Investoren auf der Suche nach Dividendenaktien sollten sich nicht nur auf die Dividendenhöhe fokussieren. Das Dividendenwachstum hat besondere Aufmerksamkeit verdient. Gemäss einer Studie des Finanzdienstleisters S&P Global sind «Dividendentitel in der Regel von höherer Qualität als die des breiten Marktes. Vermag ein Unternehmen seine Dividende über Jahre oder Jahrzehnte zuverlässig steigern, deutet dies auf eine gewisse Finanzkraft, Stärke und Disziplin hin.»
Bei zu hohen Dividendenrenditen ist jedoch Vorsicht geboten. «Eine hohe Dividendenrendite ist nicht unbedingt ein Zeichen finanzieller Stärke oder Disziplin. Es kann vorkommen, dass in Schwierigkeiten befindliche Unternehmen versuchen, anhand einer hohen Dividendenrendite Marktteilnehmer anzulocken. Dies geht zu Lasten der Verschuldung», so die Analysten von S&P Global. Auf solche «Fallen» weisen auch andere Aktienexperten immer wieder hin.
Das Dividendenwachstum als Qualitätsmerkmal und positiver Einflussfaktor für die Kursentwicklung zeigt sich auch im Swiss Performance Index (SPI). Die fünf Unternehmen mit dem höchsten Dividendenwachstum während der vergangenen 20 Jahre - ohne Kürzungen oder Streichungen - haben eine beeindruckende Gesamtrendite erzielt.
Zehnfacher Gesamtertrag des SPI
Der SPI lieferte seit 2004 eine Gesamtrendite von etwa 300 Prozent. Dividendenerträge und Kursgewinne machen dabei jeweils etwa die Hälfte aus. Die fünf SPI-Unternehmen mit dem höchsten Dividendenwachstum in dieser Zeit schlagen den Index um mindestens das Doppelte bis hin zum Zehnfachen. Doch wie nachhaltig ist deren Dividendenpolitik?
Div.-wachstum | Gesamtertrag | Div.rendite | |
Belimo | 750% | 3060% | 1,5% |
Lindt & Sprüngli | 680% | 830% | 1,3% |
Givaudan | 620% | 850% | 1,6% |
Baloise | 600% | 660% | 4,8% |
SGS | 570% | 530% | 3,4% |
Quelle: Bloomberg
Belimo trägt die Krone der Aktie mit dem höchsten Dividendenwachstum der vergangenen 20 Jahre. Investoren konnten in diesem Zeitraum einen Dividendenertrag von knapp 1300 Prozent und Kursgewinne von fast 1800 Prozent verbuchen. Mit einer Gesamtrendite von über 3000 Prozent schlägt der Industriekonzern nicht nur den SPI, sondern auch die restlichen Kandidaten klar.
Die Dividendenrendite beträgt derzeit 1,5 Prozent. Für das kommende Jahr rechnen Analysten mit einer Erhöhung der Gewinnausschüttungen um knapp 20 Prozent. Das Verhältnis zwischen Dividenden zu Reingewinn und Dividenden zu freiem Cashflow beträgt 0,7 respektive 0,9. Werte unter 1 sind gut, denn das Unternehmen schüttet nicht mehr aus, als das es verdient beziehungsweise der Liquiditätsbedarf ist gedeckt.
Lindt & Sprüngli (L&S), Givaudan und Baloise liegen mit einem Dividendenwachstum von etwa 650 Prozent auf den Plätzen zwei bis vier. Der Gesamtertrag bei L&S und Givaudan liegt bei über 800 Prozent. Die Valoren von Baloise verzeichnen eine «nur» doppelt so hohe Gesamtrendite wie der SPI. Die Dividendenrendite bei Baloise liegt derweil bei knapp 5 Prozent - bei L&S und Givaudan befindet sie sich auf dem Niveau von Belimo.
