Die Kryptowährung Bitcoin zieht mit dem Erreichen der Schallmauer von 100.000 Dollar weitere Aufmerksamkeit an den Finanzmärkten auf sich. Dabei sind Investitionen nichts für Anleger mit schwachen Nerven und mit diversen Risiken behaftet. Zweistellige prozentuale Kursausschläge sind bei der ältesten und wichtigsten Cyber-Devise keine Seltenheit. Denn hinter ihr stehen weder Staat noch Notenbank, die bei Bedarf eingreifen. Hier regeln allein Angebot und Nachfrage den Kurs. Einige Analysten hatten der Internet-Währung den Sprung in die Sechsstelligkeit bereits 2022 zugetraut. Eine Chronik der wichtigsten Ereignisse:

Die Anfänge des Bitcoins

31. Oktober 2008 - Eine Person oder Gruppe mit dem Pseudonym «Satoshi Nakamoto» veröffentlicht ein neunseitiges Papier, in dem die Funktionsweise von Bitcoin beschrieben wird. Es umreisst ausserdem die Prinzipien einer Blockchain. Auf dieser Technologie basieren alle der aktuell existierenden mehr als 2,4 Millionen Kryptowährungen mit einer Gesamt-Marktkapitalisierung von etwa 3,4 Billionen Dollar.

Oktober 2009 - Der Kryptobörse New Liberty Standard zufolge kosten 1309,03 Bitcoin einen US-Dollar.

7. Juli 2010 - Eine Gruppe von Entwicklern veröffentlicht ein Software-Update für Bitcoin. Dadurch verzehnfacht sich der Kurs von 0,008 auf 0,08 Dollar pro Stück. Im selben Jahr wird Bitcoin erstmals als Zahlungsmittel eingesetzt. Ein Nutzer bezahlt 10.000 Bitcoin für zwei Pizzen der Kette «Papa John's».

28. November 2013 - Mit wachsendem Medieninteresse überspringt Bitcoin erstmals die Schwelle von 1000 Dollar. Wenige Tage danach rutscht sie wieder unter diese Marke zurück und erreicht dieses Niveau erst drei Jahre später wieder.

Lancierung des ersten Bitcoin-ETF

2013-2017 - Die Zwillingsbrüder Cameron und Tyler Winklevoss, Gründer der Kryptobörse Gemini, reichen bei der Börsenaufsicht einen Antrag auf Zulassung eines börsennotierten Fonds (ETF) auf Bitcoin ein. Die SEC lehnt ihn 2017 trotz mehrfacher Überarbeitungen mit der Begründung ab, der Kryptomarkt sei noch nicht ausgereift genug. Im Jahr darauf schmettert sie einen weiteren Winklevoss-Antrag wegen mangelnder Vorkehrungen gegen Kursmanipulationen ab. Ab 2020 kann in den USA ein Bitcoin-Fonds des Finanzinvestors Grayscale ausserbörslich gehandelt werden und in Kanada kommt 2021 der erste Bitcoin-ETF auf den Markt.

18. Dezember 2017 - Dank eines zunehmenden Hypes um Kryptowährungen markiert Bitcoin mit einem Kurs von 19.666 Dollar an der Börse Bitstamp ein Rekordhoch. Das ist ein Plus von rund 2000 Prozent im Vergleich zum Jahresbeginn.

2018 - Der Bitcoin-Kurs geht unter grossen Schwankungen auf Talfahrt. Ende des Jahres kostet er nur noch 3122 Dollar. Das ist ein Minus von fast 85 Prozent im Vergleich zum Rekordhoch. 2018 ist das schwärzeste Jahr der Bitcoin-Geschichte.

2019 - Parallel zur Diskussion um die geplante Facebook-Kryptowährung «Libra» erobert Bitcoin binnen weniger Wochen die Marken von 5000 und 10.000 Dollar zurück. Am 26. Juni markiert die Devise mit 13.895 Dollar ein Eineinhalb-Jahres-Hoch. In der zweiten Jahreshälfte halbiert sich der Kurs wegen des politischen Gegenwinds für Libra aber auf etwa 6300 Dollar.

Anfang 2020 - Das anstehende «Halving» lockt Anleger zurück. Damit bezeichnen Experten die automatische Halbierung der Bitcoin-Menge, die in einem bestimmten Zeitraum durch «Schürfen» neu geschaffen werden kann und Inflation verhindern soll. Politische Spannungen zwischen den USA und Iran geben zusätzlichen Schub. Mitte Februar steht Bitcoin bei 10.519 Dollar.

