Es sei notwendig, einseitigen Protektionismus zu bekämpfen und eine offene Weltwirtschaft aufzubauen, sagte Aussenminister Wang Yi am Donnerstag in Peking vor Diplomaten und Wissenschaftlern aus Entwicklungsländern. Die Welt stehe erneut an einem kritischen Scheideweg, sagte Wang in seiner Rede, die das Aussenministerium in Peking am Freitag veröffentlichte. Er forderte die Länder auf, sich dem «einseitigen Protektionismus» zu widersetzen und eine offene Weltwirtschaft aufzubauen. Zugleich warnte er davor, dass Machtpolitik und «einseitiges Mobbing» die internationalen Regeln untergrüben und zu Spaltung und Konfrontation führten.

Die USA und ihren Präsidenten Donald Trump nannte Aussenminister Wang zwar nicht namentlich. China hat jedoch die Führung in der Lobbyarbeit übernommen, um Widerstand gegen Trumps Zölle zu leisten. So forderte Präsident Xi Jinping diese Woche bei einem Besuch in Südostasien Vietnam und Kambodscha, die mit US-Zöllen von 46 bzw. 49 Prozent belegt sind, dazu auf, sich dem «einseitigen Mobbing» zu widersetzen. Für die kommende Woche plant China eine informelle Sitzung des UN-Sicherheitsrates, um den USA, der grössten Volkswirtschaft der Welt, Mobbing vorzuwerfen. In einer Mitteilung, in der alle 193 UN-Mitgliedsstaaten zur Teilnahme an dem Treffen am 23. April in New York eingeladen werden, werden die USA ausdrücklich für die Einführung von Zöllen kritisiert.

Trump hatte am Donnerstag in Washington ein mögliches Ende der gegenseitigen Zollerhöhungen zwischen den USA und China signalisiert. «Ich möchte nicht, dass die Zölle noch höher werden, denn irgendwann kommt der Punkt, an dem die Leute nicht mehr kaufen», sagte er vor der Presse im Weissen Haus. Trump zeigte sich optimistisch, dass eine Einigung mit der Volksrepublik erzielt werden könne. Deren Aussenministerium hatte zuvor angesichts der von den USA für Importe aus China verhängten Zölle von bis zu 245 Prozent erklärt, man werde sich nicht auf ein Zahlenspiel einlassen.

Das US-Präsidialamt hatte in einem am Dienstag veröffentlichten Informationsblatt vorgerechnet, die Zölle gegen China setzten sich aus mehreren Komponenten zusammen. Bestandteile seien ein nach US-Darstellung auf Gegenseitigkeit beruhender, sogenannter reziproker Zoll von 125 Prozent, ein Zoll von 20 Prozent im Zusammenhang mit dem Schmuggel der Droge Fentanyl sowie Zölle von 7,5 bis 100 Prozent auf bestimmte Waren aufgrund angeblicher unfairer Handelspraktiken.

(Reuters)