Damit drohen in den nächsten Tagen weitere Zollaufschläge zwischen den beiden grössten Volkswirtschaften der Welt. Trump zeigte sich offen, in letzter Minute noch eine Einigung mit China zu suchen. Der Republikaner lehnte zudem den Vorschlag der EU-Kommission ab, über den Wegfall aller Zölle auf Industriegüter zu verhandeln. Die EU berät weiter über die richtige Antwort auf die neuen US-Zölle.

Ein Sprecher des Aussenministeriums in Peking sagte, China werde in einem Handelskrieg «bis zum Ende kämpfen». Die Regierung werde weiter energische Massnahmen ergreifen. Das Handelsministerium sprach von einer Erpressung aus Washington und einem Fehler, der auf einen Fehler folge. Trump droht damit, weitere Zölle in Höhe von 50 Prozent auf chinesische Waren zu erheben. Der durchschnittliche US-Zoll auf chinesische Güter wird bereits auf 76 Prozent steigen, nachdem Trump in der vergangenen Woche China mit einem neuen Zoll von 34 Prozent belegt hatte, zusätzlich zu den 20 Prozent, die er in diesem Jahr bereits eingeführt hatte.

Die Führung in Peking hatte zuletzt angekündigt, die verhängten Zölle von 34 Prozent in gleicher Höhe auf US-Produkte kontern zu wollen. Dies hatte an den internationalen Finanzmärkten zu massiver Verunsicherung geführt. Zuvor hatte China vergleichsweise moderat auf den von Trump ausgelösten Handelsstreit reagiert. Trump teilte mit, auf eine Antwort aus China zu warten.

Am Mittwoch treten neue US-Sonderzölle gegen zahlreiche Handelspartner in Kraft. Im Fall der EU betragen sie 20 Prozent, einige Branchen wurden mit 25 Prozent versehen. Die Europäische Union hat bislang noch keine Gegenmassnahmen angekündigt. Auf Importe anderer US-Handelspartner werden zum Teil noch höhere Sätze von bis zu 50 Prozent fällig.

USA versuchen China Schuld zu geben 

US-Finanzminister Scott Bessent warf China eine Eskalation vor. «Ich denke, dass es ein grosser Fehler war», sagte er dem Sender CNBC. China exportiere viel mehr in die USA als andersherum. «Sie haben also kein gutes Blatt.» Trump werde sich persönlich in Handelsgespräche einbringen. Laut dem US-Handelsbeauftragten Jamieson Greer sind Ausnahmen von den neuen US-Zöllen in näherer Zeit nicht zu erwarten. Ein «Schweizer Käse» würde das Ziel infrage stellen, gleiche Zollsätze im internationalen Handel hinzubekommen, sagte Greer. Es gebe keinen genauen Zeitplan für die jetzt anstehenden Verhandlungen über die neuen Zölle.

Der aggressive Kurs von Trump hat bereits Dutzende Staaten zum Nachgeben bewegt. So kündigte die thailändische Regierung, die mit Sonderzöllen von 36 Prozent konfrontiert ist, an, mehr Waren aus den USA zu importieren und selbst einige Zölle auf US-Produkte zu senken. Innerhalb von zehn Jahren soll die Handelsbilanz ausgeglichen werden. Indonesien machte ebenfalls Zugeständnisse, unter anderem weniger Abgaben auf Elektronikprodukte und Stahl. Auch Südkorea kündigte an, eine Steigerung der US-Importe in Erwägung zu ziehen. Trump teilte mit, es gebe für beide Länder die Chance auf einen guten Deal. Er habe mit dem amtierenden Präsidenten von Südkorea, Han Duck-soo, über Zölle, Energie und den Schiffbau gesprochen.

Trump: EU muss mehr Energie bei uns einkaufen

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen forderte China auf, eine Verhandlungslösung mit den USA zu finden. In einem Telefonat mit dem chinesischen Ministerpräsidenten Li Qiang betonte sie nach Angaben ihres Büros die Verantwortung Europas und Chinas für das internationale Handelssystem. Beide Seiten sprachen demnach auch darüber, wie von den Zöllen verursachte Handelsumlenkungen überwacht werden könnten. Die EU befürchtet, dass China Billig-Exporte nach Europa umleiten könnte.

Von der Leyen traf am Dienstag Vertreter der Pharmabranche. Der Verband der forschenden Pharma-Unternehmen teilte auf Anfrage mit, den Austausch zu begrüssen. «Die Stärkung des Industriestandorts Europa muss das gemeinsame Ziel sein.» Der Einsatz für die Abschaffung von Zöllen sei der richtige Weg. Die Zölle könnten den Trend verstärken, dass sich die Branche zunehmend von Europa abwende und Aktivitäten in die USA verlagere, warnten die Firmen Insidern zufolge die Kommission.

Trump lehnt einen Freihandel mit Europa im Industriebereich aber ab. Am Rande einer Pressekonferenz im Weissen Haus mit Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sagte der Republikaner am Montagabend, das EU-Angebot sei nicht ausreichend. Er forderte die EU auf, mehr Energie in den USA einzukaufen. Das werde ein Schwerpunkt seiner Bemühungen sein, das Handelsdefizit mit der EU zu beseitigen.

Die Reaktion der Europäischen Kommission auf die US-Sonderzölle auf Stahl und Aluminium war am Montag schwächer ausgefallen als zunächst von der Brüsseler Behörde angedacht. Hauptgrund sind Bedenken in einigen der 27 EU-Staaten. So wurde vor allem Bourbon von der Liste gestrichen, um Trump nicht zu verärgern. Dieser hatte mit noch höheren Zöllen auf europäischen Wein gedroht, sollte US-Whiskey von der EU ins Visier genommen werden. Über die neue Liste mit US-Produkten, auf die die EU Gegenzölle erheben will, sollen die EU-Mitglieder am Mittwoch abstimmen.

Ein Sprecher der Kommission sagte, Anfang nächster Woche werde ein vorläufiger Plan vorgestellt, wie die EU auf die breiter angelegten US-Zölle reagieren könnte. Dann werde man sich mit den betroffenen Branchen und den Mitgliedsstaaten dazu austauschen. Nach EU-Angaben gibt es zahlreiche Optionen, um die Spannungen zu reduzieren. Dazu gehörten auch mehr Importe von US-Flüssiggas.

(Reuters)