Stellantis minus 30 Prozent, BMW minus 19 Prozent oder VW minus 15 Prozent: Das sind die Kursrenditen dieser europäischen Autobauern seit Jahresbeginn. Der EU-Automobilsektor (SXAP) ist im letzten Monat an der Börse um 9 Prozent gesunken, während der Stoxx Europe 600 Index um 4 Prozent gefallen ist.
Aktienkurse der Autobauer schnitten dabei schlechter ab als die der Zulieferer, obwohl die Gewinne der letzteren die Erwartungen stärker verfehlten. Einige Autobauer erwarten trotz eines schwierigeren Marktes jedoch einen Anstieg der Gewinne im zweiten Semester gegenüber den ersten sechs Monaten.
Der Automobilsektor ist nach wie vor der billigste und unbeliebteste Sektor in Europa und wird mit einem vorwärtsgerichteten Kurs-Gewinn-Verhältnis von nur 5,2 (gegenüber 5,7 im Zweijahresdurchschnitt) gehandelt, was 60 Prozent niedriger ist als der Stoxx Europe 600 Index mit 12,9.
Warten auf eine Rallye
«Weitere Korrekturen der Prognosen könnten mit den Q3-Ergebnissen kommen - in den letzten zwei Jahren begann eine Rallye in diesem Sektor typischerweise erst im Oktober», schreiben die Analysten der Bank of America in einem jüngsten Bericht.
Und es gibt laut den Experten der US-Grossbank noch weitere Risiken für den Sektor: Der Indexanbieter Stoxx wird seine Indexzusammensetzung am 1. September überprüfen, wobei die Änderungen Mitte des Monats in Kraft treten. Normalerweise entwickeln sich Aktien, die aus einem wichtigen Index herausfallen, vorübergehend schlechter (und umgekehrt).
«Insbesondere VW könnte Gefahr laufen, aus dem Index auszuscheiden (und durch Michelin ersetzt zu werden), aber angesichts einiger spezieller Indexregeln erscheint es uns unwahrscheinlich, dass dies geschieht (auf der Grundlage der aktuellen Marktkapitalisierung, die sich bis Ende August noch ändern kann). Forvia und Volvo Cars könnten ebenfalls Gefahr laufen, aus dem Stoxx Europe 600 herauszufallen.»
Selektiv vorgehen
Man muss aber keinen grossen Bogen um den Sektor machen, einfach selektiver vorgehen: Obwohl die Aktien europäischer OEMs im letzten Monat fielen, zeigten die der Luxus-OEMs überdurchschnittliche Kursrenditen.
Ferrari erzielte überdurchschnittliche Performance aufgrund eines Gewinnanstiegs im zweiten Quartal und einer Anhebung des Ausblicks für das Geschäftsjahr 2024, Porsche hat die Prognoseanpassung gut verdaut. Und Autobauer ausserhalb des Luxussegments in der EU sind jetzt die billigsten weltweit, Konsens erwartet aber Gewinnwachstum für 2025.
Und die Bank of America empfiehlt beispielsweise VW wegen einer bullischen Sicht auf 2025 mit einem Kursziel von 132 Euro zum Kauf, was ein Aufwärtspotenzial von 38 Prozent impliziert. Und auch die grossen Zulieferer bieten Chancen. Forvia, der französische Hersteller von Autositzen, Innenausstattung oder Fahrzeugbeleuchtung, wird 114 Prozent höher gesehen.
1 Kommentar
Der grosse Irrtum der deutschen Autoindustrie ist, dass es in Zukunft weiter geht wie bisher.
A) Kann auch Asien Luxusautos herstellen, nur preiswerter und besser. Insbesondere fehlen günstige, innovative E-Autos aus Europa, ev. sogar mit Speicherfunktion (V2G). Der BMW i3 war das letzte Fahrzeug mit Mut, i8 leider teilfossil, dann kamen die 0815 Leichenwagen-Panzer in schwarz. Grösstes Leistungsmerkmal, hoher Preis und stilloser Klotz. Weder tolles Cabrio, Sport- noch Kleinwagen.
B) Fossile Autos sind für Menschen mit Anspruch beim Komfort einfach keine Option mehr.
Leider klemmt es zudem bei IT und Innovation in DE massiv und die rechte, rüchständige bzw. fossile Politikhälfte, ist eine Katastrophe für die Industrie und die arbeitende Bevölkerung.
VW hat noch Chancen, bei BMW etc. sehe ich komplett schwarz, sprichwörtlich. Da kaufe ich lieber BYD, Hyundai oder Geely (Genesis, Volvo, Smart) - sorry. Fossil kaufen nur noch brumbrum Menschen von gestern.
Das Ganze erinnert mich an Nokia, oder die HiFi- und Fotoindustrie.