Div./Cashflow | Div./Gewinn | |
Belimo | 0,9 | 0,7 |
Lindt & Sprüngli | 0,7 | 0,5 |
Givaudan | 0,7 | 0,6 |
Baloise | 0,8 | 1,4 |
SGS | 0,8 | 1,1 |
Quelle: LSEG
Lindt & Sprüngli führt die konservativste Ausschüttungspolitik. Das Verhältnis von Dividende zum Reingewinn liegt bei 0,5, und die Ausschüttungen machen nur 70 Prozent des freien Cashflow aus. Givaudan liegt leicht über den Vergleichswerten des Schokoladenherstellers, doch die Unterschiede sind vernachlässigbar. Der Versicherer Baloise schüttet hingegen 140 Prozent des letztjährigen Gewinns als Dividende aus. Eine Ausschüttungspolitik, die über den Ertragsfähigkeiten liegt, ist langfristig nicht nachhaltig.
Vergangene Performance ist kein Garant für zukünftige Gewinne
Den fünften Platz belegt der Warenprüfkonzern SGS. Dem Dividendenwachstum von 570 Prozent steht ein Gesamtertrag von etwa 530 Prozent gegenüber. Während auch bei SGS die Ausschüttungen innerhalb der erwirtschafteten flüssigen Mittel liegen, verdient das Unternehmen weniger als es ausbezahlt. Zwar müssen einzelne Datenpunkte nicht zwingend auf Probleme hindeuten, doch bei SGS weisen sie in die richtige Richtung.
Seit etwa zehn Jahren stagnieren die Aktien des Warenprüfkonzerns aufgrund von widrigen Rahmenbedingungen. Analysten rechnen in den kommenden Jahren mit einer Verbesserung dieser Umstände, und die Performance soll aufgrund zentraler personeller Änderungen zusätzlich verbessert werden. Sollte der Aufschwung ausbleiben, könnte dies zu Auswirkungen in der Ausschüttungspolitik führen.
Die angespannte Situation machte sich bereits während der letzten Dividendenrunde bemerkbar. Den Aktionären wurde anstatt einer Bardividende eine Aktiendividende angeboten - viele haben davon Gebrauch gemacht. Dadurch konnte benötigte Liquidität zurückbehalten werden. Langfristig ist dies jedoch keine Lösung und das Unternehmen ist angewiesen auf bessere Ergebnisse oder wird gezwungen sein, die Ausschüttungen zu kürzen.
Anders sieht es im Fall von Baloise aus. Nach einer sechsjährigen Kursstagnation meldete im Sommer dieses Jahres ein aktivistischer Investor eine Minderheitsbeteiligung. Auf Druck dieses Investors werden nun fundamentale Veränderungen erwartet. Die Analysten der UBS gehen davon aus, dass der Immobilienanteil erhöht wird, Kosteneinsparungen vorgenommen, die Innovationsausgaben verringert und das Lebensversicherungsgeschäft verkleinert werden.
Gemäss Daten von LSEG werden erste Resultate bereits in diesem Jahr erwartet: eine Verdoppelung der Reingewinnmargen mit steigender Tendenz. Sollte die Restrukturierung nachhaltig Früchte tragen, könnte der Versicherer trotz herausforderndem Umfeld längerfristiges Wachstum erzielen. Dies hätte positive Effekte auf den Aktienkurs wie auch auf die Nachhaltigkeit des Dividendenwachstums.
Dividendenwachstum führt zu Portfoliostabilität
Gemäss S&P Global «gibt es klare Unterscheidungsmerkmale zwischen Dividendenwachstumsunternehmen und den übrigen Dividendenwerten. In der Regel handelt es sich bei den Ersteren um Qualitätsunternehmen, die sich in unsicheren Märkten als widerstandsfähiger erweisen und die in gewissem Masse weniger stark auf Veränderungen im Zinsniveau reagieren.»
Besonders steigende Zinsen können sich auf den Kurs von Aktien mit einer hohen Dividendenrendite wie beispielsweise Versorger negativ auswirken. Diese werden vielmals als Anleihenersatz gehandelt und verlieren bei steigenden Zinsen an Attraktivität.
Aus diesem Grund sehen die Analysten von S&P Global Dividendenwachstumstitel besonders vielversprechend für Marktteilnehmer, die «über die Volatilität besorgt sind, aber weiterhin in Aktien investiert bleiben und gleichzeitig ein gewisses Einkommen erzielen wollen.»
1 Kommentar
Wen interessieren die letzten 20 Jahre? Wie ist es jetzt , wer zahlt die höchsten Dividenden