Nach der Verschärfung des Handelskonflikts durch die USA reagiert China seinerseits mit weiteren Gegenzöllen. Demnach werden die Abgaben auf US-Produkte von 34 auf 84 Prozent erhöht, wie das Finanzministerium in Peking am Mittwoch mitteilte.

Die neuen Handelshürden gelten demnach ab dem 10. April. Die Volksrepublik hatte zuvor in einem Weissbuch zu den neuen US-Zöllen erklärt, sie werde ihre Rechte entschlossen verteidigen. Zugleich signalisierte China darin aber auch gegenüber der US-Regierung von Präsident Donald Trump Gesprächsbereitschaft. 

Das Land wolle keinen Handelskrieg, zitierte die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua aus dem Dokument. «Aber die chinesische Regierung wird niemals tatenlos zusehen, wie die legitimen Rechte und Interessen des chinesischen Volkes verletzt werden». China betrachte es als normal, dass es zwischen den beiden grössten Volkswirtschaften in Handelsfragen Differenzen und Spannungen gebe. China sei bereit, mit den USA über eine Lösung dieser Probleme zu sprechen.

Das Handelsministerium erklärte laut Xinhua weiter, China habe einen starken Willen und umfangreiche Mittel. Man werde entschlossen Gegenmassnahmen ergreifen und bis zum Ende durchfechten. «Es gibt keine Gewinner in einem Handelskrieg», so das Ministerium. Der chinesische Überschuss im Handel mit den USA betrug 2024 gut 295 Milliarden Dollar, nachdem es 2023 erst 279 Milliarden waren.

In der Nacht waren die neuen US-Sonderzölle gegen zahlreiche Handelspartner in Kraft getreten. Für China sollen nunmehr 104 Prozent gelten, was die Regierung in Peking als Erpressung bezeichnete. Im weltweiten Handelskrieg kontert China nun also die jüngsten US-Zölle in gleicher Höhe. Die beiden grössten Volkswirtschaften der Welt haben damit zunächst 34 Prozent und jetzt noch einmal 50 Prozent auf die ohnehin schon bestehenden Sätze gegenseitig aufgeschlagen. 

Die neuen US-Zölle - nicht nur gegenüber China - sind seit Mittwoch in Kraft getreten. Die Vereinigten Staaten erheben auch Aufschläge auf Importe aus Europa. Die EU ist mit einem pauschalen Satz von 20 Prozent konfrontiert, in einigen Branchen sind es 25 Prozent. Die Effekte dürften aber erst mit der Zeit zu spüren sein. Waren, die vor den Zöllen bereits auf den Weg in die USA waren, sind zunächst noch bis zum 27. Mai ausgenommen.

Die Spirale aus Zöllen und Gegenzöllen dreht sich laut dem deutschen Finanzminister Jörg Kukies schneller als erwartet. «Das ist aus unserer Sicht bedauerlich», sagte der SPD-Politiker im Deutschlandfunk. Zölle seien stets schädlich für beide Seiten. Deswegen versuche die Bundesregierung, mit Verhandlungen eine Verbesserung herbeizuführen. Der Handelskrieg erhöht Kukies zufolge auch den Druck, schnell die Koalitionsverhandlungen von Union und SPD zum Abschluss zu bringen. Viele Experten rechnen mit einem dritten Rezessionsjahr in Folge, was es seit Gründung der Bundesrepublik noch nie gab.

EU sucht weiter die richtige Antwort auf Trump

Die EU wollte noch am Mittwoch über die ersten, aber noch moderaten Gegenzölle abstimmen. Sie hat eine Liste mit US-Produkten erarbeitet, auf die schrittweise in den nächsten Monaten Gegenzölle erhoben werden sollen. Dies ist die Reaktion auf die bereits eingesetzten US-Sonderzölle auf Stahl und Aluminium. Die EU hatte die Liste zuletzt noch geändert und vor allem Whiskey gestrichen, um Trump nicht zu sehr zu verärgern.

Die US-Regierung will mit dem Frontalangriff auf Dutzende Handelspartner Verhandlungen erzwingen - mit dem Ziel, das amerikanische Handelsdefizit abzubauen oder deutlich zu verringern. «Viele Länder kommen zu uns und wollen Abkommen schliessen», sagte Trump am Dienstagabend. Er erwarte auch von China, eine Vereinbarung anzustreben. Die Zölle beschrieb er als «dauerhaft». Bekannt sind bereits Gespräche mit Südkorea und Japan. Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni will nächste Woche in die USA reisen. US-Finanzminister Scott Bessent soll sich noch am Mittwoch um Vietnam kümmern, das auch überdurchschnittlich hohe Zölle abbekommt.

Bessent zeigte sich in einem Fox-Business-Interview unbeeindruckt vom chinesischen Konter. China werde selbst unter der Eskalation leiden. Trump drohte auch mit «grossen Zöllen» auf Pharma-Importe. Diese sollten Anreize für Pharmaunternehmen schaffen, ihre Aktivitäten in die USA zu verlagern. Die Branche war bisher ausgenommen von den US-Zöllen.

Frankreichs Industrieminister Marc Ferracci forderte Unternehmen auf, nicht mehr in den USA zu investieren. «Setzen Sie ihre Investitionen in dieser schwierigen Zeit aus.» Frankreichs Betriebe fürchten, dass es durch die US-Zölle zu einer Rezession kommt. «Natürlich bin ich besorgt», sagte der Chef des Arbeitgeberverbands Medef, Patrick Martin, dem Radiosender RTL auf die Frage nach Folgen der Zölle für die französische Wirtschaft. «Es besteht das Risiko, dass das Wachstum zum Stillstand kommt und wir in eine Rezession hineingeraten.»

(Reuters)