Die Suche nach Fachkräften ist einfacher, die Zufriedenheit der Kollegen steigt und die Betriebskosten sinken, sagen sie.

«Wir haben plötzlich fünfmal so viele Bewerbungen auf freie Stellen bekommen, die wir zuvor über Monate hinweg nicht besetzen konnten», erklärt etwa Carsten Graf, Vorstand der genossenschaftlichen PSD Bank Braunschweig, im Interview mit Bloomberg.

Ähnliches berichtet auch sein Amtskollege Hans-Jürgen Lembicz von der Volksbank Euskirchen: «Für uns war die Entscheidung ein Glücksfall. Sie verschafft uns am Arbeitsmarkt einen gewissen Zeitvorsprung.» Im vergangenen Jahr habe sein Haus rund rund 20 Mitarbeiter anwerben können, was angesichts des Trends in der Branche eine erfreuliche Zahl sei.

Beide Manager spielen auf die Tatsache an, dass gerade kleinere Banken derzeit massive Probleme haben, Mitarbeiter für bestimmte Schlüsselpositionen - etwas im Bereich Compliance - zu finden. Das Angebot einer Vier-Tage-Woche lässt sie aus der Masse herausstechen und macht sie als Arbeitgeber attraktiver.

Die PSD Bank Braunschweig hatte die Vier-Tage-Woche im September eingeführt. Bei der Volksbank Euskirchen ging es im Januar 2023 los, bei der Volksbank Kaiserslautern schon im Sommer 2022. In allen Fällen ist es in der Regel der Freitag, an dem die Mitarbeiter frei haben.

Mit dem Wechsel in die Vier-Tage-Woche wurde bei den drei Instituten auch die Wochenarbeitszeit reduziert, und zwar von 39 Stunden auf nur noch 35 oder 34,5 Stunden. Der Lohn blieb dabei unverändert.

Produktivität nicht gelitten

Die Produktivität der Kollegen hat Graf zufolge nicht gelitten. Sie sei konstant geblieben. Mittelfristig solle sie sogar steigen. „Viele Mitarbeitende kommen am Montag ins Büros und sagen mir, sie fühlen sich so ausgeruht wie nach einem Kurzurlaub”, so Graf. Alexander Kostal, Vorstand der Volksbank Kaiserslautern, ergänzt: «Die Erhöhung der zusammenhängenden Erholungszeiten wirkt sich offensichtlich positiv auf die Mitarbeitermotivation aus.»

Auch wenn die Geschäftsstellen freitags geschlossen sind, bleiben die Banken für Kunden an diesem Tag telefonisch erreichbar. Das stellen sie unter anderem durch die Einbindung externer Callcenter sicher. Zudem gibt es Ausnahmen für kritische Bankbereiche wie etwa Risikocontrolling und Compliance, die teils auch freitags besetzt werden. Hier wurden mitunter individuelle Vereinbarungen mit Mitarbeitern der Institute getroffen.

Die Reaktion der Kunden auf die verkürzten Arbeitszeiten hatte Lembicz im Vorfeld als grösstes Risiko angesehen. Doch dazu gab es keinen Grund, wie er heute wisse: «Die Kunden zeigten fast immer Verständnis und freuten sich sogar ganz offen mit den ihnen vertrauten Mitarbeitern.»

Die Entscheidung für Freitag als freien Tag kam übrigens nicht von ungefähr. An diesem Tag waren die Standorte laut Graf ohnehin schlechter besucht. «Der Freitag war in der Regel ein sehr absatzschwacher Tag», berichtet er. Ganz nebenbei spare sein Haus nun auch noch Kosten für Strom und Wasser, weil die Türen einen ganzen Tag lang verschlossen bleiben.

Andere deutsche Banken beobachten offenbar ganz genau, wie die Vier-Tage-Woche bei den Vorreitern funktioniert. «Wir verzeichnen vermehrt Anfragen zu diesem Thema von anderen Genossenschaftsbanken», sagt Kostal. Von daher ist nicht ausgeschlossen, dass auch die Mitarbeiter anderer Institute demnächst extra-lange Wochenenden haben werden.

(Bloomberg)