Der Wertverlust des Schweizer Frankens im ersten Quartal war unüblich und beeindruckend. Mit über 5 Prozent verzeichnete die Schweizer Währung gegen den Euro zwischen Januar und März das heftigste Minus-Quartal seit 2003. Ende Mai erreichte das Währungspaar zum ersten Mal seit Januar 2023 fast wieder die Parität.

In Deutschland sah man da und dort bereits die Wende in einem langjährigen Trend: «Die beste Zeit liegt hinter dem Schweizer Franken», lautete etwa der Titel eines Gastbeitrages in der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» Ende Mai. Die These stützte sich auf eine technische Analyse, wonach ein Nachlassen des Abwärtstrends und die «Anfälligkeit einer Trendwende» im Chart «positive Divergenzen» bewirken könnten. Langfristig, mit Blick auf die kommenden fünf oder mehr Jahre, dürften wieder Euro-Niveaus um 1,11 Franken, wenn nicht um 1,20 Schweizer Franken möglich sein. Soweit die Chartanalyse.

Irritierend ist hier erstmal die Wortwahl. «Beste Zeiten» erreicht eine Währung laut dem Gastbeitrag offenbar, wenn sie sich massiv aufgewertet hat - und gegenüber den Währungen von wichtigen Handelspartnern stark erscheint. Beim «Exportweltmeister» Deutschland hat man offenbar schon vergessen, wie schädlich eine Devise in «besten Zeiten» sein kann. Die exportlastige Schweizer Wirtschaft kann seit Jahren ein bitteres Klagelied davon singen.

Ohnehin bleibt schleierhaft, weshalb sich beim Frankenkurs nun eine Kehrtwende eingeschlichen haben soll. Die Schweizer Währung steht seit Oktober 2007 unter konstantem Aufwertungsdruck. Damals zahlte man noch über 1,68 für einen Euro. Im Januar dieses Jahres schloss der Franken bei einem Rekordwert von unter 93 Rappen zur Währung der Nachbarländer. Eine Aufwertung von rund 40 Prozent. 

Die letzten Wochen lieferten geradezu exemplarisch den Beweis dafür, weshalb das so ist. Nach der Wahl des Europäischen Parlaments, bei der vor allem rechte Parteien Erfolge erzielten und die nun eine vorgezogene Parlaments-Neuwahl in Frankreich mit sich bringt, wertete sich der Franken gegenüber dem Euro wieder schlagartig auf. Die Angst vor einer Finanzkrise in den EU-Ländern geht wieder um. Der Franken in seiner Rolle als Fluchtwährung vollzog mit dem Kurssprung in den letzten Wochen damit bloss das, was er bei Zipperleins an den Finanzmärkten oder bei geopolitischen Unsicherheiten immer macht.

Man kann die Logik auch ganz kurz fassen: Solange die Eurozone regelmässig Schockwellen aussendet, bleibt der Aufwertungsdruck auf dem Franken bestehen. Die "beste Zeit" für diese These ist sicher nicht abgelaufen.

Daniel Hügli
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