in einem negativen Handel weiter, wobei die Aktie der Privatbank wiederum stärker als der Markt an Wert verlor.
Nachhaltigkeit ist entscheidend
Die Zurich Insurance Group (Dividendenrendite: 8,1 Prozent) hatte am 1. April den Ex-Dividendentag: Der Kursabschlag betrug 17 Franken, die Aktie sank aber um 21 Franken oder fast 10 Prozent. Seitdem hat die Aktie etwa die Hälfte des Verlusts wieder wettgemacht. Aus Expertensicht sagt der Dividendenknick indessen nicht alles aus. "Wie schnell ein Unternehmen den Abgang der Dividende an der Börse kompensieren kann, hängt von der Firmenqualität ab. Bei Aktien, die zu Unrecht als Dividendenperlen gelten, kann eine Ausschüttung auch mal schief gehen", sagt Thomas Della Casa, Anlagechef der Neuen Helvetischen Bank.
Das entscheidende Argument sei die Nachhaltigkeit. "Eine Dividende muss aus dem freien Cashflow bezahlt werden und zum jeweiligen Geschäftsmodell passen", sagt Della Casa. Zudem sind hohe Dividendenrenditen immer auch Warnsignale. Schüttet ein Unternehmen mehr als 70 bis 80 Prozent seines Gewinns aus, sollten Anleger stutzig werden. Jahrelang galt der Ölbohrkonzern Transocean als grosszügigstes SMI-Unternehmen – bis die Dividende für 2015 gänzlich gestrichen werden musste.
Titel reagieren unterschiedlich
Auch die oben erwähnten Beispiele zeigen, dass die verschiedenen Aktien ganz unterschiedlich mit dem Dividenden-Mechanismus klar kommen. Bei Cembra und die Banque Cantonale Vaudoise dürfte nach einem starken Kursanstieg die Luft dünner geworden sein. Beide Banken verfügen zudem über eine relativ hohe Ausschüttungsquote, was im Sinne von Anlagespezialist Della Casa zu einer kritischen Einschätzung des weiteren Kursverlaufs herangezogen werden sollte.
Wer auf die oben genannten Dividendentitel Swiss Re, Swiss Life und Bâloise setzt, muss ebenfalls davon ausgehen, dass nach dem Knick wegen der Dividendenzahlung eine harzige Erholungsphase droht. Versicherer führen derzeit nicht nur über Dividenden, sondern mangels ansprechender Anlagemöglichkeiten auch durch Aktienrückkäufe viel Geld an die Aktionäre zurück.
Generell gilt aber: Versicherer könnten in den nächsten Jahren bei der Dividende enttäuschen. Die Zurich wird bei schrumpfender Profitabilität die nicht mehr nachhaltige Dividende von 17 Franken kürzen müssen. Manager von Dividendenfonds stürzen sich deswegen nicht mehr in Scharen auf diese Aktie. Die Luzerner Kantonalbank weist in einer Kommentar darauf hin, dass die Erwartungen an die kommenden Dividendenzahlungen einer der wichtigen Einflussfaktoren für den Kurs sind.
Steigende Kurse sind eher bei Titeln zu erwarten, die zuletzt nicht mit einem Kursanstieg geglänzt haben. Ebenfalls kurz vor der Dividenden-Auszahlung steht der Vermögensverwalter GAM (Rendite 4,8 Prozent) und der Logistiker Kühne + Nagel (3,7). Beide Aktien haben sich in den letzten Wochen negativ respektive seitwärts entwickelt und dürften im Hinblick auf zukünftige Kursavancen noch nicht ausgereizt sein.