Das Highlight der neuen Börsenwoche findet gleich am Montag statt: der Amtsantritt des neuen US-Präsidenten. Bei früheren Amtseinführungen in Washington fiel die Marktreaktion in der Vergangenheit zwar meist verhalten aus, doch bei Donald Trumps zweiter Amtszeit könnte das anders sein: «Alle versuchen im Moment, jede Aussage und jede Nuance zu analysieren, die von ihm oder seinen Verbündeten kommen», sagt Portfoliomanager Jeff Muhlenkamp vom Vermögensverwalter Muhlenkamp & Co.

Trump sorgt vor allem mit seinen Zoll-Drohungen für Verunsicherung unter den Börsianern. Darüber hinaus könnten die Pläne des Republikaners, Steuern zu senken und Migranten auszuweisen, die Inflation erneut in die Höhe treiben. Dabei wird erwartet, dass Trump mit seinen Entscheidungen schnell handeln wird. Bereits an seinem ersten Arbeitstag plant er neben den Feierlichkeiten, die sich bis in den Abend hinein ziehen, die Unterzeichnung einer Flut von Dekreten. «Die Marktteilnehmer werden auf jeden Hinweis reagieren, dass die neue Regierung einen anderen Kurs verfolgen könnte, als sie bisher angekündigt hat», sagt Doug Peta, Chefstratege beim Analysehaus BCA.

Wie wichtig die US-Inflation derzeit für den Aktienmarkt ist, hat die alte Börsenwoche gezeigt. So trieb ein langsamerer Anstieg der Teuerungsrate im Dezember den Swiss Market Index (SMI) an drei Tagen in Folge in die Höhe. Der hiesige Leitindex notierte am Freitag kurz vor Schluss bei 11'977 Punkten. Auf Wochenfrist resultierte ein Plus von 2,3 Prozent. Getragen wurde die Aufwärtsbewegung in der Schweiz zur Hälfte von Richemont, welche am Donnerstag nach hervorragenden Quartalszahlen mehr als 20 Prozent zulegten.

Während der SMI sich einmal mehr an der Marke von 12'000 Punkten die Zähne ausbeisst, hat der Dax zum Wochenschluss ein neues Allzeithoch erreicht. Am Freitag stand der deutsche Leitindex mit 20'853 Punkten gut drei Prozent über dem Vorwochenschluss. «Die Aussicht, dass die Fed ihre Leitzinsen womöglich doch noch etwas lockern kann, oder nicht erhöhen muss, hat zudem den Obligationenmärkten zu einer deutlichen Beruhigung verholfen», schreiben die Experten der Helaba. 

Stützt Trump die Wirtschaft oder treibt er die Inflation an?

Gleichzeitig bietet der Amtsantritt von Trump Experten zufolge auch Chancen. «Obwohl seine expansiven Pläne erst nach und nach Realität werden dürften, sollten sie die US-Wirtschaftsleistung schneller ankurbeln als dies zum Beispiel durch Massnahmen der künftigen Bundesregierung nach der Wahl in Deutschland der Fall sein könnte», sagt Robert Greil, Chefstratege der Privatbank Merck Finck.

Angesichts der unsicheren globalen Konjunkturaussichten blicken Anleger mit Spannung auf die Jahrestagung des World Economic Forum (WEF) in Davos. Dort trifft sich die Elite aus Politik und Wirtschaft vom Montag bis Freitag, um über globale Trends und Herausforderungen zu diskutieren. Rund 60 Staats- und Regierungschefs kommen, darunter Bundeskanzler Olaf Scholz. Auch der frisch gekürte US-Präsident soll am Donnerstag per Video zugeschaltet werden.

Zudem blicken Anleger auf eine Reihe Konjunkturdaten. Die neue Woche eröffnen am Montag die Erzeugerpreise in Deutschland im Dezember. Einen Tag später veröffentlicht das Mannheimer Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) die Umfrage zur Konjunktureinschätzung der Investoren im Januar. Am Mittwoch warten Investoren auf Daten zum Verbrauchervertrauen im Euroraum im laufenden Monat. Im Mittelpunkt zum Wochenschluss stehen die Einkaufsmanagerindizes für die Euro-Zone und die USA. Experten zeigen sich pessimistisch: «Für eine nachhaltige Kehrtwende zum Besseren gibt es bisher keine Indizien», sagt Commerzbank-Ökonom Vincent Stamer. «Während die Wirtschaft in Deutschland bereits seit geraumer Zeit stagniert, dürfte sich die Konjunktur in Frankreich und Italien zum Jahreswechsel abgekühlt haben.»

Bilanzsaison nimmt Fahr auf

Auf Unternehmensseite geht es in der Schweiz nun etwas zügiger voran. Am Montag starten Belimo mit den Umsatzzahlen für 2024, gefolgt von HBM mit dem Ergebnis für das dritte Quartal. Hernach legen DocMorris, Komax, Barry Callebaut, Schlatter, Galenica, Huber+Suhner, Autoneum, SFS, Mikron und Hilti im Wochenverlauf die Umsatzzahlen vor. Am Donnerstag teilt das im SMI vertretene Unternehmen Givaudan das Jahresergebnis mit. 

Am US-Markt gewähren am Dienstag unter anderem Charles Schwab, 3M und Netflix einen Blick in ihre Bücher. Bei den Quartalsergebnissen des Streaming-Dienstes richten Börsianer ihre Aufmerksamkeit auf die Werbeeinnahmen rund um die jüngsten Sport-Liveübertragungen. Diese sind für Netflix ein zukunftsträchtiges Feld, um die Nutzer der werbefinanzierten Abonnements möglichst lange am Bildschirm zu halten. Am Mittwoch folgen die Finanzberichte von Johnson & Johnson und Procter & Gamble. Zum Wochenschluss legt American Express seine Zahlen vor.

(cash/Reuters)