Während kleinere kantonale Kreditinstitute und Genossenschaftsbanken im Privatkundengeschäft und auf dem Schweizer Hypothekenmarkt ein Gegengewicht zur UBS bilden, ist die Credit Suisse seit langem Marktführerin im Bereich der komplexeren Bankgeschäfte für die eidgenössischen Unternehmen.

Das macht das profitable Schweizer Inlandsgeschäft zu einem wertvollen Besitz für die UBS. Verwaltungsratspräsident Colm Kelleher sagte bei der Ankündigung des 3-Milliarden-Franken-Deals am Sonntag, er sei entschlossen, die Sparte zu behalten. Und bisher gibt es kaum Druck seitens der Behörden, das Schweizer Geschäft der Credit Suisse unabhängig zu halten.

“Es ist nicht das Ende der Unternehmensfinanzierung in der Schweiz, aber aus Sicht des Wettbewerbs ist die Idee, das Schweizer Geschäft der Credit Suisse zu integrieren, nicht sehr gut”, sagt Tobias Straumann, Professor für Wirtschaftsgeschichte an der Universität Zürich. “Das ist wirklich der Schwachpunkt dieses Deals. Die Credit Suisse war die Beste auf diesem Gebiet.”

Wachstum der Industrie

Seit mindestens einem Jahrzehnt ist die Credit Suisse gemessen am Transaktionswert führend im schweizerischen Investmentbanking. Dies verweist auf die Rolle der historischen Vorgängerin der Bank, der Schweizerischen Kreditanstalt, die 1856 vom Eisenbahnpionier Alfred Escher gegründet wurde, um das Wachstum der Industrie des Landes zu finanzieren.

Die Schweiz-Sparte ist in vielerlei Hinsicht eine Miniaturausgabe des Gesamtkonzerns. Sie bietet Investmentbanking an, bedient Privat- und Firmenkunden, hat Treasury und Wealth Management.

Im vergangenen Jahr waren die Investmentbanker der Schweizer Sparte führend bei Fusionen und Übernahmen sowie auf den Fremd- und Eigenkapitalmärkten und halfen bei der Kapitalbeschaffung für Unternehmen wie den Lebensmittelmulti Nestlé und den Pharmariesen Roche.

Finanzsektor wird geschwächt

In einer am Freitag veröffentlichten Umfrage sprach sich eine Mehrheit der befragten Eidgenossen gegen eine Fusion der beiden Banken aus. Knapp drei Viertel sind der Meinung, dass der Schweizer Finanzsektor insgesamt durch die Fusion geschwächt werden würde.

Der Spezialchemiehersteller Clariant warnte, dass die Übernahme den Wettbewerb im nationalen Firmenkundengeschäft einschränken und zu einer stärkeren Preissetzungsmacht von UBS in Segmenten führen werde, die von den kleineren Schweizer Banken nicht gut bedient werden.

“Es ist sicherlich nicht gut, dass es jetzt nur noch eine grosse Bank gibt”, erklärte Clariant diese Woche.

Analysten haben die Credit Suisse (Schweiz) AG mit rund 10 Milliarden Schweizer Franken bewertet, etwa das Dreifache dessen, was die UBS für die gesamte Bank bezahlt hat.

Ausländische Banken profitieren

Clariant hat nach eigenen Angaben mit der Credit Suisse und der UBS in einer Wettbewerbssituation zusammengearbeitet und könnte in Zukunft enger mit anderen Schweizer Banken verkehren. Ein Teil des Problems bestehe darin, dass es diesen kleineren Kreditinstituten an Fachwissen im Bereich der Unternehmensfinanzierung mangele, so der Wirtschaftshistoriker Straumann.

Der Schweizer Zughersteller Stadler Rail hat am Donnerstag die Warnung von Clariant aufgenommen und erklärt, die Bankenübernahme werde zu weniger Wettbewerb führen. Stadler werde langfristig einen grösseren Teil seines Schweizer Geschäfts auf ausländische Grossbanken verlagern müssen, was lokale Arbeitsplätze kosten werde, so das Unternehmen.

Die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS biete ausländischen Banken die Möglichkeit, in das Schweizer Firmenkundengeschäft zu expandieren, so Straumann. Gleichzeitig werde der Druck zunehmen, das lokale Geschäft der Credit Suisse doch noch abzuspalten, insbesondere im Hinblick auf die Wahlen in diesem Jahr. Das könnte die UBS dazu bringen, sich von einer Investition zu trennen, die weithin als schädlich für ihren Heimatmarkt angesehen wird.

“Im Hinblick auf die Beruhigung der internationalen Märkte war dies die beste Lösung”, so Straumann. “Aus der Sicht des Wettbewerbs innerhalb der Schweiz war es die zweitbeste Lösung.”

(Bloomberg)