Wasser ist ein rares Gut. Gemäss National Geographic sind lediglich 1,2 Prozent der gesamten Wassermenge trinkbares Süsswasser. Diese Knappheit und das weltweite Bevölkerungswachstum stellen Regierungen vor enorme Herausforderungen. Bei der Lösungsfindung der nationalen und globalen Wasserherausforderungen sind private Unternehmen unabdingbar. Das eröffnet Anlegern Chancen.

Schweizer Anleger haben es aber nicht einfach, wenn es ums Thema Wasser geht. Zwar gibt es unzählige Anlagemöglichkeiten, entweder direkt oder indirekt via Fonds, doch werden viele in Währungen wie dem Euro oder Dollar gehandelt. In diesen Fällen müssen Schweizer Anleger neben den allgemeinen Anlagerisiken auch die Fremdwährungen berücksichtigen. Bei einer konstanten Aufwertung des Frankens ist dieser Einfluss auf die Rendite nicht zu unterschätzen.

Mit Wasser zu Energie

Das Wasserschloss Schweiz wäre eigentlich für thematische Wasser-Investments prädestiniert. In der Schweiz wird knapp 53 Prozent des Stroms mit Wasserkraft produziert. Leider sind zwei der drei grossen Schweizer Energieunternehmen (Axpo und Alpiq) nicht kotiert. Nur BKW wird an der Börse gehandelt.

Der Berner Stromkonzern produziert 40 Prozent seines Stroms mit Wasserkraft. Die Titel fallen durch ihre Überperformance auf. Während der Swiss Performance Index (SPI) einen fünfjährigen Kursgewinn von rund 15 Prozent aufweist, schlägt BKW den Index deutlich mit einem Plus von 125,8 Prozent. BKW befindet sich derzeit in einem temporären Gewinnhoch. Weil die Eigenproduktion jeweils für einige Jahre im Voraus verkauft wird, kann der Versorger trotz tieferen Energiepreisen aktuell überdurchschnittliche Erträge erwirtschaften. 

Kursentwicklung von BKW (in Franken).

Diese nicht nachhaltige Situation wurde von der Börse bereits eingepreist, weshalb die Titel von Oktober 2023 bis Februar 2024 um etwa 25 Prozent korrigiert hatten. Seither erholen sich die Kurse wieder. Die Analysten von Mirabaud erhöhten ihre Schätzungen aufgrund einer unerwartet starken Leistung des Geschäftsbereichs BKW Energy. 

Der Stabilitätsgarant aus dem Bausektor

Der Sanitärtechniker Geberit ist bekannt für seine Krisenresistenz. Das Unternehmen generiert je ein Drittel in den Geschäftsbereichen Installations- und Spülsysteme, Rohrleitungen und Badezimmer. Dabei kommen 90 Prozent des Umsatzes aus dem europäischen Bausektor. Dieser verzeichnete aufgrund der höheren Zinsen in der Eurozone im vergangenen Jahr jedoch ein minimales Wachstum von 0,1 Prozent. 

Trotz des widrigen Umfelds hat sich Geberit bisher behaupten können und übertraf im ersten Quartal 2024 die Erwartungen. Da 60 Prozent der Umsätze auf Renovationen zurückzuführen sind, konnte der Konzern die Schwäche des Neubaumarktes ausgleichen.

Kursentwicklung von Geberit (in Franken).

Mit einem vorwärtsgerichteten Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 28 ist die Geberit-Aktie derzeit nicht ganz billig und liegt leicht über dem zehnjährigen KGV-Durchschnitt von 25. Wird die EZB ihren Zinssenkungszyklus fortsetzen und damit dem Bausektor neue Impulse verleihen, könnte der Geberit-Kurs aufgrund höherer Umsätze und einem Bewertungsanstieg hingegen fundamental ansteigen.

Die komplette Wertschöpfungskette des Wasserkreislaufs

Georg Fischer stellt Produkte für den sicheren Transport von Flüssigkeiten und Gasen, für leichte Gusskomponenten in Fahrzeugen und für die Hochpräzisions-Fertigungstechnologie her. Der Geschäftsbereich «Piping Systems», der 65 Prozent des Umsatzes ausmacht, deckt alle Anwendungen des Wasserkreislaufes ab. Das Produktportfolio besteht aus Fittings, Ventilen, Rohren, Automation und Verbindungstechnologien.

Seit 2018 befinden sich die Aktien des Industrieunternehmens aus Schaffhausen in einer grossen Seitwärtsbewegung. Seit 2009 hat sich die Aktie zweitweise aber mehr als verzehnfacht. Wie bei Geberit ist auch Piping Systems von Georg Fischer abhängig vom europäischen Bausektor. Nach der Übernahme des finnischen Konkurrenten Uponor katapultieren sich die Schaffhauser an die Spitze des Wasser- und Durchflusslösungssektors. 

Georg Fischer verfügt hingegen über deutlich tiefere Margen und volatilere Gewinne als Geberit. Die Ebitda-Marge ist mit 12,1 Prozent weniger als halb so hoch wie die von Geberit (29,9 Prozent). Auch die Rendite auf dem investierten Kapital (ROIC) liegt mit 11,2 Prozent deutlich tiefer.

Dafür sind die Titel von Georg Fischer günstiger zu haben. Mit einem vorwärtsgerichteten KGV von 14 notieren sie gegenüber dem eigenen historischen Durchschnitt von 16 und gegenüber Geberit mit einem Discount. Derweil sollten künftige Zinssenkungen der EZB auch positive Effekte für die Geschäfte der Schaffhauser haben.

Kursentwicklung von Georg Fischer und Sulzer (in Franken).

High-Tech aus Winterthur

Der Industriekonzern Sulzer aus Winterthur ist ebenfalls Profiteur des globalen Trends zur Urbanisierung und Bevölkerungswachstum. Das Unternehmen besteht aus den drei Geschäftsbereichen Flow, Services und Chemtech. Im Bereich Flow stellen die Winterthurer Pumpen für die Energie- und Wasserindustrie her.

Auf den Sulzer-Titeln lastet noch immer die Beteiligung des russischen Oligarchen Viktor Vekselberg, der knapp 49 Prozent des Aktienkapitals besitzt. Seit September 2022 befinden sich die Aktien aber in einer steilen Aufwärtsbewegung. Diese deckt sich mit dem Amtsantritt von Suzanne Thoma als CEO. Die Managerin blickt auf eine erfolgreiche Zeit, ebenfalls als CEO, beim Energiekonzern BKW zurück.

Der Markt scheint derweil viel Potenzial eingepreist zu haben. Die Titel werden derzeit mit einem KGV von 16 gehandelt. Dies liegt deutlich über dem zehnjährigen Durchschnitt von 12. Analysten des US-Finanzinstituts Stifel sehen aber weiterhin überdurchschnittliche Wachstumsmöglichkeiten für die Winterthurer. Sulzer wird weiterhin von verstärkten Investitionen in die Energiesicherheit und -umstellung, die Nachrüstung von Energieinfrastrukturanlagen, Kläranlagen und saubere Kraftstofflösungen profitieren.