Das mit Milliardenverlusten kämpfende Unternehmen bestätigte am Donnerstag Gespräche mit dem Bund über staatliche Garantien. Der Konzern führe Vorgespräche mit unterschiedlichen Parteien, darunter Partnerbanken sowie der Bundesregierung, um den Zugang zu Garantien für Grossaufträge sicherzustellen, teilte Siemens Energy mit.

Es gebe einen zunehmenden Bedarf an Garantien insbesondere durch die steigenden Aufträge bei den ehemaligen Gas and Power-Geschäftseinheiten. Eine Entscheidung sei bislang nicht gefallen. «Die Bundesregierung ist in engen und vertrauensvollen Gesprächen mit dem Unternehmen», sagte ein Sprecher des Bundeswirtschaftsministeriums, nannte aber keine Details.

An der Börse löste die Nachricht einen Kurssturz bei den Aktien von Siemens Energy von zeitweise mehr als 30 Prozent aus. Die Titel des Siemens-Konzerns, der noch mit einer Sperrminorität von 25,1 Prozent an dem Energietechnik-Konzern beteiligt ist, verloren rund fünf Prozent.

Zuerst hatten die «WirtschaftsWoche» (WiWo) und der «Spiegel» über Gespräche von Siemens Energy mit der Bundesregierung berichtet. Siemens Energy werbe um Bürgschaften von bis zu 15 Milliarden Euro, hiess es in der «WiWo». Wegen der Krise der Windturbinen-Tochter Siemens Gamesa befürchte der Konzern Schwierigkeiten in den Gesprächen mit Banken über Garantien für Grossprojekte. In der Industrie ist es üblich, dass Unternehmen bei solchen, über Jahre andauernden Projekte ihre Leistungen mit Kreditlinien von Banken absichern müssen.

Die «WiWo» berichtete, für eine erste Bürgschafts-Tranche von zehn Milliarden Euro solle der Bund zu 80 Prozent einstehen, die restlichen 20 Prozent die Banken übernehmen. Eine zweite Tranche von fünf Milliarden Euro solle die ehemalige Mutter Siemens AG garantieren, die nach dem Börsengang von Siemens Energy noch 25,1 Prozent der Anteile hält. Während Berlin offenbar grundsätzlich gewillt sei, den für die Energiewende wichtigen Konzern zu unterstützen, wolle sich Siemens nicht wieder in die Pflicht nehmen lassen, hiess es im «Spiegel». In der Bundesregierung sei man über diese Haltung verstimmt.

Die Siemens AG hatte mit Verweis auf die milliardenschweren Garantien und Finanzierungen für Energie-Grossprojekte einen Anteil an Siemens Energy behalten. Diese Verpflichtungen seien aber schneller abgebaut worden als gedacht, hatte Finanzvorstand Ralf Thomas gesagt. Auch deshalb habe die AG ihren Aktienanteil von zunächst 35,1 Prozent reduzieren können - und wolle ihn weiter abbauen. Einen Kommentar zu den Gesprächen von Siemens Energy lehnte der Konzern ab.

Siemens Gamesa fährt seit Jahren hohe Verluste ein, die dem Gesamtkonzern Siemens Energy immer wieder die Bilanz verhageln. Mehrfach wurden Top-Manager ausgewechselt - ohne Erfolg. Gamesa ist der weltweit grösste Hersteller von Offshore-Windturbinen. Zuletzt hatte es Probleme mit Schäden an Windrad-Rotorblättern und Lagern gegeben. Siemens-Energy-Vorstandschef Christian Bruch hatte angekündigt, dass sich der Konzern bei der Sanierung von Gamesa alle Optionen offenhalte. Insidern zufolge könnten Details im November bei der Bilanzpressekonferenz und dem Kapitalmarkttag vorgelegt werden.

Siemens Energy hatte erklärt, wegen der Probleme bei Siemens Gamesa im Geschäftsjahr 2022/23 (per Ende September) mit rund 4,5 Milliarden Euro in die roten Zahlen zu rutschen. Ein Insider sagte Reuters, die Belastungen im Windkraft-Geschäft könnten auch höher ausfallen als die veranschlagten 1,6 Milliarden Euro. Siemens Energy betonte am Donnertag, die Finanzergebnisse des Konzerns lägen 2023 im Rahmen der Prognose. Während die ehemaligen Gas und Power-Geschäfte rund liefen, würden Auftragseingang und Umsatz im Windgeschäft 2024 voraussichtlich unter den Markterwartungen liegen. «Für bestimmte Onshore-Plattformen schliesst Siemens Gamesa vorerst keine neuen Verträge ab und nimmt im Offshore-Geschäft nur selektiv Aufträge an.»

(Reuters)