Die Schweizerische Nationalbank lockert ihre Geldpolitik weiter. Ökonomen ordnen die Zinssenkung um einen Viertelprozentpunkt auf 1 Prozent am Donnerstagmorgen ein.
Thomas Gitzel, VP Bank:
«Thomas Jordan verabschiedet sich mit der dritten Zinssenkung in Folge aus dem Amt. Zum Abschied gibt es auch einen kleinen Paukenschlag, denn die SNB wird für ihre Verhältnisse ungewöhnlich deutlich, was den weiteren Zinspfad anbelangt. Während die Zinssenkung erwartet worden war, erstaunt dann doch die verhältnismässig klare Aussage bzgl. der kommenden Zinssitzungen: In den nächsten Quartalen könnten weitere Zinssenkungen erforderlich werden, heisst es in der Medienmitteilung.»
Katja Müller, Landesbank Baden-Württemberg:
«Die dritte Zinssenkung der SNB in Folge galt bereits im Vorfeld als ausgemachte Sache. Ein wichtiger Grund für diesen Schritt war die kräftige Aufwertung des Schweizer Franken seit dem letzten Zinsentscheid im Juni. Die Währungshüter verweisen auf den deutlich gesunkenen Inflationsdruck, der die Aufwertung des Franken widerspiegele. Die bedingten Inflationsprognosen wurden noch einmal deutlich nach unten revidiert und sind 2025 mit 0,5 Prozent fast schon bedrohlich niedrig. Die SNB soll gemäss ihrem Auftrag die Preisstabilität gewährleisten und dabei auch die konjunkturelle Entwicklung berücksichtigen. Der starke Franken lastet auch auf der Schweizer Exportwirtschaft. Die Zinssenkung vergrössert wieder die Zinsdifferenz zum Euroraum und den USA und nimmt so etwas Druck aus dem Kessel.»
Brian Mandt, Luzerner Kantonalbank:
«Besser könnte das Timing gar nicht sein: SNB-Chef Thomas Jordan tritt ab, wenn es am schönsten ist. Für den Chef einer Zentralbank kann das nur der Fall sein, wenn er ein stabiles Preisniveau erreicht und über einen längeren Zeitraum gehalten hat. Genau das hat Thomas Jordan geschafft. Seit Mitte 2023 liegt die Schweizer Teuerungsrate im Zielband der SNB von 0 bis 2 Prozent. Doch das ist nicht alles: Die Wirtschaft wächst solide. Folgerichtig haben der scheidende SNB-Chef und seine Direktoriumskollegen den Leitzins heute auf 1 Prozent gesenkt.
Gleichzeitig haben sie die Inflationsprognosen für 2024, 2025 und 2026 nach unten angepasst. Die SNB hält sich damit die Tür für weitere Zinssenkungen offen und spricht dies auch explizit im Kommentar an. Allerdings sollte sie vor allem ihre geldpolitische Munition trocken halten. Die Wahrscheinlichkeit für eine weitere Zinssenkung ist zwar gestiegen. Dennoch halten wir kräftigere Senkungen nur dann gerechtfertigt, wenn sich abzeichnet, dass die Inflation kräftiger fällt und sich die Wirtschaft abkühlt.»
Lukas Müller, Director Real Estate Financing Loanboox:
«Die SNB setzt mit der Zinssenkung um 0,25 Prozent ein Signal für Stabilität im Umfeld einer sich abflachenden Inflation und des weiterhin starken Franken. Mit diesem Schritt wird die Exportwirtschaft gestützt und einer möglichen konjunkturellen Abschwächung vorgebeugt. Auch für die Immobilienwirtschaft ist der Zinsschritt positiv: Der Druck auf die Diskontsätze nimmt ab und die Zinskosten für Fremdkapital sinken. Dies sollte sich insgesamt positiv auf die Bewertungen auswirken.»
(cash/Reuters)