Wenn in den nächsten zwei Wochen nicht noch irgendwo eine Bombe platzt, wird das Börsenjahr 2019 als ein überdurchschnittlich gutes in die Geschichte eingehen. Trotz der Querelen um den Handelsstreit zwischen USA und China und den Unkenrufen nach der Rezession: Der Weltindex MSCI World ist drauf und dran mit einem Plus von über 24 Prozent so gut abzuschneiden wie seit zehn Jahren nicht mehr. Der Schweizer Leitindex SMI steuert sogar auf sein bestes Jahr seit 14 Jahren zu.
Doch wer glaubt, die Schweiz gehöre punkto Börsen-Performance 2019 zur absoluten Spitzengruppe, der irrt. Im Bloomberg-Ranking der weltweit besten Aktien-Indizes 2019 rangiert der SMI "lediglich" auf dem 17. Platz – von insgesamt 94 Indizes. Welche Indizes konnten noch besser performen? cash stellt die Index-Highflyer 2019 vor und gibt ein Überblick über die Performance der wichtigsten Börsenplätze 2019.
And the winner is…
Ganz zuvorderst rangiert ein Börsenplatz, den vor allem vor 2019 wohl kaum jemand auf dem Zettel hatte. Um satte 45 Prozent konnte der Athex Composite Share Price Index zulegen. Ausgerechnet Griechenland – der lange arg gebeutelte kranke Mann Europas – bot dieses Jahr die höchsten Kursgewinne auf dem Aktienmarkt. Insbesondere drei Gründe erklären die fulminante Börsen-Hausse.
Erstens hatte der griechische Aktienmarkt einiges aufzuholen. 2018 erschütterte ein Bilanzskandal um den Schmuckhersteller Folli Follie das Vertrauen in griechische Aktien. Im MSCI-Ranking 2018 gehörte der hellenische Aktienmarkt folgerichtig zu den fünf schlechtesten Börsenplätzen der Welt (-35 Prozent). Zweitens kann das Land durchaus beachtliche Erfolge bei der Sanierung der notorisch klammen Staatskassen aufweisen. Und drittens steht der neue Regierungschef Kyriakos Mitsotakis von Nea Dimokratia für eine anlegerfreundliche Wirtschaftspolitik. Das alles ruft Investoren auf den Plan.
Ob der Athex Composite das Wachstum 2020 wiederholen kann, darf allerdings stark bezweifelt werden. Die meisten Gewinne konnten im ersten Halbjahr 2019 realisiert werden. Bereits seit Juli 2019 bewegt sich der Index eher seitwärts.
Russland ist Athen auf den Fersen
Zu den absoluten Top-Performern gehört dieses Jahr auch der russische Aktienmarkt. Mit einer Performance von rund 41 Prozent rangiert der Leitindex RTS auf dem zweiten Rang. Ein Grund dürfte der insgesamt leicht steigende Ölpreis sein. Kaum ein Aktienmarkt ist derart abhängig von den weltweiten Energiepreisen wie der russische. So hat auch das Indexschwergewicht Norilsk Nickel als weltgrösster Förderer von Nickel und Palladium davon profitiert, dass die Preise beider Rohstoffe 2019 anstiegen.
Weitere erfolgreiche Einzelstories gewichtiger Aktien wie der Sberbank – Russlands grösstes Kreditinstitut – tragen zu einer überdurchschnittlichen Performance des Index bei. Allein die Titel des weltgrössten Erdgasförderunternehmen Gazprom konnten dieses Jahr rund 60 Prozent zulegen. Zudem gilt der russische Aktienmarkt als attraktiv für Dividendenjäger. Der Anstieg des russischen Aktienmarkts könnte durchaus noch ein wenig andauern – wenn auch nicht im selben Masse wie 2019.
Die Top-Aktienplätze 2019 weltweit
Aktien-Index (Land) | YTD, in % | ETF |
1. Athex Composite (Griechenland) | +45,29 | Lyxor MSCI Greece UCITS ETF |
2. RTS Index (Russland) | +40,92 | iShares MSCI Russia |
3. Bucharest Bet Index (Rumänien) | +34,09 | Expat Romania BET UCITS |
4. JSE Market Index (Südafrika) | +32,01 | - |
5. ISEQ Overall Index (Irland) | +30,60 | WisdomTree ISEQ 20 UCITS |
6. Brazil Ibovespa (Brasilien) | +28,08 | iShares MSCI Brazil ETF |
7. FTSE MIB (Italien) | +27,94 | iShares FTSE MIB UCITS ETF |
8. S&P NZX 50 (Neuseeland) | +27,41 | iShares MSCI New Zealand |
9. OMX Copenhagen 20 (Dänemark) | +26,84 | iShares MSCI Denmark |
10. Dax Index (Deutschland) | +26,45 | ComStage FR DAX UCITS ETF |
17. SMI (Schweiz) | +24,28 | UBS ETF (CH) – SMI |
27. Dow Jones Industrial (USA) | +20,61 | ComStage Dow Jones Industrial Average |
28. Nikkei 225 (Japan) | +19,67 | ComStage Nikkei 225 UCITS ETF |
29. Shanghai Composite (China) | +19,67 | Lyxor China Enterprise (HSCEI) UCITS |
50. FTSE 100 (Grossbritannien) | +10,36 | HSBC FTSE 100 UCITS |
57. Hang Seng Index | +6,43 | ComStage HSI UCITS |
Quelle: Bloomberg, cash.ch.
