Gold ist mittlerweile so teuer, dass sogar die Chinesen vorsichtig werden. Rund 2400 Dollar kostet die Feinunze, 40 Prozent mehr als Ende 2022.

Laut eigenen Angaben hat die chinesische Zentralbank weder im Juni noch im Mai Gold gekauft. Das gab es schon lange nicht mehr: Zwischen November und April 2023 erwarb das offizielle China im grossen Stil Goldbarren, phasenweise bis zu einer Million Feinunzen pro Monat. Ein Standardbarren wiegt 400 Feinunzen oder 12,4 Kilogramm.

Noch im ersten Quartal gehörte China neben der Türkei zu den grössten Goldkäufern unter den Zentralbanken. Im April waren es dann noch 60’000 Feinunzen. Die Goldreserven sind dadurch auf 72,8 Millionen Feinunzen gestiegen, was einem Wert von rund 170 Milliarden Dollar entspricht. Chinas gesamte Devisenreserven belaufen sich auf über 3 Billionen Dollar.

Doch seither läuft nichts mehr. Was die People's Bank of China (PBOC) dazu bewogen hat, die Goldkäufe herunterzufahren, wurde nicht kommuniziert. Beobachter vermuten aber, dass der hohe Preis der Grund für die Zurückhaltung ist.

«Sie warten ab und beobachten. Wenn die Preise auf 2200 Dollar korrigieren, werden sie mit den Käufen fortfahren», wird David Tait, CEO der Goldproduzenten-Lobby WGC, von Reuters zitiert.

China sei noch lange nicht fertig mit dem Kauf von Gold, meint auch Ole Hansen, der Rohstoffexperte der Saxo Bank. Die Pause zeige nur, dass selbst die Gold-affinen Chinesen davor scheuen, Rekordpreise zu zahlen.

Ohne die chinesischen Käufe fehlt dem Goldmarkt eine Stütze. Aber es gibt noch genügend andere Zentralbanken, die am Goldmarkt aktiv sind und das auch bleiben möchten. 

Gemäss der neusten WGC-Umfrage zu den Goldreserven der Notenbanken beabsichtigen 29 Prozent, ihre Goldreserven in den kommenden zwölf Monaten zu erhöhen – mehr denn je seit Messbeginn 2018.

Dieser Artikel erschien zuerst in der Handelszeitung unter dem Titel «Gold ist selbst für China zu teuer».

rop
Peter Rohnerist Chefökonom der Handelszeitung.Mehr erfahren