Die schwächelnde deutsche Wirtschaft nimmt nach Einschätzung der Bundesbank langsam wieder Fahrt auf. Die Wirtschaft werde 2024 wieder etwas wachsen und in den Jahren darauf dann deutlicher zulegen, sagte die Bundesbank am Freitag in ihrer halbjährlichen Konjunkturprognose voraus. Der private Konsum werde nach und nach wieder zulegen. Ab der zweiten Jahreshälfte werde auch der Export dann wieder besser laufen. «Die deutsche Wirtschaft befreit sich aus der konjunkturellen Schwächephase», erklärte Bundesbankpräsident Joachim Nagel.

In diesem Jahr dürfte die Erholung aber demnach etwas langsamer laufen als zunächst von der Bundesbank erwartet. Laut ihren Prognosen wird die Wirtschaftsleistung 2024 voraussichtlich kalenderbereinigt um 0,3 Prozent wachsen. In ihrer Prognose vom Dezember hatte sie noch ein Plus beim Bruttoinlandsprodukt (BIP) von 0,4 Prozent vorhergesagt. Für das nächste Jahr geht die Bundesbank dann von einem wieder stärkeren BIP-Wachstum von 1,1 (Dezember-Prognose: 1,2) Prozent aus. Für 2026 erwartet sie nun ein Plus von 1,4 (1,3) Prozent. Die Haushalte profitierten von kräftig steigenden Löhnen. Dazu komme ein stabiler Arbeitsmarkt und auch eine allmählich sinkende Inflation.

«Die Inflationsrate in Deutschland geht zwar weiter zurück, aber in einem verhaltenen Tempo», erläuterte Nagel. «Mit Blick auf Zinssenkungen fahren wir im EZB-Rat nicht mit Autopilot», fügte er hinzu. Die Europäische Zentralbank (EZB) beschloss auf ihrer Zinssitzung am Donnerstag, erstmals seit fast fünf Jahren wieder die Zinsen zu senken. Den am Finanzmarkt massgeblichen Einlagensatz, den Geldhäuser für das Parken von Geld bei der Notenbank erhalten, verringerte sie auf 3,75 Prozent von bisher 4,00 Prozent. Letztmalig hatte die EZB zuvor im September 2019 die Zinsschraube gelockert.

Die Bundesbank erwartet bei den Lebenshaltungskosten eine Beruhigung im Vergleich zu den Vorjahren. Für das laufende Jahr 2024 rechnet sie mit einer Inflationsrate von 2,8 Prozent. Noch im Dezember hatte sie 2,7 Prozent Teuerung für das laufende Jahr erwartet. Die Teuerung lasse in diesem Jahr bei Energie und Nahrungsmitteln erheblich nach. «Allerdings erweist sich die Inflation als hartnäckig, vor allem bei den Dienstleistungen», erklärte die Bundesbank. Sie verwies dabei auf kräftig steigenden Löhne, von denen Kostendruck ausgehe.

Im Jahr 2025 werde die Teuerung dann leicht auf 2,7 (Dezember-Prognose: 2,5) Prozent nachlassen und 2026 weiter auf 2,2 (2,2) Prozent zurückgehen. Damit würde die Inflation auch in zwei Jahren immer noch leicht über der Zielmarke der EZB liegen, die 2,0 Prozent Inflation als optimales Niveau für die Euro-Zone anpeilt.

(Reuters)