«Es ist zu erwarten, dass die bereits kurz nach dem Wahlausgang zu beobachtende Divergenz an den globalen Aktienmärkten ein grundsätzliches Muster der nächsten Monate respektive Jahre sein wird», sagte Analyst Frank Wohlgemuth von der National-Bank in Essen. «Die US-Indizes werden von den Investoren klar favorisiert, wohingegen vor allem die europäischen Indizes aufgrund der grundsätzlich hohen Exportlastigkeit ihrer Mitglieder angesichts des zu erwartenden restriktiveren Handelsregimes der neuen US-Administration vor Probleme gestellt werden.»

Allerdings habe die Entlassung des deutschen Finanzministers Christian Lindner auch einen positiven Aspekt, betont Carsten Mumm, Chef-Analyst der Privatbank Donner & Reuschel. «Jetzt besteht die Chance eines ökonomischen und politischen Aufbruchs, idealerweise in enger Koordination mit der Wirtschaft, aber auch zusammen mit der neuen EU-Kommission und anderen Staaten Europas.»

Der Gewinn für die Woche beim US-Index S&P 500 belief sich auf rund 4,7 Prozent, es war für die Anleger die beste des Jahres. Beim Dow Jones war die Wochenbilanz mit plus 4,6 Prozent genauso stark, beim Nasdaq 100 mit plus 5,4 Prozent sogar noch glanzvoller.

Im Wochenvergleich ergab sich für den Swiss Market Index ein Minus von 1,4 Prozent, dies nach -1,2 Prozent und -1,8 Prozent in den beiden Vorwochen. Innert dreier Wochen sackte der SMI damit um mehr als 500 Punkte ab. In der alten Woche gab der deutsche Leitindex Dax unter dem Strich etwa ein halbes Prozent nach und notierte zuletzt bei etwa 19.160 Punkten. Vor einigen Wochen hatte er sich noch bis auf weniger als 400 Zähler der 20.000er Marke angenähert.

«Zwar mögen es export- und chinaorientierte Unternehmen künftig schwerer haben, allerdings sollten Indexmitglieder mit starkem US-Bezug und dortiger Produktion von der antizipierten Trump’schen Politik profitieren können», wirft DZ Bank-Analyst Sören Hettler ein. Eine zweite Amtszeit Trumps werde weder an den Börsen in Europa noch den USA als Belastung empfunden. «Auf eine höhere Volatilität müssen sich Aktieninvestoren dennoch einstellen.»

Alcon mit Drittquartalszahlen am Dienstag

Neben der Nachlese der politischen Umwälzungen werden sich Börsianer in der neuen Woche auch wieder den Konjunkturdaten zuwenden. Ihr Augenmerk legen sie unter anderem auf die US-Inflationsdaten am Mittwoch. Commerzbank-Volkswirt Christoph Balz prognostiziert für Oktober einen Anstieg von 0,2 Prozent im Monatsvergleich. «Die US-Notenbank dürfte sich bei den von uns erwarteten Zahlen nicht davon abhalten lassen, die Leitzinsen weiter zu senken.»

In der alten Woche hatte die Fed die Geldpolitik zum zweiten Mal binnen weniger Monate gelockert. Am kommenden Freitag stehen die US-Einzelhandelsumsätze auf dem Terminplan. Der private Konsum gilt als Hauptstütze der weltgrössten Volkswirtschaft. Ausserdem gilt die Preiskomponente dieses Indikators als bevorzugtes Inflationsbarometer der Fed.

Daneben hält eine neue Flut von Firmenbilanzen die Anleger in Atem. Allein aus dem deutschen Dax legen rund ein Dutzend Firmen ihre Geschäftszahlen vor, darunter die Deutsche Telekom, der Pharma- und Agrarchemiekonzern Bayer sowie der Versicherer Allianz. Andernorts öffnen unter anderem der britische Mobilfunker Vodafone und der US-Netzwerkausrüster Cisco ihre Bücher. Am Dienstag veröffentlicht in der Schweiz Alcon Drittquartalszahlen am Dienstag.

(Reuters)