Die Notwendigkeit einer besseren Datenlage ergibt sich laut dem Bundesrat aus der wirtschaftlichen Bedeutung des Sektors für die Innen- und Aussenpolitik. Sie habe bereits vor der russischen Militäraggression gegen die Ukraine bestanden, sich aber seit Beginn des Konfliktes zugespitzt.

Die jährliche Wertschöpfungsstatistik des Bundesamtes für Statistik (BFS) soll zu diesem Zweck für eine begrenzte Zeit auf alle Rohstoffhandelsunternehmen mit mindestens drei Beschäftigten erweitert werden. Laut Mitteilung sind davon rund 400 Unternehmen betroffen.

Zwei Stellen für vier Jahre notwendig

Die Analyse soll die drei Geschäftsjahre 2024, 2025 und 2026 umfassen. Sobald die Analyse des dritten Geschäftsjahres abgeschlossen sei, voraussichtlich Ende 2027, will der Bundesrat gestützt auf eine Einschätzung der interdepartementalen «Plattform Rohstoffe» (WBF, EDA und EFD) entscheiden, ob diese statistische Erhebung definitiv eingeführt und mit den nötigen Ressourcen ausgestattet wird oder ob darauf verzichtet werden soll.

Die Analysearbeit erfordere über eine Dauer von vier Jahren zwei Stellen, die innerhalb der Bundesverwaltung kompensiert werden könnten.

Die Grundlage für innen- oder aussenpolitische Entscheide soll damit laut dem Bundesrat verbessert werden, da das wirtschaftliche Gewicht des Rohstoffhandels berücksichtigt werden könne.

Die Schweiz ist einer der wichtigsten internationalen Handelsplätze für Rohstoffe. Studien schreiben dem Schweizer Handelsplatz die Kontrolle über ein Drittel des weltweiten Rohölhandels, über rund zwei Drittel des Metallhandels und über 35 bis 60 Prozent des Handels mit Agrarrohstoffen zu, wie der Bundesrat festhält.

Trotz der nationalen und internationalen Bedeutung des Schweizer Rohstoffhandels lägen zu diesem Bereich nur wenige Informationen vor. So existierten in der Schweiz keine offiziellen Zahlen über den Beitrag dieses Sektors zur Schweizer Wertschöpfung oder über die von Schweizer Rohstoffhandelsunternehmen gehandelten Güter.

Rohstoffhandel in der Kritik

Auf verschiedenen Ebenen im In- und Ausland wurde in jüngster Zeit insbesondere mit Blick auf die Russland-Sanktionen die mangelnde Transparenz über den Rohstoffhandel in der Schweiz kritisiert.

Vor rund einem Monat entschied der Nationalrat, dass in einem eigenen Bundesgesetz Regeln für den Rohstoffhandel festgeschrieben werden sollten. Die grosse Kammer nahm damit eine Motion der SP-Fraktion an und verlangte vom Bundesrat eine Botschaft zu einem Rohstoffhandelsgesetz.

Nach internationaler Kritik an der Umsetzung der Russland-Sanktionen durch die Schweiz hatte die Chefin des Staatssekretariats für Wirtschaft (Seco), Helene Budliger Artida, im März erklärt, die Schweiz bemühe sich um eine bessere Übersicht über den Rohstoffhandel hierzulande. Es fehlten Zahlen, etwa zur Anzahl Arbeitsplätze und zum Steuersubstrat im Rohstoffsektor.

(AWP)