Präsident Javier Mileis radikale Sparpolitik habe zu einem Mangel an liquiden Mitteln in privaten Haushalten geführt, so die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) am Sonntag. «Entsprechend steigt die Zahl der Unternehmen, die in der geringen Nachfrage ein Geschäftsrisiko sehen.» Im Herbst 2023 gaben dies nur 16 Prozent der befragten Unternehmen an, im Frühjahr 2024 seien es 70 Prozent gewesen.

Noch verhalten sehen die Unternehmen demnach ihre Geschäftslage, die deutlich unter dem lateinamerikanischen Durchschnitt liegt. 36 Prozent bewerten sie als gut, 55 Prozent als befriedigend und neun Prozent als schlecht. Hinsichtlich der zukünftigen Geschäftslage erwarten 45 Prozent eine Besserung, weitere 45 Prozent eine gleichbleibende Situation und lediglich neun Prozent eine Verschlechterung. Sowohl Lage als auch Aussichten hätten sich seit Herbst 2023 deutlich aufgehellt. Das lege nahe, dass Mileis Politik zu greifen beginne. Allerdings planen nur 23 Prozent der befragten Firmen, ihre Investitionen in Argentinien zu erhöhen.

Milei in Deutschland

Am Sonntag hat sich der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz im Berliner Kanzleramt hinter verschlossenen Türen mit dem argentinischen Präsidenten und selbst ernannten «Anarchokapitalisten» getroffen. Zu der Begegnung mit Milei gab es allerdings nur einen kurzen Fototermin, beide Staatsmänner begrüssten sich mit Handschlag vor der Regierungszentrale.

Bereits am Samstag ist Argentiniens Präsident in Hamburg mit einer Medaille der Friedrich August v. Hayek-Gesellschaft geehrt worden. In seiner Rede verzichtete er auf jeden Bezug zu Deutschland und schilderte in erster Linie sein Verständnis von Politik. 

Er beschrieb seinen intellektuellen Werdegang zum Anhänger der sogenannten Österreichischen Schule, zu denen neben Friedrich August v. Hayek auch Ludwig von Mises zählt. Durch die Lehren des US-Ökonomen Murray Rothbard sei er zum «Anarchokapitalisten» geworden. Seinen Aufstieg zum erfolgreichen Politiker erklärte er mit seinem Mut, liberale Wirtschaftsideen als einziger in Medien und Fernsehtalkshows vertreten zu haben.

Dass Milei umstritten ist, hat sich auch bei seinem Deutschland-Besuch gezeigt. Mehrere hundert Menschen demonstrierten gegen ihn. Er privatisiere öffentliche Unternehmen, kürze Ausgaben im Bildungsbereich, erleichtere die Entlassung von Arbeitern und schränke die Demonstrationsfreiheit ein.

(cash/Reuters)