Jürg Rötheli wird neuer Verwaltungsratspräsident des bundeseigenen Rüstungsbetriebs Ruag MRO. Der Bundesrat hat den Juristen am Mittwoch zum Nachfolger Nicolas Perrins ernannt. Der 61-Jährige trete seinen Posten am 1. Januar an, erklärte Verteidigungsministerin Viola Amherd an einer Medienkonferenz in Bern.

Der Bundesrat habe seine Wahl aufgrund des Vorschlags einer Findungskommission getroffen. Rötheli habe das Anforderungsprofil am besten erfüllt. In seiner Mitteilung verwies der Bundesrat namentlich auf Röthelis Erfahrung im Management verschiedener Unternehmen, darunter auch staatsnaher Betriebe.

Noch VR-Präsident der ORS AG

Rötheli ist noch bis Ende Jahr Verwaltungsratspräsident der ORS AG, die im Auftrag des Bundes Unterkünfte für Geflüchtete betreibt. Bis im vergangenen Juli führte er das Unternehmen auch operativ. Zuvor war der promovierte Jurist unter anderem in der Konzernleitung der Swisscom tätig.

Rötheli folgt auf Nicolas Perrin. Dieser hatte im Februar seinen Rücktritt angekündigt, nachdem die Eidgenössische Finanzkontrolle (EFK) Unregelmässigkeiten bei einem Panzergeschäft mit Italien gerügt hatte.

Auch Amherd stellte an der Medienkonferenz einen direkten Zusammenhang zu diesen Vorgängen her. Sie sprach vom Mängeln im Compliance-System der Ruag, also bei der Durchsetzung von Regeln und Richtlinien innerhalb des Unternehmens.

Unter anderem hatte die EFK kritisiert, schon beim Kauf dieser 96 Leopard-1-Panzer von der italienischen Armee 2016 sei die Kompetenz- und Unterschriftenregelung nicht eingehalten worden. Zudem habe der Bund zu spät von dem Panzerverkauf erfahren.

Laut dem EFK-Bericht wollte die Ruag der Herstellerfirma Rheinmetall die 96 Italien gelagerten Leopard 1-Panzer später zur Weitergabe an die Ukraine verkaufen. Das Vorhaben scheiterte jedoch am Veto des Bundesrats.

Ruag wurde 2020 aufgespalten

Der Konzern hielt damals allerdings fest, es gingen aus dem Bericht keine zwingenden Gründe für den Rücktritt Perrins hervor. Der Kauf der Panzer sei durch die alte Holding erfolgt.

Hintergrund dieser Aussage ist die Aufspaltung der Ruag Anfang 2020. Seither ist die Ruag MRO vor allem als Technologiepartner für die Schweizer Armee tätig. Dagegen besteht der internationale Teil des Unternehmens vor allem aus dem Bereich Beyond Gravity, der schwerpunktmässig im Raumfahrtgeschäft tätig ist.

Rötheli sagte an der Medienkonferenz, er erachte es angesichts der Probleme der Vergangenheit als Vorteil, dass er von aussen komme und einen juristischen Hintergrund habe. Eine seiner Prioritäten sei, Vertrauen zu gewinnen, insbesondere beim Bund, der Armee und den Sicherheitspolitischen Kommissionen des Parlaments.

(AWP)