Seit Wochen klettert der Schweizer Aktienmarkt von einem Rekord zum nächsten. Bei den Aktionären von Sunrise Communications wird sich die Freude darüber vermutlich aber in Grenzen halten. Denn der Kurs der dividendenstarken Aktie fällt und fällt - zuletzt sogar auf 66,90 Franken und damit auf den tiefsten Stand seit Februar vor zwei Jahren.
Mittlerweile belaufen sich die Kursverluste alleine im laufenden Jahr auf nicht weniger als 22 Prozent. In dieser Zeit konnte der breit gefasste Swiss Performance Index (SPI) um 18,5 Prozent zulegen.
Geld fliesst aus den Telekommunikationsaktien ab
Diese Formschwäche ist auf eine unglückliche Kombination mehrerer Faktoren zurückzuführen. Da wäre zunächst einmal der Dividendenabgang in Höhe von 4,20 Franken je Aktie von vor zwei Wochen. Den Dividendenabgang aufgerechnet, verringert sich das Minus seit Jahresbeginn noch auf gut 17 Prozent.
Hinzu kommt, dass ausländische Grossinvestoren im grossen Stil Gelder aus den europäischen Telekommunikationswerten abziehen. Das drückte jüngst auch beim Marktführer Swisscom auf die Aktienkursentwicklung.
Aufstieg und Fall der Sunrise-Aktie seit Anfang 2017 (Quelle: www.cash.ch)
Der Hauptgrund für die Probleme des Aktienkurses ist und bleibt aber der geplante Kauf von UPC Schweiz für 6,3 Milliarden Franken. Finanziert werden soll die Übernahme mit einer gut 4 Milliarden Franken schweren Kapitalerhöhung. Dadurch dürfte sich die Anzahl der ausstehenden Aktien mehr mehr als verdoppeln. Sprich: Die Sunrise-Aktionäre müssen viel Geld nachschiessen.
Ankeraktionär Freenet stellt sich quer
Für gewöhnlich verpflichtet sich der Verkäufer - im vorliegenden Fall wäre das das UPC-Mutterhaus Liberty Global - bei solchen Firmentransaktionen, einen Teil des Verkaufspreises in Aktien zu übernehmen und wird dadurch zum Mitaktionär. Liberty Global denkt allerdings nicht daran und will Geld sehen.
Verständlich, dass diese Haltung bei den Aktionären von Sunrise Communications nicht gut ankommt. Das gilt insbesondere für den Ankeraktionär Freenet. Er hält 24,5 Prozent der Stimmen. In den letzten Wochen liess Freenet keine Gelegenheit aus, um Kritik an der geplanten Übernahme von UPC Schweiz zu üben. Der Ankeraktionär stösst sich weniger an der Übernahme selber, als vielmehr an deren Finanzierung. Er will sich nicht an der Kapitalerhöhung beteiligen und fürchtet daher eine massive Verwässerung seiner Beteiligung.
Analysten erachten den Kursrückgang der letzten Wochen allerdings als übertrieben und verweisen dabei auf die rechnerische Dividendenrendite von 6,5 Prozent in Form einer steuerbefreiten Ausschüttung aus den Kapitaleinlagereserven. Ausserdem wäre für Fantasie gesorgt, sollte der Druck auf Sunrise weiter zunehmen, die Übernahmebedingungen neu auszuhandeln.
Auch auf neue Ideen in Bezug auf die Finanzierung der milliardenschweren Übernahme würde die Aktie vermutlich mit Kursgewinnen reagieren, beispielsweise wenn die Nummer Zwei unter den Schweizer Mobilfunkanbietern anstelle neuer Aktien eine Wandelanleihe auflegen würde.