Mit dem bedingungslosen Grundeinkommen werden die Menschen frei und können sich ohne Ängste bilden und verwirklichen, behaupten die Befürworter. Wer aus Freude statt zur Sicherung der Existenz arbeite, sei glücklicher, motivierter und letztlich sogar produktiver, lautet die Vorstellung. Eine neue Studie von Forschenden aus den USA widerlegt diese Annahmen gründlich.
Über drei Jahre untersuchte ein Forscherteam die Auswirkungen eines monatlichen Grundeinkommens von 1000 Dollar auf 1000 zufällig ausgewählte Personen – die bislang grösste Studie in diesem Bereich. Das Resultat: Die Begünstigten arbeiteten und verdienten weniger, nutzten die Zeit für Konsum und Freizeit, statt sich fortzubilden, und fühlten sich kränker als die Kontrollgruppe, die nur 50 Dollar bekam.
1500 Dollar weniger im Jahr
Konkret sank das Gesamteinkommen der Empfänger ohne die Zahlungen im Vergleich zur Kontrollgruppe um etwa 1500 Dollar pro Jahr. Das Programm führte zudem zu einem Rückgang der Arbeitsmarktbeteiligung der Empfänger um 2 Prozentpunkte und einer Verringerung der Arbeitsstunden um 1,3 bis 1,4 Stunden pro Woche. Besonders auffällig: Nicht nur die Empfänger, sondern auch deren Partner im gleichen Haushalt reduzierten ihre Arbeitsstunden.
Die zusätzliche Zeit wurde nicht produktiv eingesetzt. Statt sich der Weiterbildung, der Jobsuche oder gesellschaftlichem Engagement zu widmen, stand für die Empfänger die Freizeit im Vordergrund. «Wir finden keine Hinweise auf Verbesserungen des Humankapitals, die Befürworter sich von der Bereitstellung grösserer Ressourcen erhofft hatten», schreibt die Forschergruppe. Auf Deutsch: Die Begünstigten schafften es nicht, dank des Geldes ihre Fähigkeiten für den Arbeitsmarkt zu verbessern.
Häufiger krank als die Kontrollgruppe
Immerhin sehen die Studienautoren einen kleinen Lichtblick: Die Empfänger zeigten mehr Unternehmergeist und eine höhere Bereitschaft, Risiken einzugehen, was zu einer Verbesserung des zukünftigen Einkommens führen könnte. Ausserdem investierten manche jüngere Empfänger tatsächlich einen Teil der gewonnenen Zeit in Bildung.
Überraschenderweise gaben die Empfänger häufiger als die Kontrollgruppe an, aus gesundheitlichen Gründen nur eingeschränkt arbeiten zu können. Diese Einschränkungen nahmen im Lauf des Experiments zu.
Mehrfach an der Urne abgelehnt
In der Schweiz hat das bedingungslose Grundeinkommen einen schweren Stand: 2016 scheiterte eine Volksinitiative zum bedingungslosen Grundeinkommen an der Urne. 77 Prozent stimmten damals Nein.
Selbst die linke Stadt Zürich stimmte 2022 gegen einen Pilotversuch, bei dem mehreren Hundert Personen monatlich rund 2500 Franken ausbezahlt worden wären. Zuletzt sagte 2023 auch die Stadt Luzern deutlich Nein zu einem solchen Experiment. Die Studie aus den USA gibt den Bedenken der Schweizer Stimmenden recht.
Dieser Artikel ist zuerst im Blick unter dem Titel "Bedingungsloses Grundeinkommen macht faul und arm" erschienen.
2 Kommentare
Gefährliche Auslegung dieser Studie. Vor allem sind 3 Jahre sehr wenig.
in der schweiz haben wir de fakto längst grundeinkommen: die alten erhalten ahv, die jungen entweder arbeitslosengeld oder den grundbedarf von rund 1000.- für einzelpersonen plus wohnung und krankenkasse bezahlt. ergibt also gut 2500-3000.-. allerdings wäre es eine überlegung wert, anstelle von ahv, iv, bvg, alv, ergänzungsleistungen etc ein grundeinkommen einzuführen - jedoch nicht zum lohn dazu, denn das verleitet zu weniger arbeiten. ein solches „bedingtes“ grundeinkommen käme uns vermutlich billiger als das heutige komplizierte system mit unzähligen kässeli und würde die lohnstückkosten der teuren schweiz reduzieren.