Der Stuttgarter Konzern zahlt 8,1 Milliarden Dollar (rund 7,4 Milliarden Euro) für das Heizungs-, Lüftungs- und Klimaanlagen-Geschäft des US-Gebäudetechnik-Konzerns Johnson Controls.
«Wir erzielen mit dem Zukauf weltweit eine führende Marktposition im zukunftsträchtigen Heizungs-, Lüftungs- und Klimatisierungsmarkt», sagte der Chef der Geschäftsführung der Robert Bosch GmbH, Stefan Hartung, am Dienstag. Die Übernahme passt zu seiner Strategie, Bosch bis 2030 weniger abhängig von der Autoindustrie zu machen und zugleich das Geschäft in den USA zu stärken. Der Deal sei «ein wichtiger Schritt zur weiteren Balance unserer Geschäfte», sagte er.
Der für die Heizungs-Sparte Bosch Home Comfort zuständige Geschäftsführer Frank Meyer sprach von «einem mutigen Schritt nach vorne mit einer globalen Aufstellung». Bosch Home Comfort - mit der Heiztechnik-Marke Buderus als Kern - könne damit seinen Umsatz von fünf Milliarden auf neun Milliarden Euro fast verdoppeln. Das wären knapp zehn Prozent des Umsatzes von Bosch. Die Belegschaft der Sparte wächst von gut 14.000 auf 26.000 Mitarbeiter.
Mit der Übernahme reagiert der Stiftungskonzern auch auf den Wandel in der Heiztechnik in Europa, wo die klassischen Öl- und Gas-Heizkessel zunehmend von Wärmepumpen abgelöst werden - auch auf Druck der Politik, wie in Deutschland. Zugleich setzt Bosch darauf, dass Klimaanlagen wegen der Klima-Erwärmung wichtiger werden - auch in Europa. «Das Unternehmen rechnet damit, dass der globale Markt für Heizungs-, Lüftungs- und Klimatisierungslösungen bis 2030 um 40 Prozent wachsen wird», in den USA sogar um 50 Prozent, hiess es in der Mitteilung.
Auch andere Hersteller ziehen Konsequenzen aus dem Wandel in der Heiztechnik. So hat der deutsche Marktführer Viessmann sein Kerngeschäft an den US-Klimaanlagenhersteller Carrier verkauft. Die Wärmepumpen-Technik ist eng verwandt mit der von Klimaanlagen.
Mit der Johnson-Controls-Sparte übernimmt Bosch auch das Klimatechnik-Joint-Venture der Amerikaner mit der japanischen Hitachi. Die Japaner halten 40 Prozent an dem 2015 gegründeten Klimaanlagen-Joint-Venture mit Johnson Controls. Bosch erhält langfristige Lizenzen für die Marken Hitachi, York und Coleman. Rund 6,7 Milliarden Dollar vom Kaufpreis gehen an Johnson Controls, der Rest an die Japaner. Hitachi behält sein Geschäft mit Klimatechnik für Rechenzentren.
Bosch stemmt Übernahme finanziell mit Eigenmitteln
Bosch könne den Zukauf «komplett aus eigener Kraft finanzieren», sagte Hartung. Zur Rendite der übernommenen Johnson-Controls-Teile hielt sich der Konzern bedeckt. Hartungs Stellvertreter Christian Fischer sagte nur, die Übernahme zahle positiv auf die Umsatzrendite von sieben Prozent ein, die sich Bosch vorgenommen hat.
Das Interesse von Bosch an dem Geschäft war bereits im März bekannt geworden, damals konkurrierten die Stuttgarter noch mit Samsung und Lennox International. «Das war ein weiter Weg», sagte Fischer.
Im Juni hatte die Nachrichtenagentur Reuters erfahren, dass Bosch parallel eine Übernahme des US-Hausgeräteherstellers Whirlpool prüft, der vor allem für seine «KitchenAid»-Küchenmaschinen bekannt ist. Bosch könnte damit die Tochter BSH Hausgeräte mit ihren Marken Neff, Gaggenau und Siemens stärken. Mit der Übernahme in der Heiztechnik sei diese Transaktion nun aber vorerst kein Thema mehr, sagte eine mit den Überlegungen vertraute Person der Nachrichtenagentur Reuters. Bosch halte weiter nach Übernahmeobjekten Ausschau, werde aber in nächster Zeit keinen grossen Zukauf mehr stemmen. Bosch wollte sich zu dem Thema nicht äussern. Vize-Chef Fischer sagte nur, in den nächsten Monaten stehe die Integration der Johnson-Controls-Teile im Vordergrund. «Das wird all unsere Kräfte benötigen.»
(Reuters)