Der Dax-Konzern legte zwar eine halbe Milliarde Euro für mögliche Kreditausfälle infolge der Corona-Krise zurück, blieb aber auch nach Steuern knapp in den schwarzen Zahlen, wie er am späten Sonntagabend in Frankfurt mitteilte. Von der Bank selbst befragte Analysten hatten nach Steuern durchweg mit einem Verlust gerechnet. Zu der positiven Überraschung trugen überraschend gestiegene Erträge bei.

Am Finanzmarkt kamen die Nachrichten gut an. Der zuletzt vom Corona-Crash arg gebeutelte Kurs der Deutsche-Bank-Aktie legte zum Handelsstart knapp 12 Prozent zu. Seit dem Jahreswechsel hatte das Papier zuvor allerdings ähnlich wie der deutsche Leitindex Dax gut rund ein Fünftel an Wert verloren und war am Freitagabend mit 5,451 Euro aus dem Handel gegangen - ein gutes Stück über ihrem Rekordtief von 4,4485 Euro von Mitte März.

Analysten positiv überrascht

Analyst Kian Abouhossein von der US-Bank JPMorgan zeigte sich von den Zahlen insgesamt positiv überrascht. "Das einzige Negative, das wir sehen können, ist die Aussage, dass die Kernkapitalquote (CET1) zeitweise unter das bisherige Ziel von mindestens 12,5 Prozent fallen könnte." Allerdings hätten Analysten im Schnitt für Ende 2020 ohnehin bereits eine Quote von 12,3 Prozent erwartet. Abouhossein will jedoch die für Mittwoch geplante Vorlage des kompletten Quartalsberichts abwarten, um zu beurteilen, wie qualitativ gut die Überraschung wirklich ist.

In den Monaten Januar bis März erzielte die Deutsche Bank nach vorläufigen Zahlen ein Ergebnis vor Steuern von 206 Millionen Euro. Der Gewinn nach Steuern lag bei 66 Millionen Euro nach 201 Millionen ein Jahr zuvor. Davon gehen noch Gewinn- und Verlustanteile ab, die auf nicht beherrschende Gesellschafter von Tochterfirmen und das zusätzliche Kernkapital in Form bestimmter Pflichtwandelanleihen oder sogenannte CoCo-Bonds (AT-1) entfallen.

Erträge gesteigert

Überraschen konnte die Bank vor allem mit hohen Erträgen, die mit 6,4 Milliarden Euro sogar etwas höher ausfielen als vor einem Jahr. Die Bank machte jedoch keine Angaben dazu, wie die Entwicklung zustande kam. Details zu den ersten Zahlen will das Institut an diesem Mittwoch (29. April) nennen. Mögliche Treiber für die positive Ertragsentwicklung könnten eine hohe Nachfrage von Unternehmen nach Krediten oder anderen Finanzierungsformen infolge der Corona-Krise gewesen sein. Analyst Abouhossein vermutet, dass auch ein starker Handel mit Anleihen, Währungen und Rohstoffen dazu beigetragen haben könnte.

Negative Folgen hat die Corona-Pandemie bei der Deutschen Bank bereits mit Blick auf zu erwartende Kreditausfälle. Die Bank legte deshalb in den ersten drei Monaten rund eine halbe Milliarde Euro für möglicherweise faule Kredite zurück. Vor einem Jahr hatte der Wert noch 140 Millionen Euro betragen. Analysten hatten diesmal im Schnitt mit 366 Millionen gerechnet. Allerdings lagen die Schätzungen weit auseinander. Dies gilt auch für das Gesamtjahr. Zuletzt gingen Experten davon aus, dass die Bank im Gesamtjahr 2020 zwischen 768 Millionen und knapp vier Milliarden für wackelnde Kredite zurücklegen muss.

Corona-Krise schwächt Kapitalpuffer

Auch bei den Zielen für den Kapitalpuffer und die Verschuldungsquote sorgen die Folgen der Corona-Krise bei der Deutschen Bank für Schwierigkeiten - diese sollen aber nur vorübergehend sein. "Angesichts der Chancen für zusätzliches Geschäft, erhöhter Nachfrage von Kunden und des derzeitigen gesamtwirtschaftlichen Umfelds überprüft die Deutsche Bank ihre Ziele für die harte Kernkapitalquote und die Verschuldungsquote in diesem Jahr", hiess es in der Mitteilung. Der Vorstand habe daher beschlossen, dass die Kapitalquote vorübergehend den Zielwert unterschreiten darf, um Kunden und die Wirtschaft insgesamt in der aktuellen Krisensituation zu unterstützen."

Die Bank betonte, dass die Kapitalausstattung nach wie vor gut sei und deutlich über den Anforderungen der Regulierer liegt. Dies soll auch so bleiben. "Da die genannten Kapitaleffekte als vorübergehend angesehen werden, arbeitet die Bank für das Jahr 2022 weiterhin auf das Ziel einer harten Kernkapitalquote von 12,5 Prozent und einer Leverage Ratio (Verschuldungsquote) von 5 Prozent hin." Ende März lag die Quote den Angaben zufolge mit 12,8 Prozent noch über dem bankeigenen Ziel und klar über den Vorgaben der Aufsichtsbehörden.

Der Vorstand bekräftigte zudem die übrigen Finanzziele, die er der Bank für 2020 und die kommenden Jahre gesetzt hatte. "Dazu gehört, die bereinigten Kosten ohne Umbaubelastungen und die erstattungsfähigen Kosten im Zusammenhang mit dem Hedgefondsgeschäft, das an BNP Paribas übertragen wird, 2020 auf 19,5 Milliarden Euro zu senken", hiess es weiter.

In den ersten drei Monaten des Jahres 2020 lagen die zinsunabhängigen Aufwendungen mit 5,6 Milliarden Euro bereits rund 300 Millionen Euro niedriger als ein Jahr zuvor. Darin sei der Beitrag zum Einheitlichen Abwicklungsfonds der Aufseher von rund 500 Millionen Euro enthalten./stw/zb/stk

(AWP)