Beim Dentalimplantatehersteller Straumann bahnt sich Grosses an: Wie südkoreanische Medien berichten, buhlt der Weltmarktführer aus Basel um die dortige Medit, einem führenden Anbieter von 3D-Scanning-Lösungen. Angeblich sind neben Straumann auch die beiden Finanzinvestoren CVC Capital Partners und Kohlberg Kravis Roberts sowie ein Bieterkonsortium bestehend aus Carlyle und Goldman Sachs in der engeren Auswahl, um den Zuschlag zu erhalten.
Grossübernahme ohne Kapitalerhöhung kaum zu stemmen
Als Kaufpreis wird ein Betrag von 3 Milliarden Dollar (das sind umgerechnet 2,9 Milliarden Franken) genannt. Bei einem Börsenwert von 18 Milliarden Franken wäre ein solcher Kaufpreis mehr als bloss ein Pappenstiel. Als einziger verbleibender "industrieller" Interessent werden den Baslern in Branchenkreisen gute Chancen eingeräumt, das Rennen um Medit zu machen. Denn anders als Finanzinvestoren käme Straumann in den Genuss von Umsatz- und Kostensynergien.
Die Wahrscheinlichkeit einer Kapitalerhöhung zwecks Teilfinanzierung der milliardenschweren Übernahme wäre im Fall eines Zuschlags allerdings gross. Denn ein Kaufpreis von 3 Milliarden Dollar oder mehr liesse sich selbst für Straumann nicht einfach so aus eigener Kraft stemmen. Und für gewöhnlich gehen Kapitalerhöhungen zumindest auf kurze Sicht mit rückläufigen Kursen einher.
Wie die französische Investmentbank Oddo schreibt, glaubt sie nicht an ein Zustandekommen dieser Übernahme. Ihres Erachtens dürfte Straumann nur deshalb eine Offerte eingereicht haben, um Einblicke ins Unternehmen zu erhalten. Das Synergiepotenzial sei zu gering, so Oddo weiter. Ausserdem würde die Bedeutung von 3D-Scanning-Lösungen dadurch zu stark steigen. Die Investmentbank preist die Aktie von Straumann wie bis anhin mit "Outperform" und einem Kursziel von 156 Franken zum Kauf an. Die Börse sieht das ähnlich, verliert die Aktie am Freitag doch nur 0,3 Prozent auf 113,70 Franken.
Straumann vor einer schwierigen zweiten Jahreshälfte?
Der Kurs der Straumann-Aktie erhielt zuletzt einen Dämpfer. Zwar wartete der Dentalimplantatehersteller einmal mehr mit einem starken Halbjahresergebnis auf. Entgegen anders lautenden Hoffnungen verzichteten die Basler jedoch auf eine Erhöhung der diesjährigen Ziele. Die Enttäuschung darüber drückte den Aktienkurs alleine am Tag der Ergebnisveröffentlichung zeitweise um mehr als 13 Prozent (cash berichtete).
Von den beibehaltenen Zielen schliessen Analysten nun auf eine deutliche Wachstumsverlangsamung in der zweiten Jahreshälfte. Die Rechnung sei denkbar einfach, wie es heisst: Wenn den Kundinnen und Kunden aufgrund stark steigender Lebenshaltungskosten Ende Monat weniger Geld für andere Dinge übrigbleibt, könnte das auch auf die Nachfrage für Zahnkorrekturen drücken. Vor diesem Hintergrund wäre eine milliardenschwere Grossübernahme, wie sie sich in Südkorea abzeichnet, mit nicht zu unterschätzenden Risiken verbunden.
Obwohl die Straumann-Aktie zuletzt etwas Boden gutmachen konnte, errechnet sich seit Jahresbeginn noch immer ein Minus von etwas mehr als 40 Prozent. Damit zählt sie zu den schwächeren Titeln aus dem Swiss Leader Index (SLI).