Die Inflation lag bei 1,3 Prozent nach 1,4 Prozent im Vormonat Mai, wie das Bundesamt für Statistik (BFS) am Donnerstag mitteilte. Ökonomen hatten mit 1,3 bis 1,4 Prozent gerechnet. In ersten Reaktionen heisst es dazu:

Karsten Junius, Chefökonom J. Safra Sarasin:

«Die Inflation hat im Juni erneut mit sehr niedrigen Werten überrascht. Trotz ungünstiger saisonaler Effekte blieb das Preisniveau konstant, die Kernraten fielen sogar leicht im Monatsvergleich. Am aussagekräftigsten für den mittelfristigen Inflationstrend ist aktuell die Inflationsrate ohne Mieten. Diese blieb mit 0,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr konstant. Sie zeigt den aktuell sehr niedrigen Preisdruck und verdeutlicht, dass die Gefahren für die Stabilisierung der Inflationsentwicklung innerhalb des Inflationsbandes der SNB leicht auf der unteren Seite liegen. Damit ist die Wahrscheinlichkeit einer weiteren Zinssenkung der SNB im September klar gestiegen und auch dass solch eine Zinssenkung nicht die letzte in diesem Zyklus bleiben würde.»   

Thomas Gitzel, Chefvolkswirt VP BANK:

«Die Inflation ist in der der Komfortzone der SNB. Hinzu kommt, dass es im direkten Monatsvergleich zu keinen Preissteigerungen kam. Gerade die kurzfristige Inflationsentwicklung ist derzeit von hoher Relevanz, zeigt sie doch, ob sich neue Preisdynamiken aufbauen oder eben auch nicht. Und der ausgebliebene Teuerungsanstieg im direkten Monatsvergleich zeigt, dass auch kurzfristig keine Gefahr in Verzug ist.

Die SNB hat im Juni ihren geldpolitischen Lockerungskurs mit einer Zinssenkung um 25 Basispunkten fortgesetzt. Beim Blick auf die heutigen Inflationsdaten dürfen sich die eidgenössischen Währungshüter bestätigt fühlen. Die Zinssenkung hatte durchaus ihre Berechtigung. Wir sind davon überzeugt, dass die SNB im laufenden Jahr den Leitzins um weitere 25 Basispunkten reduzieren wird.

Spannend bleibt derweil, wie sich die SNB auf ihrer Sitzung im September verhalten wird. Wird sie im September nochmals nachlegen oder doch lieber bis zu ihrer Dezember-Sitzung warten? Wir gehen von letzterem aus. Thomas Jordan betonte während des Mediengesprächs im Juni, dass bei dem nun erreichten Leitzinsniveau Preisstabilität gewährleistet sei. Dies lässt darauf schliessen, dass ein akuter Handlungsbedarf nicht besteht. Doch es ist auch nicht auszuschliessen, dass die SNB auch im September nochmals lockert. Das heutige Zahlenmaterial spräche dafür. Zünglein an der Waage dürfte aber wohl der Wechselkurs des Franken sein. Neuerliche Aufwertungen der eidgenössischen Valuta im Zusammenspiel mit einer niedrigen Inflationsrate könnten eine Zinssenkung im September nach sich ziehen.»

Santosh Brivio, Ökonom Migrosbank: 

«Die Schweizer Arbeitsmarktdaten sind aber auch bemerkenswert vor dem Hintergrund der Daten zur Schweizer Inflation. Die Teuerung verharrt damit stabil im Zielband der Schweizerischen Nationalbank. Eine übermässige Euphorie darüber halten wir aber dennoch nicht für angezeigt. Denn einerseits stiegen die Preise bei einzelnen Ausgabegruppen – darunter Fruchtgemüse, Hotellerie oder Pauschalreisen ins Ausland – erneut teilweise deutlich an. Andererseits ist erneut zu betonen, dass die offizielle Inflationsmessung gerade die Krankenkassenprämien nicht direkt miteinschliesst. Da diese aber mittlerweile zu einer regelrechten Belastung für viele Haushaltsbudgets geworden sind, dürfte die gefühlte Teuerung doch spürbar höher ausfallen. Dennoch bleibt der hiesige Preisauftrieb im internationalen Vergleich äusserst moderat – und dies trotz einer tiefen Arbeitslosigkeit. Denn trotz deren geringfügigen Zunahme in den letzten Monaten, fällt sie in der Schweiz weiterhin vergleichsweise tief aus. Die für die Eurozone sehr niedrige Arbeitslosigkeit beispielsweise belief sich zuletzt auf 6,4 Prozent. Dass der Inflationsdruck in der Schweiz dennoch nicht höher ausfällt, liegt auch an den moderaten Lohnerhöhungen. Während andernorts die Saläranpassungen nicht nur einen Inflationsausgleich, sondern auch oft üppige Reallohnzuwächse umfassen, ist hierzulande nicht einmal der Teuerungsausgleich garantiert. Das mag für die Arbeitnehmenden ärgerlich sein. Gleichzeitig verhindern diese bescheidenen Lohnrunden das Entstehen eines Lohn-Preis-Effektes – das Preisniveau bleibt stabil».

(cash)