Für die europäischen Aktienmärkte geht es im Dezember um die Wurst. Denn die Anlegerinnen und Anleger lauern auf den Startschuss für eine Jahresendrally, welches die Börsen auf neue Jahreshöchststände treiben könnte. Der deutsche Leitindex könnte gar dabei wieder in Richtung Allzeithoch vorstossen.

Das oft auch als «Santa-Rally» bezeichnete Phänomen umschreibt die Tendenz der Märkte, im Dezember überdurchschnittlich gut abzuschneiden. Im Schnitt konnte zum Beispiel der Dax im Dezember 17 Prozent seiner Jahresrendite erwirtschaften, wie aus einer Erhebung des Brokers eToro hervorgeht, die die monatlichen Kursrenditen von 14 grossen Aktienindizes über einen Zeitraum von durchschnittlich 50 Jahren analysiert hat.

Doch in diesem Jahr entwickelten sich zum Endspurt 2024 vor allem politische Risiken zum Bremsklotz für die Börsen. «Insbesondere die Wahl Donald Trumps zum neuen US-Präsidenten, aber auch das Scheitern der Ampel-Koalition in Berlin sorgen dafür, dass politische Themen die Entwicklung von Konjunktur und Kapitalmärkten stärker als sonst beeinflussen und zumindest die gefühlte Prognoseunsicherheit noch grösser als sonst ist», sagt Carsten Klude, Chefvolkswirt bei M.M.Warburg. In der ablaufenden Woche schwamm sich der Dax dennoch frei und verbuchte mit 19.501 Punkten am Freitagnachmittag ein Plus von 0,9 Prozent.

Frankreich rückt in den Fokus

Für Unruhe könnte der französische Haushaltsstreit sorgen. An den Kapitalmärkten entwickelt sich das Nachbarland Deutschlands zunehmend zum Sorgenkind. Frankreichs Ministerpräsident Michel Barnier steht mit seinem Haushaltsentwurf, der Einsparungen von rund 60 Milliarden Euro vorsieht, stark unter Druck. Die Rechtspopulistin Marine Le Pen vom Rassemblement National droht sogar mit einem Misstrauensvotum.

An den Anleihemärkten stiegen die Risikoprämien in dieser Woche stark an. Der Renditeabstand zwischen den zehnjährigen französischen und deutschen Papieren erklomm dabei den höchsten Stand seit 2012 zu Zeiten der Euroschuldenkrise. Zuletzt kamen sogar Spekulationen auf, ob die Europäische Zentralbank (EZB) dem stark verschuldeten Land unter die Arme greifen könnte.

Bei den Konjunkturdaten stehen in der Woche unter anderem diverse Einkaufsmanagerindizes aus Deutschland und der Eurozone auf den Zetteln der Anleger. Aus den USA steht mit dem Arbeitsmarktbericht für November das Highlight am Freitag an. Im Oktober kamen lediglich 12'000 neue Jobs ausserhalb der Landwirtschaft hinzu. Von Reuters befragte Volkswirte hatten mit 113'000 gerechnet. Experten hatten die starke Abweichung mit Sonderfaktoren begründet. Einen Vorgeschmack auf die Entwicklung am Jobmarkt liefern die Daten des privaten Anbieters ADP am Mittwoch, an dem auch der Konjunkturbericht der Fed (Beige Book) vorgelegt wird.

In der Schweiz wird am Montag der hypothekarische Referenzzinssatz publiziert. Dieser dürfte gemäss Einschätzungen von Ökonomen unverändert bleiben. Ebenso stehen am gleichen Tag die Detailhandelsumsätze für Oktober 2024, die Dienstleistungsumsätze für September und der Einkaufsmanager-Index an. Am Donnerstag gibt das Seco die Arbeitsmarktdaten bekannt und am Freitag teilt die Schweizerische Nationalbank (SNB) die Höhe der Devisenreserven mit. 

Deutsche Börse entscheidet über Index-Zusammensetzung

Bei der letzten Überprüfung der Dax-Indizes der Deutschen Börse in diesem Jahr dürfte es zu keinem grossen Stühlerücken kommen. Für den Leitindex Dax zeichnen sich laut Ranglisten bei der Entscheidung am Mittwoch keine Veränderungen ab. Im Nebenwerteindex MDax dürften die Plätze von drei Unternehmen wackeln, darunter der erst im September in den Auswahlindex zurückgekehrte Finanzdienstleister Hypoport. Dessen Aktien haben seitdem rund 25 Prozent eingebüsst. Ebenfalls abstiegsgefährdet sind Befesa und Siltronic. Als Aufsteiger stünde unter anderem Encavis parat. Der Wind- und Solarparkbetreiber war erst im September in den Kleinwerte-Index SDax abgestiegen. Auch Evotec und DWS laufen sich für einen Sprung in den MDax warm.

Im Blick werden Investoren den Tarifkonflikt bei Europas grösstem Autobauer Volkswagen behalten, bei dem die Zeichen auf Streik stehen. Der Konzern will eine Lohnkürzung um zehn Prozent, was die Gewerkschaft strikt ablehnt. Zum anderen geht es um die Überkapazitäten bei VW, auf die das Unternehmen mit der Schliessung von Werken antworten will.

(Reuters/cash)