Der Schweizer Aktienmarkt hat sich zwar deutlich weniger fulminant entwickelt als die Märkte in der EU oder in den USA - verzeichneten doch in den vergangenen Tagen der deutsche Leitindex Dax wie auch der US-Index Dow Jones neue Rekordstände. Der hiesige Leitindex SMI hat seit seinem Jahrestief von Mitte Oktober fast 1'000 Punkte gut machen können, auf Jahresfrist kommt er damit aber nur auf ein moderates Plus von 4,3 Prozent. Für die abgelaufene Woche zeichnet sich am Freitag ein SMI-Plus von 1,1 Prozent ab. 

Zinsgipfel ist auch in der Schweiz erreicht

Verantwortlich für den Aufwärtstrend bleiben die Notenbanken, die in der abgelaufenen Woche die Erwartungen am Markt erfüllt haben: Sowohl die US-Notenbank Fed als auch die Europäische Zentralbank (EZB), die Bank of England (BoE) sowie die Schweizerische Nationalbank (SNB) haben ein Stillhalten bei den Leitzinsen kommuniziert. Gleichzeitig bestätigen die Aussagen der Verantwortlichen die Meinung an den Märkten, wonach der Zinsgipfel erreicht sein dürfte.

Erste Marktbeobachter warnen nun bereits vor einer zu starken Euphorie der Marktteilnehmer. "Anleger rechnen nun bereits mit Zinssenkungen und haben Angst, etwas zu verpassen - das ist gefährlich", meinen etwa die Anlagestrategen der Bank Raiffeisen. Zur Zurückhaltung mahnen auch die Experten der deutschen Commerzbank: So sei etwa eine ausgeprägtere Rezession im Euroraum und den USA mit deutlich fallenden Unternehmensgewinnen noch nicht ausgeschlossen.

Künftiger Zinspfad hängt von Konjunkturdaten ab

Ob sich die Wetten der Anleger auf schon bald niedrigere Zinsen in den kommenden Wochen verstärken, dürfte massgeblich von den Konjunkturdaten abhängen. Zuletzt hatten die Rezessionssorgen im Euro-Raum zugenommen. Die US-Wirtschaft erwies sich trotz der straffen Geldpolitik dagegen bislang als relativ robust. Auf der Agenda stehen in der neuen Woche einige US-Konjunkturdaten, darunter die am Dienstag und Mittwoch anstehenden Daten zum Immobilienmarkt. Die Analysten gehen im Schnitt von Rückgängen beim Hausbau und bei den Verkäufen bestehender Häuser aus, was auf eine Abkühlung der Konjunktur hindeuten würde.

In der neuen Woche stehen noch wenige Konjunkturdaten an. In Deutschland eröffnet am Montag der Ifo-Index die Konjunkturdatenwoche. Im November hatte er sich den dritten Monat in Folge aufgehellt. Von Reuters befragte Experten rechnen auch im Dezember mit einer weiteren Verbesserung bei dem wichtigsten Stimmungs-Barometer für die deutsche Wirtschaft. Am Freitag rückt dann die US-Teuerung mit der Publikation des PCE-Deflators wieder in den Fokus: Diese Kennzahl wird von der US-Notenbank als Inflationsmass stark beachtet.

Im weiteren Wochenverlauf warten die europäischen Investoren unter anderem auf Daten zum Verbrauchervertrauen im Euroraum, die zur Veröffentlichung am Mittwoch geplant sind. Auch hier gehen die Experten von einer Verbesserung der Stimmung aus.

In der Schweiz dürften in der Woche vor Weihnachten vor allem die am Dienstag anstehenden Aussenhandelszahlen für Aufmerksamkeit sorgen - ein besonderes Augenmerk gilt dabei wie stets den Exportzahlen der hiesigen Uhrenindustrie für den November. Am Freitag veröffentlicht die SNB zudem die Daten der Zahlungsbilanz für das dritte Quartal. Von Unternehmensseite sind keine Informationen angekündigt.

Japanische Notenbank entscheidet über Leitzins

Auf der Notenbank-Seite rückt in der neuen Woche die Zinssitzung der japanischen Notenbank (Dienstag) in den Vordergrund. Anleger haben in den vergangenen Wochen verstärkt darauf gesetzt, dass die Bank of Japan (BoJ) von ihrer bislang laxen geldpolitischen Linie abweichen wird und den Yen damit in die Höhe getrieben.

Der BoJ-Vizechef, Ryozo Himino, hatte Anfang Dezember in einer Rede zwar keinen Zeitpunkt für ein solches Wendemanöver genannt. Doch betonte er, dass ein gut gestalteter Ausstieg aus der lockeren Geldpolitik der Wirtschaft Vorteile bringen würde. Die Analysten der Helaba gehen jedoch davon aus, dass die Notenbank auf der anstehenden Sitzung vermutlich weder ihren Negativzins noch die Zinskurvensteuerung aufheben, sondern sich diese Entscheidungen für 2024 aufbewahren dürfte. 

(cash/AWP/Reuters)