Zum ersten Mal seit 15 Jahren sei die Überschussbeteiligung marktweit wieder gestiegen, sagte Reiner Will, Geschäftsführer der Ratingagentur Assekurata, am Donnerstag bei der Vorstellung von deren jährlicher Studie zur Verzinsung von Lebens- und Rentenversicherungen. Die laufende Verzinsung habe 2023 über alle Produktarten und Tarif-Generationen bei 2,62 (2022: 2,55) Prozent gelegen. "Dies hat historischen Charakter", sagte Will. Von 43 Versicherern, die an der Studie teilnahmen, habe keiner die laufende Verzinsung für private Rentenversicherungen zum Jahreswechsel gesenkt. 13 haben sie erhöht.
Dabei spiegele sich der Zinsanstieg am Kapitalmarkt nicht im gleichen Verhältnis in den Überschussbeteiligungen nieder, sagte Will. Bis der Marktzins in den - zumeist langfristigen - Kapitalanlagen der Versicherer ankomme, dauere es viele Jahre. Zudem seien durch die Zinswende stille Lasten in den Bilanzen entstanden. Daher sei es nicht verwunderlich, wenn die Anbieter sich bei den Überschuss-Deklarationen noch zurückhielten, "wenngleich sich die langfristige Ertragsperspektive mit dem Zinsaufschwung verbessert habe", erklärte Assekurata. Auch der Branchenverband GDV macht den Kunden Hoffnung: "Die Zinswende ist gut für die Kunden der Lebensversicherer", erklärte GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen. "Der Trendwende bei den Zinsen dürfte daher auch eine Trendwende bei den Überschüssen der sicherheitsorientierten Produkte folgen."
Bei Policen gegen Einmalbeitrag, die viele Kunden als reine Kapitalanlage nutzen, hätten die Versicherer schon schneller mit Zinserhöhungen reagiert, so Assekurata. "Offenbar verfolgen die Lebensversicherer das Ziel, im Zinswettbewerb gegenüber Banken weiterhin bestehen zu können", sagte Lebensversicherungs-Experte Lars Heermann.
(Reuters)