Die Renditen für zehnjährige Bundesobligationen sind seit Anfang Februar von 0,328 auf 0,577 Prozent gestiegen. Das ist der höchste Stand seit Juli. Zugleich haben die für die Vergabe von Hypotheken relevanten Swap-Sätze um rund 0,2 Prozentpunkte zugelegt - «weshalb die Zinssätze für Festhypotheken steigen», wie Thomas Stucki, Anlagechef der St. Galler Kantonalbank, auf Anfrage von cash.ch erklärt.

Allerdings folgen die Hypothekarzinsen nicht eins zu eins den Swap-Sätzen, sondern unterscheiden sich von Bank und Bank und entsprechend der Marge, welche die Banken hinzurechnen. Klar ist aber: «Die Finanzierungsbedingungen für Hypotheken verschärfen sich», wie Karsten Junius, Chefökonom der Bank J. Safra Sarasin unterstreicht. 

Ein Grund für den Zinsanstieg liegt in den Inflationszahlen für den Monat Januar. Die Teuerung sank auf Monatssicht um 0,1 Prozent, gegenüber dem Vorjahresmonat betrug sie 0,4 Prozent. Dabei lagt die Kerninflation, die frische und saisonale Produkte sowie Energie und Treibstoffe ausklammert, bei 0,9 Prozent. Dieser Wert lag im Dezember bei 0,7 Prozent, im November bei 0,9 Prozent.

«Die Kerninflationsrate lag leicht höher als angenommen», sagt Elias Hafner, Stratege bei der Zürcher Kantonalbank. In der Folge seien die Negativzinserwartungen für die Schweiz «ausgepreist» worden; Zinssenkungen der Schweizerischen Nationalbank (SNB) über den März hinaus würden am Terminmarkt als weniger wahrscheinlich erachtet. Neu wird hier, wie Haftner ausführt, ein Zinsschritt um 0,25 Prozentpunkte im März und danach vorerst eine Zinspause erwartet.

Damit ist auch gesagt, dass das Thema Negativzinsen «zumindest vorderhand vom Tisch» ist, wie Stucki sagt - zumal die amerikanische Notenbank Fed eine längere Zinspause angekündigt und auch der Druck auf dem Franken nachgelassen habe. Negativzinsen sind auch deshalb nicht notwendig, «da wir uns weder in einer Rezession noch in einer Deflation befinden», wie Junius ausführt.

US-Fiskalpolitik wirkt sich aus

Der Anstieg bei den Renditen auf Bundesobligationen hat seinen Grund auch bei Entwicklungen aus Übersee: «Mit dem Renditeanstieg wird eine expansivere US-Fiskalpolitik eingepreist», sagt Safra-Sarasin-Chefökonom Junius. Wegen dieser Fiskalpolitik würden Zinssenkungen in den USA erst später als bisher angenommen möglich. «Damit gehen - auch in der Schweiz - höhere Inflationserwartungen und schliesslich höhere Zinsen am langen Ende einher.»

Die Politik des neuen US-Präsidenten Donald Trump wird zwar speziell wegen der Zölle und Steuersenkungen diskutiert. Doch es gibt weniger bekannte Beispiele, die den amerikanischen Staatshaushalt betreffen. Anfang Februar rief Trump die Schaffung eines Billionen Dollar schweren Staatsfonds aus, «um in grosse nationale Vorhaben zum Wohle des gesamten amerikanischen Volkes zu investieren».

Und weiter befasst sich der US-Kongress diese Woche mit Trumps Prioritäten in den Bereichen Steuern, Energie und Verteidigung. Mitunter geht es auch um eine Erhöhung der Schuldenobergrenze um vier Billionen US-Dollar, wie die Nachrichtenagentur Bloomberg am Montag schreibt.

Die Wahlen in Deutschland haben laut Stucki indes keinen grossen Einfluss auf die Renditen der Bundesobligationen gehabt. Nachdem die Koalition aus SPD, Grünen und FDP zerbrochen war, wurde am Sonntag der Bundestag und damit mittelbar die Regierung in Berlin neu bestellt. Stärkste Kraft ist neu die CDU/CSU, gefolgt von der AfD, der SPD und den Grünen. Die Christdemokraten wollen nicht mit der AfD zusammenarbeiten, aber mit der SPD zügig Gespräche über eine Regierungskoalition führen.

Junius sagt, der Regierungswechsel, habe eine expansivere deutsche Fiskalpolitik schwieriger gemacht, da die neue Koalition eine Reform der Schuldenbremse nur schwer durch den Bundestag bringen kann. Für eine Reform der Haushaltsregeln ist eine Zwei-Drittel-Mehrheit notwendig. Ob die neue Regierung über eine solche Mehrheit verfügt, ist nicht gesagt. Allerdings würden, so Junius, höhere europäische Verteidigungssusgaben und damit weitere Fiskalimpulse wahrscheinlicher, was ebenfalls höhere Langfristzinsen begünstige.

Für Hypothekarnehmer ist nun die Ausgangslage vor dem nächsten SNB-Zinsentscheid interessant. Während nach heutigem Stand Festhypotheken eher teurer werden, würden die Saron-Finanzierung durch eine Leitzinssenkung günstiger. Die Nationalbank informiert am 20. März über ihren ersten Zinsentscheid im neuen Jahr. Sie wird dann auch eine neue Inflationsprognose stellen, die gewisse Folgerungen zum weiteren geldpolitischen Kurs ermöglicht.

Reto Zanettin
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