Corona wirbelt den Markt auf

12. März 2020 - Der Ausbruch der Coronavirus-Pandemie wirbelt den Kryptowährungsmarkt durcheinander. Ein überraschendes US-Einreiseverbot schürt Rezessionsängste und löst Panikverkäufe an den internationalen Börsen aus. Bitcoin verbucht mit einem Minus von knapp 27 Prozent einen Rekord-Tagesverlust. Am Tag darauf rutscht der Kurs zeitweise um ein Drittel ab, so stark wie noch nie.

Dezember 2020 bis Januar 2021 - Bitcoin überspringt das bisherige Hoch von Ende 2017 und durchbricht die Marke von 20.000 Dollar. Kurz darauf fallen die Schwellen von 30.000 und 40.000 Dollar. Befeuert wird die Rally von Plänen des Zahlungsdienstleisters PayPal, Cyber-Devisen als Zahlungsmittel zu akzeptieren. Ausserdem treibt Börsianern zufolge die Furcht vor einer anziehenden Inflation durch immer neue Geldspritzen der grossen Notenbanken vor allem jüngere Anleger in Cyber-Devisen.

16. Februar 2021 - Bitcoin durchbricht die Marke von 50.000 Dollar. Zuvor hatte der Elektroauto-Bauer Tesla bekanntgegeben, 1,5 Milliarden Dollar in die Devise investiert zu haben. Ausserdem will der Kreditkarten-Anbieter Mastercard sein Zahlungsnetzwerk für Kryptowährungen öffnen. Grosse Vermögensverwalter wie BNY Mellon und Morgan Stanley richten eigene Abteilungen für Investments in Bitcoin & Co ein oder denken zumindest darüber nach.

22. Februar 2021 - Die Internetwährung erreicht ein Rekordhoch von 58.445 Dollar, fällt in den darauffolgenden Tagen aber bis auf rund 43.000 Dollar zurück.

13. März 2021 - Bitcoin durchbricht die Schallmauer von 60.000 Dollar, kann diese Marke zunächst aber ebenfalls nicht verteidigen und fällt in den Wochen danach auf bis zu 31.000 Dollar. Ein Grund für den Ausverkauf ist das Aus für die Pläne von Tesla, Bitcoin als Zahlungsmittel für seine Fahrzeuge zu akzeptieren.

Grossbanken springen auf den Zug auf

Ende 2021 - Die Cyber-Devise nimmt Anlauf zum Sprung über die Marke von 70.000 Dollar. Auftrieb erhält sie unter anderem von der Akzeptanz als Zahlungsmittel durch die Dienstleister PayPal und Visa. Inzwischen bieten auch Grossbanken wie Goldman Sachs oder Morgan Stanley ihren Kunden Investments in Bitcoin & Co an. Ausserdem lässt die SEC den ersten ETF zu, der auf Bitcoin-Terminkontrakten basiert. Binnen weniger Tage pumpen Investoren eine Milliarde Dollar in dieses Produkt.

2022 und 2023 - Bitcoin fällt bis auf etwa 16.000 Dollar zurück. Zahlreiche Skandale wie der Kurskollaps des Stablecoins «TerraUSD» oder die Pleiten der Kryptobank Celsius und der Handelsplattform FTX erschüttern das Vertrauen in Cyber-Devisen insgesamt. Vor diesem Hintergrund weist die SEC mehrere Anträge auf Zulassung von Bitcoin-ETFs ab. Ab August 2023 kann in Amsterdam der erste europäische börsennotierte Fonds auf die Cyber-Devise gehandelt werden.

8. März 2024 - Spekulationen auf Zinssenkungen der US-Notenbank treiben Bitcoin erstmals über die Marke von 70.000 Dollar. Ein weiteres «Halving» gibt ebenfalls Rückenwind. In den darauffolgenden Monaten fällt der Kurs wegen aufkommender Rezessionsängste zeitweise auf etwa 50.000 Dollar zurück. Zu Jahresbeginn erteilt die SEC ausserdem mehreren Bitcoin-ETFs die Zulassung. Innerhalb weniger Wochen fliessen mehrere Milliarden Dollar in diese Produkte.

Herbst 2024 - Befeuert vom «Trump-Trade» erobert Bitcoin die 70.000er Marke zurück. Die Schwellen von 80.000 und 90.000 Dollar fallen wenige Wochen später. Am 5. Dezember kostet die Cyber-Devise erstmals mehr als 100.000 Dollar. Anleger hoffen darauf, dass der designierte US-Präsident Donald Trump die Regulierung für die Kryptowährungsbranche lockert. Ausserdem will er eine nationale Bitcoin-Reserve anlegen.

(Reuters)