Rückstellungen für steigende Kreditausfälle und ein schwacher Immobilienmarkt haben den Gewinn des grössten britischen Immobilienkreditgebers Lloyds Banking Group auf das Vorjahresniveau gedrückt. Der Vorsteuergewinn lag im vergangenen Jahr bei 6,9 Milliarden Pfund (7,7 Milliarden Franken), wie Lloyds im Lauf der Woche mitteilte. Auch für das laufende Jahr zeigte sich das Geldhaus angesichts hoher Inflation und fallender Hauspreise wenig zuversichtlich.

Vor allem die schwache Konjunktur setzt den vier grössten britischen Geldhäusern, neben Lloyds sind das Barclays, HSBC und NatWest, zu und lässt sie von den gestiegenen Zinsen unter dem Strich weniger stark profitieren als ihre europäischen Rivalen. Regulatorische Kosten, erhöhte Vorsorge für Kreditausfälle und ein unsicherer Ausblick trübten das Gesamtbild. "Höhere Zinsen kurbelten zwar die Erträge im vergangenen Jahr an, aber das unsichere wirtschaftliche Umfeld - zu der die Zinserhöhung beiträgt - zwingt die Banken zu höheren Rückstellungen", sagt City Index Analyst Joshua Warner.

Eine Risikovorsorge von 1,5 Milliarden Pfund lastete auf dem Gewinn von Lloyds. Auch NatWest, deren Mehrheitsaktionär die britische Regierung ist, legte 337 Millionen Pfund für faule Kredite zur Seite. "Auch wenn wir noch keine bedeutenden Zeichen einer finanziellen Notlage bei den Kunden sehen, sind wir uns voll bewusst, dass viele Privatkunden und Unternehmen gerade zu kämpfen haben und sich Sorgen über die Zukunft machen," hatte Bankchefin Alison Rose bei der Vorlage der Geschäftszahlen gesagt. NatWest profitierte stark von der Zinswende, die den Vorsteuergewinn um 22 Prozent auf 5,1 Milliarden Pfund erhöhte.

Keine steigenden Zinseinnahmen

Wie der Rivale NatWest rechnet auch HSBC im laufenden Jahr nicht mehr damit, dass die Zinseinnahmen signifikant weiter wachsen werden. Bei den Nettozinserträgen peilte das Management "mindestens 36 Milliarden Dollar" an, Analysten hatten jedoch mit 38 Milliarden gerechnet. Der zurückhaltende Ausblick verunsicherte die Anleger. Das Gesamtjahresergebnis der HSBC ging 2022 trotz hoher Zinseinnahmen wie erwartet auf 17,5 von 18,9 Milliarden Dollar im Jahr 2021 zurück.

Die geschätzten Kreditausfälle stiegen aufgrund der Inflation und der anhaltenden Turbulenzen auf dem chinesischen Immobilienmarkt mehr als erwartetet auf 3,6 Milliarden Dollar. Wegen der unsicheren Konjunkturaussichten warnte HSBC auch im laufenden Jahr vor Gegenwind.

Barclays profitierte zwar im Anleihengeschäft von den volatilen Märkten, musste aber wegen einer Strafzahlung in den USA und schwachen Geschäften im Investmentbanking einen Gewinnrückgang verdauen. Der Vorsteuergewinn sank 2022 auf sieben Milliarden Pfund (6,54 Milliarden Euro) von 8,2 Milliarden Pfund im Jahr 2021. Angesichts der geschwächten britischen Wirtschaft musste das Institut auch Wertminderungen in Höhe von 1,2 Milliarden Pfund verkraften. Um die Aktionäre bei der Stange zu halten, setzen die Geldhäuser auf Dividendenzahlungen und Aktienrückkaufprogramme.

(Reuters)