Der US-Arbeitsmarkt zeigt sich in guter Form. Im Dezember kamen 256'000 neue Jobs ausserhalb der Landwirtschaft hinzu, wie aus dem am Freitag veröffentlichten Bericht der Regierung hervorgeht. Von Reuters befragte Ökonomen hatten lediglich mit einem Zuwachs von 160'000 gerechnet, nach revidiert 212'000 im November. Die Arbeitslosenquote sank von 4,2 auf 4,1 Prozent.

Thomas Gitzel, Chefökonom VP Bank

«Das ist ein unerwartet robuster und guter Arbeitsmarktbericht. Die Fed hat vorerst keinen Grund weiter die Zinsen zu senken. Schwächen am Arbeitsmarkt sind kaum auszumachen, nur wenn man in den vielen Beschäftigungsstatistiken und Umfragen etwas tiefer gräbt, zeigt sich zumindest eine leichte Schwäche. So hat sich etwa die Zahl der offenen Stellen reduziert. Gleichzeitig geben mehr Arbeitslose in Umfragen an, dass sie die gegenwärtige Situation als dauerhaft und nicht etwa  temporär einordnen. Auch die Anträge auf Weiterbeschäftigung nehmen zu. Dies heisst nun andererseits nicht, dass eine unmittelbare deutliche Schwäche am Arbeitsmarkt Einzug halten wird, hierfür ist der Stellenaufbau schlichtweg noch zu stark. Die Fed bekommt in Anbetracht der insgesamt noch immer gutlaufenden Konjunktur – dazu gehört auch der gutlaufende Arbeitsmarkt – und ihrer Zinssenkungen derweil Muffensausen. Die Fed fürchtet im Falle weiterer Zinssenkungen eine Überhitzung der US-amerikanischen Volkswirtschaft. Gerade deshalb adjustierten die Währungshüter ihre Zinspolitik im Dezember neu. Es soll vorausschauend zu weniger Zinssenkungen kommen als noch vor einigen Monaten in Aussicht gestellt worden. Der heutige Arbeitsmarktbericht passt zu der Ausrichtung: Warum die Zinsen deutlich senken, wenn doch keine klaren Ermüdungskennzeichen der US-Wirtschaft ersichtlich sind.»

Dirk Chlench, LBBW

«Es ist zwar ein Stück weit spekulativ, den stärkeren Anstieg der Beschäftigung und den Rückgang der Arbeitslosenquote auf die Wahl des neuen US-Präsidenten zurückzuführen. Aber die positive Überraschung passt ins Bild. Seit den Präsidentschaftswahlen am 5. November haben sich eine Reihe von US-Konjunkturindikatoren teils sprunghaft verbessert. Wie sagte ein deutscher Bundeskanzler: Wirtschaft ist zu 50 Prozent Psychologie. Die Wirtschaftsakteure freuen sich auf Steuersenkungen und Deregulierungen unter einer zweiten Trump-Präsidentschaft. Die Belastungen durch die angekündigten Zollerhöhungen und Rückführungen von Migranten werden dabei offenbar ausgeblendet. Wie auch immer: Leitzinssenkungen der US-Notenbank sollten für eine längere Zeit vom Tisch sein.»

Bastian Hepperle, Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank

«Der US-Arbeitsmarkt ist nicht unterzukriegen. Ein Einfrieren des Jobmotors steht auch in den kommenden Monaten nicht bevor. Angesichts dieses Ausblicks und des zuletzt stockenden Inflationsrückgangs dürfte es die Fed mit Leitzinssenkungen nicht eilig haben. Für die Sitzung Ende Januar zeichnet sich eine Zinspause ab.»

Ulrich Wortberg, Ökonom Landesbank Hessen-Thüringen

«Der Arbeitsmarkt ist in einer guten Verfassung. Schon ein Stellenzuwachs von rund 100'000 im Monat gilt als ausreichend, um die wachsende US-Bevölkerung im arbeitsfähigen Alter mit Jobs zu versorgen. Die Notenbank, die für stabile Preise sorgen und Vollbeschäftigung fördern soll, achtet sehr stark auf die Jobdaten. Sie hat im September die Zinswende vollzogen und 2024 insgesamt dreimal ihren Leitzins gesenkt. Die US-Notenbank dürfte sich mit den Zahlen bestärkt sehen, bezüglich Zinssenkungen eine vorsichtige und abwartende Haltung einzunehmen».

(cash/Reuters)