Bei den sechs führenden Banken der Region haben die kombinierten Erträge im dritten Quartal wahrscheinlich stagniert, geht aus von Bloomberg zusammengestellten Analystenschätzungen hervor. Viele mussten höhere Rückstellungen für risikoreiche Kredite vornehmen. Bei Banken mit umfangreichem Wertpapiergeschäft sind die Erträge aus dem Anleihehandel wohl gesunken, während der Aktienhandel sich wahrscheinlich besser entwickelt hat.

Die exportorientierte europäische Wirtschaft leidet unter den internationalen Handelskonflikten, die die Nachfrage nach Bankdienstleistungen verringern und es für einige Unternehmen schwieriger machen, ihre Kredite zurückzuzahlen. Die Medizin der Europäischen Zentralbank - die Fremdkapitalkosten tiefer unter Null zu senken - könnte angeschlagenen Unternehmen helfen. Aber es ist ein weiterer Rückschlag für Banken, weil es die Rentabilität senkt.

“Wenn die Zentralbanken auf einen Abschwung mit Zinssenkungen reagieren, werden die Erträge strukturell weiter sinken”, schrieb Alastair Ryan, Analyst bei der Bank of America, in diesem Monat in einem Bericht. “Dies ist kein schönes Bild für die Banken. Die Gewinne könnten sich leicht halbieren, und Dividendenkürzungen wären weit verbreitet.”

Die US-Banken erzielten im dritten Quartal gemischte Ergebnisse. Allerdings konnten sie durch höhere Handelserlöse die Belastungen durch niedrigere Zinsen im traditionelleren Bankgeschäft ausgleichen. Alle vier grossen Investmentbanken, die bisher ihr Ergebnis vorgelegt haben, konnten die Erträge aus dem Handel mit Festverzinslichen steigern, während zwei von ihnen Zuwächse im Aktienhandelsgeschäft verzeichneten.

Verheerender Skandal

Wenn die Top-Banken ab Dienstag ihre Quartalsergebnisse vorlegen, werden die Investoren auf Folgendes achten:

Die UBS wird am 22. Oktober den Anfang machen und den Anlegern einen ersten Einblick verschaffen. Analysten erwarten für das Quartal einen Etragsrückgang bei der Investmentbank - was unterstreicht, warum UBS weitere Kosteneinsparungen in dem Bereich anstrebt. Die Schweizer Bank ist mehr auf die Verwaltung von Geldern für vermögende Kunden fokussiert, aber dieses Geschäftsfeld könnte auch unter den weiter fallenden Zinsen leiden. Die Bank kündigte im August an, dass sie die Praxis ausweiten werde, reiche Kunden mit einer Gebühr für überschüssiges Bargeld auf ihren Konten zu belasten.

Die Credit Suisse hat sich im Aktien- und Bondhandel Analysten zufolge wahrscheinlich besser entwickelt als die Konkurrenz. Das Augenmerk der Anleger liegt aber auf dem Wealth-Management-Geschäft, nachdem ein verheerender Skandal aufgedeckt hat, dass die Bank den ehemaligen Leiter dieses Geschäftsbereichs hat beschatten lassen. Chief Executive Officer Tidjane Thiam hat unterrichteten Kreisen zufolge mit den Top-Private-Bankern die Vergütungs- und Karriereaussichten nach der Abwanderung von Iqbal Khan zur UBS diskutiert. Es stellt sich nun die Frage, ob eine strapaziöse dreijährige Umstrukturierung durch weitere Abgänge von Mitarbeitern zurückgeworfen werden könnte.

Sewings Plan

Die Deutsche Bank befindet sich in der grössten Umstrukturierung seit Jahrzehnten. Der Vorstandsvorsitzende Christian Sewing kündigte den Rückzug aus dem Aktienhandel an und führt das Kreditinstitut damit zurück zu seinen Wurzeln: der Betreuung von Firmenkunden in Europa. Sewing hat Fortschritte beim Verkauf unerwünschter Vermögenswerte und beim Ausstieg aus dem Geschäft mit Hedgefonds gemacht. Aber die sich verschlechternde Konjunktur zwang die Bank, ihr Ertragsziel nach nur wenigen Monaten zu lockern. Die Rückstellungen für notleidende Kredite werden voraussichtlich in den kommenden Monaten und Jahren steigen, hat Finanzvorstand James von Moltke gesagt. Das Anleihehandelsgeschäft der Deutschen Bank dürfte im Quartal erneut rückläufige Erträge verzeichnet haben.

Die Banco Santander ist nach einer Expansion in Lateinamerika weniger von den Problemen in Europa betroffen. Das bedeutet aber nicht, dass die spanische Bank nicht auch darunter leidet. Santander hat bereits angekündigt, dass die Bank im dritten Quartal einen Aufwand von 1,5 Milliarden Euro verbuchen wird, da der Brexit und Grossbritanniens Bankenregulierung die Schwierigkeiten im britischen Geschäft verstärken. Santander-Chefin Ana Botin hat auch vor möglichen unbeabsichtigten Konsequenzen der EZB-Politik gewarnt und gesagt, dass eine längere Phase mit negativen Zinsen der “grösste Störfaktor“ für die Kreditinstitute sei. Das ist ein Grund, warum die Bank in Europa Personal abbaut.

BNP profitiert

BNP Paribas SA (31. Oktober) war es in den letzten Quartalen gelungen, dem negativen Trend im Anleihehandel zu trotzen, sie hatte jedoch im Aktien-Bereich gelitten. Dies könnte sich jedoch bald ändern. Von Bloomberg befragte Analysten gehen davon aus, dass das Aktienhandelsgeschäft erstmals seit einem Jahr den Ertrag steigern wird, während der Anleihehandel zwei Quartale in Folge mit Wachstum beenden könnte. Bis zu einem gewissen Grad profitierte BNP von den Problemen im Aktienbereich bei der Deutschen Bank. Die beiden Firmen schlossen im September eine Vereinbarung zur Übertragung des Hedegefonds-Kundengeschäfts der Deutschen Bank. Der Deal könnte BNP die nötige Grössenordnung verschaffen, um mit grösseren Wettbewerbern zu konkurrieren.

UniCredit (7. November) war führend unter den italienischen Banken, die notleidende Kredite bereinigen. Jetzt werden Anleger nach Details Ausschau halten, wie sie den Abbau von nicht wesentlichen Geschäftsfeldern beschleunigt, ihre Bestände an italienischen Staatsanleihen anpasst und ihre Finanzkraft verbessert. UniCredit hat bereits das Ertragsziel für das Gesamtjahr gesenkt, was zum Teil auf die schwache Konjunktur in Europa zurückzuführen ist. Jedoch hat CEO Jean Pierre Mustier eine andere Ansicht als einige seiner Kollegen und sagt, dass negative Zinsen für die Banken"per Saldo positiv“ seien. Laut Analysten von Citigroup bleiben die Hauptrisiken der Bank politische und wirtschaftliche Trends. Der Aktienkurs korreliere stark mit den Staatsschulden Italiens.

(Bloomberg)