Und was machen die anderen Börsenplätze, von denen man täglich in den Nachrichten hört? Auch wichtige Börsenplätze wie New York, Frankfurt oder eben die Schweiz schnitten überdurchschnittlichen gut ab. Allerdings weitaus langsamer als Griechenland oder Russland. Dies ist allerdings nicht verwunderlich, weisen sie doch seit Jahren stabilere Zuwächse aus, die von geringerer Volatilität geprägt sind.
Und Dow Jonex, Dax und Co.?
Der S+P 500, der die 500 grössten US-Unternehmen abbildet, eilt in diesem Jahr von Rekordhoch zu Rekordhoch. Trotzdem schafft es der Index 2019 mit einer Jahresperformance von 26,5 Prozent "nur" auf Platz 12 der weltweit besten Indizes. Ebenso der SMI: Obwohl auch der Schweizer Leitindex dieses Jahr einen Rekord nach dem anderen jagt, muss er sich bei bei einem satten Jahresplus von 24,3 Prozent mit Platz 17 begnügen. Auch der deutsche Leitindex DAX mit den 30 grössten börsennotierten Unternehmen aus Deutschland kratzt mit einem Jahresplus von 26 Prozent an seinem Allzeithoch. Damit schafft er es mit Platz 10 geradeso in die Top Ten.
Unter den wichtigsten Börsenplätzen tanzt das Londoner Aktienparkett 2019 ein wenig aus der Reihe – im negativen Sinne. Britische Aktien litten naturgemäss unter den Brexit-Querelen. Mit einem Anstieg von mageren 10 Prozent rangiert der wichtigste britische Aktienindex FTSE 100 gerade einmal auf dem 50. Platz. Das heisst aber auch: Nachdem im Brexit-Drama nun klare Verhältnisse geschaffen wurden, sollte hier einiges an Aufholpotenzial bestehen.
Asien: Hong Kong leidet unter Handelskonflikt
Während die europäischen und US-amerikanischen Handelsplätze dem Handelskrieg mehr oder weniger trotzen konnten, ist dessen Impact auf dem chinesischen Markt deutlich ablesbar. Zwar verbucht der Shanghai Composite mit einem Jahresplus von 19,7 Prozent ebenfalls eine überdurchschnittliche Performance. Im Kursverlauf lässt sich aber deutlich ablesen, was ohne den Handelskrieg möglich gewesen wäre. Als der US-Präsident Donald Trump im April den Handelsstreit mit einem Tweet erstmals richtig eskalieren liess, sackte der Index massiv ab – und erholte sich bis heute kaum.
Kursentwicklung des Hang Seng seit Anfang Jahr, Quelle: cash.ch.
Das zeigt, was im chinesischen Aktienmarkt noch alles möglich ist, wenn der Handelskrieg sich tatsächlich weiter beruhigen sollte. Wer glaubt, dass sich der Konflikt 2020 weiter abschwächt, sollte weiterhin ein Auge auf China haben.
Noch "schlimmer" erwischte es 2019 übrigens den Hang Seng Index aus Hong Kong. Neben dem Handelsstreit belasten die Massenproteste gegen die Peking-nahe Regierung die Wirtschaft und damit die Aktienmärkte in der Sonderverwaltungszone Chinas. Der Leitindex verzeichnet lediglich ein Wachstum von mageren 6,5 Prozent und liegt damit auf Platz 57. Solange die Proteste anhalten, deren Beruhigung unmittelbar nicht in Sicht sind, bleibt der Börsenplatz Hong Kong kein gutes Pflaster für Anleger.
Die Flops 2019
Zu guter Letzt seien noch kurz die absoluten Underperformer 2019 erwähnt. Die rote Laterne hält 2019 mit einem Minus von über 22 Prozent der Blom Stock Index aus Libanon. Das Mittelmeerland steckt in einer tiefen wirtschaftlichen und politischen Krise. Nur geringfügig besser schneidet der Laos Composite Index ab. Der Aktienmarkt im südostasiatischen Land weist 2019 ein Minus von knapp 20 Prozent aus.
Auf dem drittletzten Rang befindet sich der Börsenplatz von Sambia. Der Index der Lusaka Stock Exchange gerät mit einer Performance von minus 19 Prozent ebenfalls ordentlich unter die Räder.
In der "Jahresendserie Aktien-Boom 2019" bereits erschienen: