Der deutsche Finanzminister Jörg Kukies erwartet, dass die italienische Unicredit ihre Übernahmepläne für die Commerzbank fallen lässt. «Wir haben da eine sehr kritische Grundhaltung und der Vorstandsvorsitzende der Unicredit hat gesagt, dass er sich über die Kritik der Bundesregierung nicht hinwegsetzen will», sagte der SPD-Politiker am Sonntagabend. «Von daher gehe ich davon aus, dass er das dann auch nicht machen wird.» Unicredit-Chef Andrea Orcel hatte am Freitag in London gesagt, während des Vakuums vor der für Ende Februar geplanten Bundestagswahl wolle sein Haus nicht aktiv werden.
Kukies machte klar, dass die Bundesregierung und viele Stimmen in der deutschen Opposition eine sehr kritische Grundhaltung zu einer solchen Übernahme hätten. «Ich möchte dazu sagen, unsere Kritik bezieht sich ausschliesslich auf das spezifische Vorgehen, das die Unicredit in diesem Fall gewählt hat», betonte der Finanzminister. Allgemein sei der deutsche Bankenplatz sehr offen. Es gebe in Deutschland fünf internationale Grossbanken mit systemischer Relevanz, die in ausländischer Hand seien und das sei auch kein Problem.
Die Mailänder Unicredit-Bank, die in Deutschland bereits mit der Münchner HypoVereinsbank aktiv sind, hatte sich über Finanzderivate nach eigenen Angaben Zugriff auf bis zu 21 Prozent der Commerzbank-Anteile gesichert. Bei den Aufsichtsbehörden wurde zudem beantragt, die Beteiligung auf bis zu 29,9 Prozent ausbauen zu können. Die Bundesregierung hat sich klar gegen eine feindliche Übernahme ausgesprochen. Sie hält noch zwölf Prozent an der Commerzbank. Dieses Paket soll bis auf weiteres nicht angetastet werden.
(Reuters)