Die Unterschiede sind enorm. Wer vor zehn Jahren eine Geldmarkthypothek von 500'000 Franken abschloss, hat dafür gut 40'000 Franken Zins bezahlt. Bei einer Festhypothek mit 10 Jahren Laufzeit hat der Zinsdienst um mehr als das Dreifache höher gelegen. Dank der Geldmarkthypothek konnten also rund 100'000 Franken gespart werden.
Der Grund für diese beeindruckende Zahl: Die Zinsen. Die Basis von Geldmarkthypotheken bildete für eine lange Zeit der in London festgelegte Banken-Referenzzinssatz Libor. In den vergangenen drei Jahren haben die Hypothekenfinanzierer auf einen vergleichbaren Schweizer Zins, den Saron, umgestelllt. Beide Referenzsätze lagen wegen der lockeren Geldpolitik der Notenbanken jahrelang unter Null. Was Hypothekarnehmerinnen und -nehmer mit Geldmarktprodukten bezahlt haben, war die Marge, die der Kreditgeber verlangte.
Run auf Saron-Hypotheken im Zinserhöhungs-Jahr 2022
Die Skepsis gegenüber Geldmarkthypotheken ist aber generell breit. Jahrzehntelang waren Festhypotheken, schwergewichtig mit fünf oder zehn Jahren Laufzeit, viel beliebter als Geldmarktprodukte. Erst im vergangenen Sommer berichteten die Raiffeisenbanken, dass im Juni und Juli mehr Geldmarkt- als Festhypotheken abgeschlossen worden seien. Dies mag aber auch daran gelegen haben, dass die Festhypotheken sich deutlich verteuert haben. Unter der Voraussetzung sehr guter Bonität kann ein Eigenheim derzeit mit einer zehnjährigen Hypothek zu 2,5 Prozent finanziert werden. Dies ist mindestens eine Verdoppelung im Vergleich zu Anfang 2022. Bei der Saron Hypothek beläuft sich die Marge laut dem Finanzberatungsunternehmen VZ auf 0,6 bis 1,3 Prozent. Sattelt man diese auf das Zinsniveau drauf, kommt man bei Saronhypotheken auf Zinssätze zwischen 1,1 und 1,8 Prozent. Der Zins für eine Saron-Hypothek ändert sich normalerweise alle drei Monate - und weil Zinsen per se schwer vorhersagbar sind, wollen sich viele diesem Risiko nicht aussetzen. Zumindest in den vergangenen Jahren materialisierte sich dieses Risiko aber nicht.
Die Frage ist eher, wie es weitergeht, wenn die Zinsen weiter steigen und wenn die Schweizerische Nationalbank (SNB) den Leitzins weiter anhebt, nachdem sie ihn im September nach acht Jahren wieder ins Plus gesetzt hat.
Wenn es nach den Leserinnen und Lesern von cash.ch geht, bleibt die Saron-Hypothek das attraktivste Finanzierungsinstrument für Häuser und Wohnungen. In drei Online-Umfragen mit jeweils rund 6000 bis 8000 Teilnehmern im Lauf des Zinserhöhungs-Jahres 2022, die cash.ch vorgenommen hat, steigerte sich die Zahl der "Saron-Befürworter" gar noch.
Ende April, noch vor den Zinserhöhungen, sprachen sich 58 Prozent für Geldmarkthypotheken aus. Im Juni, nach dem ersten SNB-Zinsschritt von -0,75 auf -0,25 Prozent, waren es 65 Prozent. In der aktuellen cash-Umfrage sprechen sich gar 70 Prozent für den Saron aus. Dies bekanntlich zum Zeitpunkt, zu dem der SNB-Leitzins bei 0,5 Prozent liegt und eine weitere Steigerung erwartet wird.
Klar: Als Leserinnen und Leser eines Börsen- und Finanzportals wie cash.ch dürften die Teilnehmer der Umfragen sich etwas intensiver mit Zinsen beschäftigen als der Durchschnitt der Bevölkerung. Diese Vermutung zeigt aber auch, dass die Vorliebe für Geldmarkthypotheken nicht unberechtigt ist.
«Safeguards» sollten berücksichtigt werden
Gemäss den derzeit vorherrschenden Szenarien dürften Saron-Hypotheken günstiger bleiben. Angenommen, für Saron-Hypotheken werden weiterhin nicht mehr als 2,5 Prozent bezahlt werden, und zehnjährige Festhypotheken es kaum noch unter 3 Prozent geben wird, bleibt mittelfristig immer noch in deutlicher Unterschied. Sollten die Zinsen weiter deutlich steigen, würden die Anbieter auch die Zinsen von Festhypotheken weiter anheben - auch wenn bei Festhypotheken die Lage derzeit etwas volatil ist, wie Experten festellen (cash.ch berichtete).
Wer ein Eigenheim mit einer Saron-Hypothek finanziert, sollte aber zumindest zwei Dinge beachten. Erstens sollten Beträge, die gegenüber einer Festhypothek gespart werden, als Puffer behalten und eventuell angelegt, aber nicht verkonsumiert werden. Zweitens sollte man sich informieren, zu welchen Bedingungen ganz oder teilweise von der Saron- in eine Festhypothek gewechselt werden kann. Dies ist prinzipiell alle drei Monate möglich. In der bisherigen Entwicklung 2022 ist dies aber noch nicht notwendig geworden.
2 Kommentare
Stimmt für mich alles irgend wie nicht. Mache nur 3 jährige Hypotheken und war die letzten 15 Jahre damit immer deutlich günstiger als mit Libor und Saron. Heute verhandle ich wieder und löse die Hypo nötigenfalls ab.
Wenn dies Tatsache sein soll, würden mich die tatsächlichen Zahlen von Dir interessieren !! Wir waren im Schnitt 0.65% über alles mit Libor resp. Saron in den letzten 5 Jahren !