Billige Elektroautos aus China fluten Europa. Jüngstes Beispiel ist der Seagull des Herstellers BYD. Der fünftürige Elektrostadtwagen ist in China für unter 10’000 Franken erhältlich. Ab 2025 soll er auch in Europa verkauft werden.

Ganz so billig wie in China wird es auf dem alten Kontinent aber nicht werden. Aber BYD-Manager haben versprochen, dass der Seagull trotz Zöllen und geforderten Modifikation weniger als 20’000 Euro kosten wird, wie die Agentur Bloomberg berichtet. Das ist eine Kampfansage an die europäischen Hersteller.

Bis zu 405 Kilometer Reichweite

Der BYD Seagull oder BYD Dolphin Mini, wie er ausserhalb Chinas heisst, bietet unter anderem einen Tempomaten und die Möglichkeit, sein Smartphone kabellos aufzuladen. Funktionen, die sonst nur in teureren Fahrzeugen zu finden sind.

Auch die Leistung des Autos überrascht. Die Reichweite wird je nach Ausführung mit 305 oder 405 Kilometern angegeben. Zum Vergleich: Der Dacia Spring, das einzige Elektroauto, das in der Schweiz weniger als 20’000 Franken kostet, hat eine offizielle Reichweite von 220 Kilometern.

Europäische Hersteller sind zu langsam

Die USA haben bereits massive Zölle auf Autos aus China verhängt. Und auch die EU denkt darüber nach, die eigenen Autohersteller stärker vor der Billigkonkurrenz aus China zu schützen. Doch die europäischen Hersteller sind zu langsam darin, die Preise für Elektroautos zu drücken. So kündigte etwa VW an, bis 2027 ein E-Auto für 20'000 Euro auf den Markt zu bringen.

In Mexiko, wo der Dolphin Mini bereits verkauft wird, spricht BYD von einem grossen Erfolg. Und dies trotz einer wenig ausgebauten Ladeinfrastruktur in dem lateinamerikanischen Land.

Fabriken in Europa geplant

Dank der Kombination von ansprechender Qualität und Kampfpreisen überholte der ehemalige Batteriekonzern BYD im letzten Jahr Tesla und ist nun der weltweit grösste Hersteller von Elektrofahrzeugen. In Europa wollen die Chinesen noch vor dem Seagull ein weiteres Auto für 25’000 Euro lancieren und zwei Fabriken bauen.

Tesla könnte damit in Bedrängnis geraten. Zumal an der Produktpalette des E-Auto-Pioniers immer wieder Kritik geübt wird. Tesla begrub offenbar Pläne für die Herstellung eines eigenen Billig-E-Autos, wie Reuters im April unter Berufung von Firmeninsidern berichtete. 

Beim Schweizer BYD-Importeur Emil Frey kann man noch nicht sagen, ob der Seagull auch in der Schweiz angeboten werden wird. Man rechne aber im Sommer mit ersten BYD-Modellen, rechtzeitig zur Fussball-Europameisterschaft, da BYD dort Sponsor ist, so ein Sprecher. Auch zu den Preisen kann Emil Frey noch keine konkreten Angaben machen.

Das ist eine aktualisierte Version eines Artikels, der zuerst auf Handelszeitung.ch mit dem Titel: "Tesla-Albtraum BYD bringt Billigauto nach Europa" erschien.