Die chaotischen Zollerhöhungen und Entlassungen im öffentlichen Dienst könnten das Wachstum weiter bremsen. Die Spekulation, dass US-Präsident Donald Trump die Wirtschaft mit Konjunkturmassnahmen ankurbelt und damit den Druck auf die Renditen von US-Staatsanleihen beibehält, wird weniger als zwei Monate nach seinem Amtsantritt rasch verworfen. Stattdessen investieren Händler verstärkt in kurzfristige Staatsanleihen und drücken die Rendite zweijähriger Papiere seit Mitte Februar deutlich nach unten. Sie erwarten, dass das Federal Reserve bereits im Mai die Zinsen senken könnte, um eine Rezession zu verhindern.

«Vor wenigen Wochen wurden wir noch gefragt, ob wir glauben, dass die US-Wirtschaft weiter an Fahrt gewinnt und plötzlich wird immer häufiger das R-Wort in den Raum gestellt», meint der Leiter der US-Zinsstrategie bei TD Securities, in Bezug auf das Risiko einer Rezession. «Der Markt ist von Euphorie über das Wachstum in absolute Verzweiflung umgeschwenkt.»

Abrupte Kehrtwende am US-Staatsanleihen-Markt

Diese Entwicklung bedeutet eine abrupte Kehrtwende am Markt für US-Staatsanleihen, der in den vergangenen Jahren von der überraschenden Widerstandsfähigkeit der US-Wirtschaft geprägt war, während das Wachstum in anderen Ländern schwächer wurde. Anleger hatten zunächst darauf gewettet, dass das Ergebnis der Präsidentschaftswahl diesen Trend verstärken würde, und trieben die Renditen Ende letzten Jahres in die Höhe – in Erwartung eines schnelleren Wachstums und höherer Inflation, ein zentrales Element des sogenannten «Trump Trade». Seit Mitte Februar jedoch sind die Renditen von Staatsanleihen gesunken, da die Politik der neuen Regierung die wirtschaftliche Entwicklung erheblich verunsichert.

Besonders betroffen sind dabei kurzfristige Wertpapiere. Das lässt wiederum die Renditekurve ansteigen – ein typisches Zeichen dafür, dass Anleger damit rechnen, dass das Fed die Geldpolitik lockert, um das Wachstum zu stützen. Ein wesentlicher Treiber ist Trumps sich anbahnender Handelskrieg, der voraussichtlich einen weiteren Inflationsschub auslösen und globale Lieferketten durcheinanderbringen wird. Dies löste in der vergangenen Woche einen Ausverkauf am Aktienmarkt aus, der selbst dann anhielt, als Trump die Zollerhöhungen für Mexiko und Kanada erneut verschob. Auch die Bemühungen der Regierung, Bundesmittel zurückzuhalten und Zehntausende von Regierungsangestellten zu entlassen, hinterlassen Spuren.

Abschwächender Arbeitsmarkt und Wirtschaft

«Das Rezessionsrisiko ist definitiv gestiegen, weil Trump zuerst Zölle erhebt und erst später Steuersenkungen umsetzt», sagt eine Portfoliomanagerin bei Brandywine Global Investment Management. Der Stimmungsumschwung am Markt wurde letzte Woche durch die Divergenz zwischen den Anleihemärkten in Europa und den USA unterstrichen, die sich normalerweise im Gleichschritt bewegen. Während die Renditen deutscher Bundesanleihen aufgrund der Aussicht auf höhere Verteidigungsausgaben stiegen, blieben US-Staatsanleihen weitgehend stabil.

Allerdings haben Anleihehändler in den vergangenen Jahren wiederholt damit gerechnet, dass die Wirtschaft schwächeln könnte, nur um dann von deren anhaltender Stärke überrascht zu werden. Die drei Zinssenkungen um jeweils einen Viertelpunkt, die für dieses Jahr erwartet werden, deuten nicht darauf hin, dass das Fed in den Krisenmodus umschalten wird. Fed-Chef Jerome Powell erklärte am Freitag, dass er keinen Anlass sehe, die Geldpolitik zu lockern und betonte: «Die Wirtschaft befindet sich weiterhin in einer guten Verfassung» trotz «erhöhter Unsicherheit». Zudem könnte die Inflation die Renditen weiter unter Druck setzen, da der Verbraucherpreisindex in diesem Monat voraussichtlich einen Anstieg von 2,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr ausweisen wird – deutlich über dem Fed-Ziel von 2 Prozent.

Doch die Anzeichen für eine Abkühlung der Wirtschaft häufen sich. Der «GDPNow»-Indikator der Atlanta Fed deutet darauf hin, dass das Bruttoinlandsprodukt der USA im ersten Quartal schrumpfen könnte. Obwohl das Arbeitsministerium im Februar noch einen robusten Beschäftigungszuwachs meldete, zeigte der Bericht vom Freitag auch Anzeichen für eine Abschwächung des Arbeitsmarktes – darunter mehr dauerhaft Arbeitslose, weniger Beschäftigte im öffentlichen Sektor und ein Anstieg der Teilzeitarbeit aus wirtschaftlichen Gründen.

Die weitere Richtung des Anleihemarktes wird massgeblich davon abhängen, wie sich Trumps Politik in den kommenden Monaten entwickelt. Finanzminister Scott Bessent räumte am Freitag ein, dass die Wirtschaft durch die Massnahmen der Regierung gestört werden könnte, zeigte sich jedoch zuversichtlich hinsichtlich der langfristigen Perspektiven. Trump schien am Donnerstag auf die Sorgen über die aggressiven Einsparungen der Regierung zu reagieren, indem er die Kabinettsmitglieder anwies, bei den Stellenstreichungen ein «Skalpell» statt einer «Axt» zu verwenden. Angesichts der Turbulenzen am Aktienmarkt verschob er zudem erneut die Zollerhöhungen für Mexiko und Kanada um einen Monat – während er die Zölle für China bereits angehoben hat und weitere Schritte gegen andere Länder plant.

«Vor dem Handelskrieg dachte der Markt, dass Zölle inflationär wirken – und jetzt glaubt man, sie seien rezessionsfördernd», sagte die Brandywine-Portfoliomanagerin. «Das ist ein bedeutender Stimmungswandel.»

(Bloomberg)