Die Konjunkturmassnahmen aus Peking, die vor rund zwei Wochen angeküdigt worden waren, lösten ein regelrechtes Kursfeuerwerk an den Börsen von Schanghai und Hongkong aus und führten zu einem neuen Bullenmarkt im Reich der Mitte. Nun rechnet ein prominenter chinesischer Ökonom mit noch deutlich weitreichenderen Initiativen der Regierung. Mit der Ausgabe spezieller Anleihen könnte die Staatsführung umgerechnet bis zu 10 Billionen Yuan (1,2 Billionen Franken) aufbringen, um Investitionen in öffentliche Projekte zu stärken. 

«Wenn diese Projekte in Gang kommen, werden sie Arbeitsplätze schaffen, das Einkommen der Bürger erhöhen und Konsumpotenzial freisetzen», sagte Jia Kang, ehemaliger Chef eines dem Finanzministerium angeschlossenen Forschungsinstitute, der inzwischen den privaten Think Tank China Academy of New Supply-Side Economics leitet. Eine Aufstockung der Anleiheemissionen «auf 4 oder sogar 10 Billionen Yuan wäre nicht übertrieben», erklärte er im Interview mit der chinesischen Online-Zeitung «The Paper». 

Chinas Politbüro hat sich zur Ankurbelung der Konjunktur bereits für die Ausgabe spezieller Staatsanleihen und Bonds auf lokaler Ebene ausgesprochen, ist dabei allerdings nicht auf Details eingegangen. Bislang plant China in diesem Jahr die Emission von Spezial-Staatsanleihen mit ultra-langen Laufzeiten im Volumen von 1 Billion Yuan.

Jia erklärte, die von ihm erwartete Ausweitung der Bondausgabe wäre proportional mit Blick auf das 4 Billionen Yuan schwere Stimuluspaket aus dem Jahr 2008. Dabei verwies er auf den Umstand, dass sich das Bruttoinlandsprodukt der Volksrepublik bis Ende 2023 nominell vervierfacht hat. 

«Der Einsatz von Staatsverschuldungsmechanismen wird die Regierung nicht überfordern», sagte Jia im The-Paper-Interview. «Staatsanleihen mit langen und ultra-langen Laufzeiten, von 30 bis 50 Jahren, bieten erhebliche Flexibilität und sind es wert, innerhalb sicherer Grenzen genutzt zu werden.»

Die US-Investmentbank Goldman Sachs hat ihre Einschätzung chinesischer Aktien derweil auf Übergewichten hochgestuft und sich damit einem Lager von Optimisten angeschlossen, die die positiven Auswirkungen von Pekings Konjunkturprogramm anpreisen. Die Aktienkurse des Landes könnten um weitere 15 bis 20 Prozent steigen, wenn die Behörden ihre politischen Massnahmen umsetzen, schrieben Strategen.

Die Bewertungen lägen noch immer unter dem historischen Durchschnitt, die Erträge könnten sich verbessern und die Positionierung globaler Investoren bleibe gering, fügten sie hinzu.

(Bloomberg)